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Viel Lärm um nichts? Was hinter den Vorwürfen gegen Getsafe steckt

Aufgebauschte Zahlen, leere Buzzwords: Anfang der Woche musste sich Insurtech Getsafe harte Vorwürfe gefallen lassen. Was steckt hinter den Anschuldigungen gegen den Online-Versicherer?

Von Vicky Isabelle Bargel
3 Min.
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Getsafe-Gründer Christian Wiens äußert sich zu den Vorwürfen gegen sein Unternehmen. (Foto: Getsafe / Friedemann Hertrampf)

Das Heidelberger Insurtech-Startup Getsafe steht kurz davor, eine große Finanzierungsrunde zu schließen. Eine der Größten, die es im Insturtech-Bereich in Deutschland je gab. Allerdings soll es einige Ungereimtheiten hinsichtlich bisher kommunizierter Zahlen und der Technologie des App-Versicherers geben. Diese Vorwürfe machte zumindest Finance Forward Anfang der Woche laut. Was steckt hinter den Anschuldigungen, Getsafe bausche sich selber übertrieben auf? Im Interview mit t3n hat Christian Wiens, der Gründer und CEO von Getsafe, Stellung bezogen.

Getsafe ist so erfolgreich wie nie, oder?

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Vor mittlerweile sieben Jahren hat Christian Wiens das Insurtech Getsafe gegründet. In der Geschichte des Startups gab es einige Pivots. Einst hat es mit einem reinen Online-Maklergeschäft angefangen, mittlerweile vertreibt Getsafe eigene Versicherungspolicen. Im Mai, mitten während der Corona-Pandemie, hat das Startup seinen Markenauftritt umfangreich überarbeitet. Laut des Gründers soll es während der Coronakrise so gut gelaufen sein wie noch nie. „March was the most successful month in Getsafe’s history with more than 10.000 policies sold!“, schreibt er stolz auf Linkedin.

Trotzdem soll laut Finance Forward hinter all dem Erfolg mehr Schein als Sein stecken. Getsafe habe eine Finanzierungsrunde größer kommuniziert, als sie tatsächlich gewesen sei. Konkret gehe es vor allem um die Series A von Getsafe, die 2019 verkündet worden war. Getsafe selbst sprach von 15 Millionen Euro frischem Kapital, Sven Schmidt sprach im Podcast von Deutsche Startups schon damals von lediglich 7 Millionen. Finance Forward selber stellte eine Summe von 8,5 Millionen Euro in den Raum. Auch bei der Technologie soll Getsafe in der Kommunikation ein bisschen geflunkert haben. So intelligent, wie behauptet wird, sollen die Algorithmen von Getsafe gar nicht sein. So lauten zumindest die Anschuldigungen anonymer Investoren, auf die sich Finance Forward beruft.

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Doch was ist dran?

„Wir haben bei Getsafe ein klares Mantra“, sagt Gründer Wiens. „Es wird nie irgendwas Unwahres nach außen kommuniziert.“ Woher die Spekulationen von Finance Forward kommen, wisse er nicht, sagt Wiens. Die Vorwürfe, Getsafe habe seine 15-Millionen-Series-A zu groß verkündet, stimmen so nicht. Early Bird ist 2019 als Lead Investor bei Getsafe eingestiegen, auch die Bestandsinvestoren haben ihre Beteiligung erhöht. Das alleine habe dann zwar tatsächlich nicht die gesamten 15 Millionen der Finanzierungsrunde ausgemacht, wie Wiens zugibt, trotzdem seien insgesamt 15 Millionen Euro frisches Kapital in das Unternehmen geflossen. In diese Summe sind nämlich Erlöse aus einem Software-Verkauf an Verivox 2018 mit eingeflossen.

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„Die Kritik nehme ich an.“

Doch warum hat Getsafe diese Summen zusammengelegt, wenn der Erlös aus dem Verkauf an Verivox de facto gar nicht Teil der Series A war? „Für uns ist das frisches Cash, das reinkommt. Das haben wir komplett in das Unternehmen reinvestiert.“ Außerdem durfte der Verkauf an Verivox und Prosiebensat1 nicht als einzelne Meldung veröffentlicht und die Summe des Erlöses offiziell auch nicht nach außen kommuniziert werden. Um den Erfolg des frischen Geldes für Getsafe durch den Verkauf trotzdem öffentlich zu feiern, habe man sich eben entschieden, den Erlös mit der Series A zusammenzulegen. Der Großteil der 15 Millionen sei aber von den Investoren gekommen. „Das hätten wir vielleicht ein bisschen transparenter machen können. Die Kritik nehme ich an, finde es aber als Vorgehensweise völlig gerechtfertigt“, gibt Wiens zu.

Nur Buzzwords und sonst nichts?

Tatsächlich ist die Kritik von Finance Forward, Wiens wolle sein Unternehmen nach außen vor allem gut verkaufen, also nicht ganz unberechtigt. Verwundern dürfte das in der Startup-Welt allerdings niemanden. Alleine ist Wiens damit in der Branche nämlich sicherlich nicht. Neben den Vorwürfen zu beschönigten Zahlen steht aber auch noch die Spekulation im Raum, dass Insurtech seine Technologie unnötig aufbauschen würde. Getsafe selbst spricht von einer „AI-gestützten Infrastruktur“. Branchenmagazin Finance Forward sieht das wiederum anders. „Investoren, die sich die Firma kürzlich detailliert angeschaut haben, kamen zu einem anderen Urteil: Noch sei nicht viel Technologie vorhanden“, schreiben sie in ihrem Beitrag.

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Auf Nachfrage von t3n ordnet Getsafe-CEO Wiens auch diese Anschuldigungen ein. „Je mehr Datensätze wir verarbeiten, desto intelligenter wird unsere Technologie.“ Dass die Algorithmen bei 5.000 verkauften Versicherungspolicen noch nicht so weit entwickelt waren wie aktuell bei mehr als 160.000, sei schließlich logisch. In seiner Stellungnahme deutet Wiens tatsächlich andere Hintergründe der Kritik durch die anonymen Investoren an: Es gehe eher um gekränkte Egos. Das Interesse an Getsafe würde wachsen, einigen Investoren hätte man eine Absage erteilen müssen.

Kritik sei durchaus etwas Positives

Insgesamt scheint Wiens die Gerüchte um sein Unternehmen eher positiv zu sehen, als sich davon beunruhigen zu lassen. Wenn es Gerüchte gibt, zeige das schließlich, dass man relevant ist. Trotzdem will Wiens sich nicht allzu sehr auf die Spekulationen einlassen. „Für uns sind die Kunden und ihre Zufriedenheit wichtig. Alles andere sind Gerede und Spekulationen in der Startup-Welt.“

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