Anzeige
Anzeige
Fundstück
Artikel merken

Verzögerungen by Design: Warum macOS Catalina so langsam ist

Professionelle Mac-Nutzer beschweren sich über spürbare Verzögerungen und Hänger bei der Nutzung von macOS. Dabei sollen die Effekte erst nach dem Update auf die Version 10.15, genannt Catalina, aufgetreten sein.

3 Min. Lesezeit
Anzeige
Anzeige
macOS Catalina. (Screenshot: macOS / t3n)

macOS 10.15 soll für manche Nutzer deutlich an Geschwindigkeit verloren haben. Von Wartezeiten bis zu einer Sekunde bei bestimmten Systemoperationen und bis zu 30 Sekunden bei App-Starts ist die Rede. Nachdem zuerst die bekannten Entwickler und Autoren Marco Arment und John Siracusa in ihrem ATP-Podcast auf das Problem aufmerksam gemacht hatten, nahm sich Textmate-Entwickler Allan Odgaard das Problem vor.

Einfache Workarounds funktionieren, sind aber zu radikal

Anzeige
Anzeige

Odgaard konnte die Probleme reproduzieren und einige Workarounds vorschlagen. Nach seinen Erkenntnisses sind macOS-Systemfunktionen für die Verzögerungen verantwortlich. Genauer handelt es sich dabei um solche Systemfunktionen, die eine Internetverbindung erfordern.

Entsprechend besteht laut Odgaard der einfachste Workaround für die Beseitigung der Performanceprobleme darin, die Internetverbindung des jeweiligen Geräts zu kappen. Danach lief sein System absolut rund.

Anzeige
Anzeige

Die zweite Methode besteht in der Deaktivierung der Systemintegritätsprüfung (SIP, System Integrity Protection), auch als Rootless bezeichnet. Die mit OS X 10.11 El Capitan eingeführte SIP sorgt dafür, dass Programme und Anwender selbst mit Root-Rechten keine System-Ordner von macOS mehr verändern können.

Anzeige
Anzeige

SIP beschränkt auch Zugriffe auf laufende Prozesse, was unter anderem Debugging-Funktionen einschränkt. Deshalb funktionieren einige Tools, die in das System eingreifen, wie etwa der macOS-eigene Terminal-Befehl opensnoop nur ohne SIP-Schutz. Nach der Abschaltung der SIP stellte Odgaard jedenfalls eine erhebliche Beschleunigung seines Systems fest. Alle Verzögerungen konnte er auf diese Weise jedoch nicht beseitigen.

Probleme mit Apples Beglaubigungsfunktion

Bei weiteren Untersuchungen fand Odgaard dann Hinweise auf einen Zusammenhang mit Apples neuer Beglaubigungsfunktion. Die stark verschärften Voraussetzungen für eine Beglaubigung einer außerhalb des Mac-App-Stores vertriebenen App waren von Apple ursprünglich bereits im letzten Jahr eingeführt worden. Nachdem es etlichen Entwicklern nicht schnell genug gelungen war, den neuen Bedingungen gerecht zu werden, hatte Apple die Frist für die Einhaltung derselben noch mal auf Januar 2020 verlängert.

Anzeige
Anzeige

Noch bis Januar 2020 wurden demnach Apps von Apple beglaubigt, denen die Hardened-Runtime-Fähigkeit oder die Developer-ID-Signatur fehlte. Auch sichere Timestamps für die Code-Signing-Signatur waren zunächst keine Pflicht. Zudem durften Entwickler ein älteres SDK verwenden und das Sandbox-Entitlement com.apple.security.get-task-allow konnte einen Wert haben, „der allen Variationen von true“ entspricht.

Die Beglaubigung einer App erfolge laut Apple schnell und automatisiert über das Web. An dem Begriff der Schnelligkeit hat Odgaard indes seine Zweifel. Bis zu sieben Sekunden musste er auf eine Autorisierung beim Aufruf einer neuen ausführbaren Datei warten – unerheblich, ob der Start via Finder oder über ein Shell-Script stattfand. Beim regulären App-Start stellte Odgaard Verzögerungen zwischen fünf und 30 Sekunden fest.

Für Entwickler sieht Odgaard ein besonderes Problem darin, dass im Development-Zyklus immer wieder neue Versionen einer App oder Komponente getestet werden müssen, was dann jeweils zu den beschriebenen Verzögerungen führen würde. Apple habe auf die Fehlerdokumentation ablehnend geantwortet und erklärt, das Verhalten sei so beabsichtigt („by design“).

