Chaos pur: Twitter nimmt Verbot von Links zur Konkurrenz zurück – und lässt jetzt darüber abstimmen

Elon Musk verbietet Twitter-Nutzer:innen das Verlinken zur Konkurrenz. (Bild: dpa)
Seit Wochen sorgt Tesla- und SpaceX-Chef Elon Musk mit seinen Vorgaben rund um den für 44 Milliarden US-Dollar übernommenen Kurznachrichtendienst Twitter für Schlagzeilen.
Twitter nimmt Link-Verbot zurück
Jetzt sind Musk und Twitter einmal mehr im Fokus einer wahren Schlagzeilenflut. Denn nachdem Twitter in der Nacht zu Montag (mehr dazu weiter unten) überraschend Link-Verbote für Konkurrenten wie Meta (Facebook und Instagram) oder Truth Social aussprach, nahm das Unternehmen dieses Verbot Stunden später wieder zurück.
Die entsprechende Richtlinie ist gelöscht. Sie hätte auch gegen EU-Recht verstoßen. Allerdings ist das Thema damit beileibe nicht gegessen: Auf Twitter kann man derzeit darüber abstimmen, ob ein solches Verbot, das übrigens auch Link-Aggregatoren wie linktr.ee betraf, wieder eingeführt werden soll.
Anders als bei der Abstimmung über die Zukunft von Elon Musk als Twitter-CEO geht das Chaosunternehmen hierbei allerdings nur ein geringes Risiko ein. Wie zu erwarten war, spricht sich die große Mehrheit der Twitter-Nutzer:innen gegen ein Verbot von Links zur Konkurrenz aus.
Elon Musk und seine Twitter-Skandale
Massenentlassungen, Matratzen in Büros, Comeback für Fake-News-Verbreiter:innen, verprellte Werbekund:innen, verweigerte Mietzahlungen und zuletzt die Sperre für den Collegestudenten Jack Sweeney, der als @elonjet die – öffentlich verfügbaren – Standortdaten von Musks Privatjet postet(e).
Im Zuge eines wahren Rundumschlags gegen @elonjet hatten Musk und Twitter zunächst den Bot-Account und anschließend Sweeneys privaten Account gesperrt. Der wechselte anschließend zu Mastodon und Facebook.
@elonjet und Techjournalisten gesperrt
Kurz darauf erwischte es einige US-Techjournalist:innen, die im Zuge der Berichterstattung wohl auch Screenshots zu den bei @elonjet geposteten – noch einmal: öffentlich verfügbaren – Standortdaten des Musk-Jets veröffentlicht hatten.
Kurz vorher oder nachher waren auch keine Links mehr zu Mastodon möglich. Dahin waren neben Sweeney auch viele weitere Twitter-Nutzer:innen abgewandert. Kurzzeitig traf es dann weitere soziale Netzwerke.
Twitter untersagt Links zur Konkurrenz
Wie es für ein paar Stunden in einer mittlerweile gelöschten neuen Richtlinie hieß, waren Links zu folgenden Plattformen verboten: Facebook, Instagram, Mastodon, Truth Social, Tribel, Post und Nostr. Darüber hinaus wurden beliebte Link-Aggregatoren wie linktr.ee oder lnk.bio ebenfalls verbannt.
Twitter begründete das damit, dass auf seiner Plattform keine „kostenlose Werbung“ mehr für die Konkurrenz möglich sein solle. Freilich könne kostenpflichtige Werbung für Facebook- oder Instagram-Links geschaltet werden.
Telegram und Tiktok offenbar nicht betroffen
Interessanterweise waren Telegram und Tiktok, aber auch Youtube anscheinend nicht von dem Verbot betroffen. Das Posten von Links zu Accounts auf diesen Plattformen – „zu allen nicht aufgeführten“ – stelle keinen Verstoß gegen diese Richtlinie dar, hieß es von Twitter.
Wer gegen die – mittlerweile nicht mehr aktive – Richtlinie verstieß, hätte die Löschung des Tweets, aber auch des gesamten Accounts riskiert. Nur sogenannte Cross-Posts auf verschiedenen Plattformen gleichzeitig wären erlaubt gewesen.
Bei Umgehung droht Suspendierung
Eine Suspendierung hätte laut Twitter jenen gedroht, die versucht hätten, das Verbot durch sogenanntes URL-Cloaking oder das Ausschreiben mit „Punkt“ statt „.“ zu umgehen. Auch Screenshots von Accounts auf den betroffenen Konkurrenzplattformen waren laut der Richtlinie untersagt.
Ähnlich wie Musks frühere Aussagen zur Unterstützung von freier Rede und Meinungsfreiheit nach der Sperre für die Journalist:innen in Zweifel zu ziehen sind, gab es auch zu der neuesten Entwicklung einen verräterischen Tweet.
Musk: Wer die Mauer bauen muss, ist der Böse
Im Juni 2022 erklärte Musk via Twitter: „Der Härtetest für zwei konkurrierende sozioökonomische Systeme ist, welche Seite eine Mauer bauen muss, um die Menschen an der Flucht zu hindern. Jenes ist das Böse!“
Womit er ja gar nicht einmal unrecht hat. Die passende Frage dazu lautet: Was ist mit konkurrierenden Social-Media-Plattformen?