
Als Apple seine kleinen Ohrstöpsel vor drei Jahren erstmals präsentierte, waren sie der Lacher im Netz. Seitdem hat sich das Blatt gewendet: Sie sind mittlerweile fester Bestandteil des Straßenbildes in Groß- und Kleinstädten und gelten als das Apple-Produkt mit dem stärksten Wachstum. Es wird erwartet, dass allein in diesem Jahr um die 50 Millionen Einheiten der Airpods abgesetzt werden. Befeuert werden könnten die Absätze von den neuen Airpods Pro – den ersten Ohrstöpseln aus dem Hause Apple mit aktiver Geräuschunterdrückung.

True-Wireless-Ohrhörer wie etwa die Apple Airpods Pro sind in fast aller Ohren. (Foto: t3n)
Doch nicht nur Apple, sondern immer mehr Unternehmen bieten Produkte dieser Kategorie an – nach Samsung sind zuletzt Huawei, Microsoft und Google auf den Zug aufgesprungen und kämpfen um die Gunst der Kunden. In dem Sektor ist wie man so schön sagt „Musik drin“ – das zumindest meinen die Marktforscher IDC, die der Kategorie Hearables ein stärkeres Wachstum als Wearables voraussagt.
Varta legt dank Run auf True-Wireless-Ohrstöpsel starkes Wachstum hin
Während viele Tech-Unternehmen sich um die Aufmerksamkeit der Kunden streiten müssen, kann sich das deutsche Traditionsunternehmen Varta über den erstarkenden Trend freuen. Denn der Hersteller ist für die Produktion der kleinen Energiezellen verantwortlich, die in jedem den Ohrstöpsel verbaut werden. Varta beliefert dabei nicht nur Samsung und Sony, sondern allem Anschein auch Apple. Letzter will zwar nicht genannt werden, die Anzeichen sind aber eindeutig.

Varta-Coinpower-Mikrobatterien befeuern nicht nur Hörgeräte, sondern zunehmend True-Wireless-Ohrhörer. (Bild: Varta)
Der süddeutsche Batteriespezialist Varta (Akronym für: Vertrieb, Aufladung, Reparatur transportabler Akkumulatoren) hatte am Dienstag angekündigt, seine Wachstumsprognosen für 2019 anzuheben, was aus der außergewöhnlich starken Nachfrage seiner Mikrobatterien resultiert. Die Lithium-Ionen-Akkus Vartas, die nur etwa halb so groß wie eine zehn Eurocent-Münze sind, kommen einerseits in Hörgeräten zum Einsatz, aber auch in den angesagten True-Wireless-Ohrstöpseln und kabellosen Premium-Kopfhörern, die laut Unternehmensangaben ein jährliches Wachstum von über 30 Prozent hinlegen.
Ausbau der Kapazitäten als Indikator, dass Apple Varta-Kunde ist

Hearable-Marktanteile Q2 2019 laut IDC. (Grafik: IDC)
Dass der Absatz der offiziellen Kunden wie Samsung oder Sony ausreicht, um den Anfang September angekündigten Ausbau der Produktion bis 2022 auf mehr als 150 Millionen Zellen jährlich auszubauen, wird derweil angezweifelt. So kontrolliere Apple rund 60 Prozent der Bluetooth-Headset-Kategorie – ohne den Konzern aus Cupertino sei Varta das in Aussicht gestellte hohe Wachstum schwer möglich, schreibt Börse-Online und bezieht sich dabei auf Robert-Jan van der Horst, Analyst der Hamburger Bank M.M. Warburg. Van der Horst ist überzeugt:„Der starke Ausbau der Kapazitäten bei Varta ist ein Indikator dafür, dass Apple bereits auf der Kundenliste steht.“ Die Reparaturexperten von iFixit legen wenige Tage nach der Vorstellung der Airpods Pro leider keinen eindeutigen Beweis vor – in Apples Ohrstöpseln sind in Deutschland gefertige Batterien des Typs CP1154 verbaut, auf denen kein Varta-Schriftzug zu finden ist. Anders auf den Akkus der Galaxy Buds von Samsung (rechts), in denen das Varta-Modell CP1254 zum einsatz kommen. Dennoch: Es ist kurios, dass Apples Mikrobatterien rein zufällig eine ähnliche Modellbeschreibung wie Varta-Akkus aufweisen. Das CP steht bei den Akkus aus Ellwangen für Coinpower.

iFixit : Vartas Coinpower-Miniakkus stecken in Apples Airpods Pro. (Foto: iFixit)
Dass so viele große Techkonzerne bei Varta in Ellwangen für die Mikrobatterien anklopfen, hat mit der hohen Energiedichte zu tun: Sie sollen eine bis zu 30 Prozent höhere Energiedichte besitzen als die Knopfzellen der Mitbewerber. Der Technologievorsprung gegenüber der Konkurrenz könne der Welt zufolge noch ausgebaut werden. Varta will die Energiedichte noch in diesem Jahr um weitere 20 Prozent erhöhen. Zudem hält der Konzern es für möglich, mit den derzeit verfügbaren Technologien eine Steigerung um zusätzliche 50 Prozent zu erzielen.
Commerzbank-Analyst Stephan Klepp ist laut einem Bericht der Welt überzeugt, dass es in Deutschland nur wenige Unternehmen mit einer solchen Chance auf explosives Wachstum über den -Zeitraum der nächsten 18 Monate gebe. „Die Aktie hat sich zwar dieses Jahr bereits verdreifacht, aber das ist erst der Anfang.“