Anzeige
Anzeige

Probleme beim Zugriff auf Systemordner und den Schlüsselbund

Damit nicht genug. Auch der Zugriff auf Systemordner mit Nutzerrechtebeschränkung erfolge verzögert, so Odgaard. Dabei reiche bereits die Anforderung, den Namen oder das Icon des jeweiligen Ordners anzuzeigen, um Apples Verifikationsprozess anzustoßen, der über den Sandbox-Prozess des Systems laufe und rund 150 Millisekunden pro Request brauche. Zwar werde der Request in einen Cache geschrieben. Der jedoch werde bei jedem Neustart gelöscht. Auch dieser Fehler sei Apple bereits bekannt.

Da die Problematik mit der Mac-Sicherheit verbunden zu sein scheint, ist es nur konsequent, dass Odgaard ebenso Verzögerungen feststellte, wenn Apps auf den Schlüsselbund, also die zentrale Passwortverwaltung des macOS, zugreifen wollten.

Diskussion um Odgaards Erkenntnisse entbrannt

Unter Odgaards Beitrag und auf Hacker News, sowie in Developer-Blogs hat sich eine differenzierte Diskussion entwickelt. Dabei überwiegen jene, die die Probleme auf die ein oder andere Weise bestätigen können, gegen jene, die behaupten, Odgaard habe sich schlicht nicht an die neuen Apple-Konventionen gehalten und müsse sich von daher nicht wundern, dass er Probleme bekomme. Apple hat sich bislang nicht weiter geäußert.

Anzeige
Anzeige

Passend dazu: Apple-Hacker: Windows ist jetzt viel sicherer als macOS

Mehr zu diesem Thema
Fast fertig!

Bitte klicke auf den Link in der Bestätigungsmail, um deine Anmeldung abzuschließen.

Du willst noch weitere Infos zum Newsletter? Jetzt mehr erfahren

Anzeige
Anzeige
Schreib den ersten Kommentar!
Bitte beachte unsere Community-Richtlinien

Wir freuen uns über kontroverse Diskussionen, die gerne auch mal hitzig geführt werden dürfen. Beleidigende, grob anstößige, rassistische und strafrechtlich relevante Äußerungen und Beiträge tolerieren wir nicht. Bitte achte darauf, dass du keine Texte veröffentlichst, für die du keine ausdrückliche Erlaubnis des Urhebers hast. Ebenfalls nicht erlaubt ist der Missbrauch der Webangebote unter t3n.de als Werbeplattform. Die Nennung von Produktnamen, Herstellern, Dienstleistern und Websites ist nur dann zulässig, wenn damit nicht vorrangig der Zweck der Werbung verfolgt wird. Wir behalten uns vor, Beiträge, die diese Regeln verletzen, zu löschen und Accounts zeitweilig oder auf Dauer zu sperren.

Trotz all dieser notwendigen Regeln: Diskutiere kontrovers, sage anderen deine Meinung, trage mit weiterführenden Informationen zum Wissensaustausch bei, aber bleibe dabei fair und respektiere die Meinung anderer. Wir wünschen Dir viel Spaß mit den Webangeboten von t3n und freuen uns auf spannende Beiträge.

Dein t3n-Team

Melde dich mit deinem t3n Account an oder fülle die unteren Felder aus.

Bitte schalte deinen Adblocker für t3n.de aus!
Hallo und herzlich willkommen bei t3n!

Bitte schalte deinen Adblocker für t3n.de aus, um diesen Artikel zu lesen.

Wir sind ein unabhängiger Publisher mit einem Team von mehr als 75 fantastischen Menschen, aber ohne riesigen Konzern im Rücken. Banner und ähnliche Werbemittel sind für unsere Finanzierung sehr wichtig.

Schon jetzt und im Namen der gesamten t3n-Crew: vielen Dank für deine Unterstützung! 🙌

Deine t3n-Crew

Anleitung zur Deaktivierung
Artikel merken

Bitte melde dich an, um diesen Artikel in deiner persönlichen Merkliste auf t3n zu speichern.

Jetzt registrieren und merken

Du hast schon einen t3n-Account? Hier anmelden

oder
Auf Mastodon teilen

Gib die URL deiner Mastodon-Instanz ein, um den Artikel zu teilen.

Anzeige
Anzeige