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Interview

Unten ohne im Pitch – das waren die größten Fuck-ups des Refurbed-Gründers

Kilian Kaminski, 32, ist der Mitgründer von Refurbed, einem Online-Marktplatz für gebrauchte Elektronikartikel. Mit t3n teilt er exklusiv seine größten Fuck-ups – und was er daraus gelernt hat.

Von Insa Schniedermeier
5 Min.
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Kilian Kaminski – der Refurbed-Gründer ist Teil der begehrten 30-unter-30-Liste von Forbes. (Bild: Marko Mestrovic)

Bereits die Geschichte der 2017 gegründeten Online-Plattform Refurbed begann mit einem Fuck-up. Co-Gründer Peter Windischhofer hatte über eine Website für Gebrauchtwaren ein iPhone erworben. Das ging jedoch nach nur wenigen Wochen kaputt und ohne Garantie musste er den Schaden aus eigener Tasche bezahlen. Dabei hatte sich Windischhofer bewusst für das Risiko und gegen die Sicherheit eines Neugeräts entschieden, denn er wollte CO₂-Emissionen sowie Ressourcen einsparen und die weitere Erzeugung von Elektroschrott vermeiden. Mit Refurbed wollten Peter Windischhofer, Jürgen Riedl und Kilian Kaminski dieses Problem lösen und bieten ihren Konsument:innen gebrauchte Elektronikartikel mit zwölf Monaten Garantie an.

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Wir haben mit Co-Gründer Kilian Kaminski, 32, über die größten Fuck-ups von Refurbed gesprochen und darüber, wie er zum Thema Fehlerkultur steht.

t3n: Herr Kaminiski, war für Sie schon immer klar, dass Sie einmal gründen wollen? 

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Kilian Kaminski: Erst ja, dann nein, dann wieder ja. Als Kind habe ich meinen Vater immer bewundert. Ich erinnere mich daran, wie er in einem großen, schwarzen Sessel saß, wenn ich ihn in seinem Büro besucht habe. Da dachte ich mit meinen fünf Jahren: „Er muss Chef sein, das will ich auch!“ Als ich jedoch älter wurde und mir die Verantwortung und Risiken einer Chefposition bewusster wurden, war dies plötzlich doch nicht mehr so interessant.

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Wie das Leben aber spielt: Nach einigen Positionen im Angestelltenverhältnis habe ich mich gemeinsam mit Peter Windischhofer und Jürgen Riedl dazu entschlossen, Refurbed zu gründen – und war dann plötzlich Gründer und Chef. Gerade weil ich Risiken eher meide, geht die Rolle eines Gründers gegen meine Persönlichkeit. Der Stress des hohen Risikos, die oftmals fehlende Planung gerade in der Gründungszeit, zum Beispiel während der Finanzierungsrunden. Paradoxerweise war ich aber nie glücklicher!

t3n: Was war Ihr „biggest Fuck-up“ in den letzten Jahren? 

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Kilian Kaminski: Weniger Fuck-up und mehr eine lustige Anekdote: Peter und ich haben einen Pitch in einer Sauna in Finnland gehalten und ich bin davon ausgegangen, dass wir das Ganze in typisch deutscher Sauna-Manier tun: Nur mit Handtuch bekleidet! Als wir dann an der Reihe waren, wurde uns ziemlich schnell klar, dass jeder andere in Badekleidung kam – sowohl die Investor:innen als auch die anderen Gründer:innen. Das einzige Learning, was sich aus diesem Erlebnis allerdings für uns ergeben hat, ist, dass wir uns besser über die Umstände der Pitches informieren sollten. Aber diese Art der Pitch-Location kam nie wieder vor.

Ein Fuck-up, aus dem wir viel lernen konnten, war jedoch während unserer internationalen Expansion. Einer der Märkte, die wir als Teil der Internationalisierung mit angegangen sind, war Polen. Trotz einer groben Idee des lokalen Nachhaltigkeitsverständnisses sind wir davon ausgegangen, mit unseren Produkten auch hier zu punkten. Es gab eine lokale Website, Marketingaktivitäten und mehr. Wir haben aber recht schnell gemerkt, dass Nachhaltigkeit nicht in allen europäischen Ländern den gleichen Stellenwert hat. Die Expansion nach Polen war bisher leider ein Misserfolg.

t3n: Wann haben Sie gemerkt, dass da etwas schiefläuft?

