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Analyse

Uber: Was das Hype-Startup jetzt ändern muss

Dass Travis Kalanick vorläufig gegangen ist, ändert bei Uber wenig. Das Hype-Startup muss sich grundlegend neu erfinden.

Von Lisa Hegemann
2 Min.
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Uber kämpft derzeit an mehreren Fronten mit Problemen. (Foto: Shutterstock/AlesiaKan)

Dass es im Unternehmen wenig ändert, wenn der Chef geht, zeigte sich bei Uber noch am Tag des Abgangs von Travis Kalanick. Auf einer Mitarbeiterversammlung forderte Arianna Huffington, Vorstandsmitglied bei dem Hype-Startup, am Dienstag mehr Frauen für die Führungsebene. Die Erfahrung zeige, dass ein weibliches Vorstandsmitglied andere Frauen anziehe. Ihr Vorstandskollege David Bonderman gab daraufhin zurück: „Tatsächlich zeigt es, dass dann sehr viel mehr Gerede wahrscheinlich ist.“

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Vielleicht bringt diese Reaktion das Problem von Uber am treffendsten auf den Punkt. Der Ernst der Lage scheint einfach noch nicht bei jedem im Unternehmen – inklusive des Vorstands – angekommen zu sein. Seit Monaten kämpft der Fahrdienst mit Problemen im eigenen Haus, bei einer Untersuchung wurden insgesamt 215 Beschwerden wegen Sexismus, Diskriminierung und Mobbing geprüft. Auch die Führungskultur von Travis Kalanick wurde mehrfach angeprangert. Prominente Aufmerksamkeit erhielt vor allem ein Streit des Gründers mit einem Fahrer, bei dem Kalanick nicht gut wegkam.

Uber-Gründer Travis Kalanick. (Foto: dpa)

All das hat den Unternehmenslenker nun mutmaßlich seinen Posten gekostet. Und trotzdem hält es noch jemand im Vorstand für witzig, einen sexistischen Kommentar zu bringen. Bei Uber gilt offenbar der Leitfaden: Schlimmer geht’s immer. Die Reaktion Bondermans zeigt, dass der Kern der Probleme nicht in einer einzelnen Person liegt, sondern dass er in der gesamten Unternehmenskultur des Fahrdienstes verankert ist. Problembewusstsein? Nicht vorhanden.

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Drei Punkte, die Uber jetzt angehen muss

Der Abgang von Travis Kalanick ändert deshalb wenig. Uber muss seine Werte grundlegend neu denken. Das fängt damit an, die Mitarbeiter für die Themen Diskriminierung und Sexismus zu sensibilisieren. Uber hat damit bereits begonnen: 31 Mitarbeiter wurden nach Firmenangaben in Schulungen geschickt. Aber das kann nur ein Anfang sein. Das mit 68 Milliarden US-Dollar bewertete Startup muss das Thema in jedem Team, in jeder Abteilung ansprechen. Auch wenn 215 Beschwerden bei rund 12.000 Mitarbeitern nach wenig klingen, sind das keine Einzelfälle, sondern sie beschreiben ein tiefergehendes Problem.

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Es müssen zudem Konsequenzen folgen. Die 20 Mitarbeiter, die Uber kürzlich entlassen hat, reichen nicht aus. Für einen Neustart muss das US-Unternehmen auch die mittlere Führungsebene auseinandernehmen. Es müssen nicht gleich alle Abteilungsleiter entlassen werden. Aber die Personalabteilung sollte ganz genau prüfen, welche Einstellungen die jeweiligen Teamchefs vertreten. Denn bisher wurde diskriminierendes und sexistisches Verhalten bei Uber mindestens ignoriert, wenn nicht sogar toleriert. Dafür ist nicht nur die Führungsebene ganz oben verantwortlich. Auch auf mittlerer und unterer Ebene hielt es offenbar niemand für notwendig, die Missstände zu beseitigen.

Vor allem aber muss es eine Anlaufstelle im Unternehmen geben, an die sich Betroffene wenden können. Das kann ein Schlichter sein, ein Diskriminierungsbeauftragter, ein Happiness-Manager. Diese Personen sollten für jeden Mitarbeiter jederzeit zu erreichen sein und Fehlverhalten nicht nur registrieren, sondern auch aktiv an der Problemlösung arbeiten. Die Untersuchung, die Uber nun veröffentlicht hat, hilft schließlich nicht beim Umgang mit Diskriminierung und Sexismus im Alltag.

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 Nur weil der Kopf entfernt wird, riecht der Fisch noch lange nicht gut.

Der Fisch stinkt vom Kopf, heißt es so schön in einem deutschen Sprichwort. Aber ganz so einfach ist es im Fall von Uber nicht. Nur weil der Chef geht, sind noch lange nicht alle Probleme gelöst. Oder um im Bild zu bleiben: Nur weil der Kopf entfernt wird, riecht der Fisch nicht automatisch gut.

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