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Kilian Kaminski: Uns war schnell klar, dass unsere Kommunikation vor Ort nicht funktioniert. Wir haben unseren Schwerpunkt auf den Nachhaltigkeitsaspekt von refurbished Produkten gelegt, wobei der Preisvorteil eine größere Relevanz gehabt hätte. Wir kannten den Markt nicht gut genug, um erfolgreich zu launchen.

t3n: Wie haben Sie das korrigiert?

Kilian Kaminski: Nach und nach haben wir die Marketingaktivitäten vor Ort eingestellt. Wir beobachten den Markt jedoch genau und warten darauf, ob sich der Trend in Richtung Nachhaltigkeit weiterentwickelt und wir dann einen neuen Anlauf starten. Unser Ziel ist es bekanntlicherweise immer, Kreislaufwirtschaft und nachhaltigen Konsum in der breiten Masse bekannt zu machen. Aus diesem Grund ist das auch unser erster kommunikativer Schritt in einem neuen Markt. Dass ein Land noch nicht genug Awareness für diese Themen hat, heißt jedoch nicht, dass dies so bleibt: Wir halten uns jedenfalls für einen potenziellen Neu-Launch bereit, sobald wir die lokale Entwicklung sehen und den Zeitpunkt sowie die nötigen Aktivitäten besser abschätzen können. Seitdem ist unsere Herangehensweise allerdings ganz klar: Wir müssen mit lokalen Expert:innen zusammenarbeiten!

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t3n: Wie stellen Sie sicher, dass das nicht wieder passiert?

Kilian Kaminski: Es gab zwei verschiedene Learnings: Vorerst haben wir nun immer lokale Country-Manager:innen als Expert:innen vor Ort, die nicht nur Sprache und Kultur, sondern auch Menschen und Bewusstsein des jeweiligen Landes kennen und verstehen. Das ermöglicht uns, intensiver und individueller auf die Needs der lokalen Märkte einzugehen, mehr Kunden zu erreichen und damit bessere Conversions zu erzielen.

Zweitens: Research, research, research. Auch wenn datenbasiertes Arbeiten schon immer unsere Herangehensweise ist, hat es in diesem Fall nicht ausgereicht. Aber auch mit diesem Learning ist klar, dass uns wieder Fehler passieren werden. Seit diesem Misserfolg achten wir nur noch mehr darauf, das Land, in dem wir launchen wollen, besser zu verstehen und unsere Messages immer wieder lokal anzupassen – auch wenn Nachhaltigkeit immer im Zentrum steht. Außerdem haben wir ein „Playbook“ für die Expansion in neue Märkte entwickelt, welches uns eine grundlegende Guideline gibt. Die Guidelines überarbeiten wir bei jedem Länder-Launch und lokalisieren sie weiter. So stellen wir sicher, dass jeder neue Launch besser wird als der vorherige!

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t3n: Wie stehen Sie zum Thema Fehlerkultur insgesamt?

Kilian Kaminski: Es gibt wohl kaum eine Person, die es liebt, Fehler zu machen. Lieber feiern wir Erfolge. Aber ich finde, dass Fehler gut sind, weil sie uns dazu zwingen, über uns hinauszuwachsen, unsere Sicht- und Arbeitsweisen zu hinterfragen. Und sind wir ehrlich, Fehler machen ist menschlich und wir arbeiten (am liebsten) mit Menschen zusammen! Gerade in der Gründungsphase und anfangs im kleinen Team sind Fehler absolut unausweichlich. Es ist jedoch wichtig, sich Fehler einzugestehen, zu erkennen, wenn man Support und Expertise von anderen Menschen braucht und aus Fehlern zu lernen. Nur so ist langfristiges Wachstum möglich – sowohl als Person als auch als Unternehmen.

t3n: Was sollten unsere Leser:innen noch unbedingt wissen?

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Kilian Kaminski: Verliert die Angst, Fehler zu machen! Wir sind alle nur Menschen und jede:r wird Unmengen an Fehlern und Fuck-ups im Laufe des Lebens begehen. Und mal ganz ehrlich: Das Leben wäre doch langweilig, wenn alles glattlaufen würde. So wie Menschen ihre Ecken und Kanten haben, so verläuft auch das Leben nicht linear. Wir erleben Höhen und Tiefen und es zählt, wie wir damit umgehen. Die Erfahrungen, die wir aus diesen Situationen mitnehmen, formen uns als Mensch. Begrüßt also jeden Fehler und jeden noch so kleinen Fuck-up.

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