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Vodafone öffnet sein Kabelnetz für Telefonica – das ist der Grund

Vodafone will das Kabelnetz der Unitymedia übernehmen. Die EU hat Bedenken – und der Internet-Provider jetzt einen Kooperationsvertrag mit der Konkurrenz von Telefonica. Der Kunde wird davon profitieren. 

3 Min. Lesezeit
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Vodafone-Zentrale in Düsseldorf. (Foto: dpa)

Der Kabelnetzbetreiber Vodafone hat jetzt bekannt gegeben, dass das Unternehmen die Konkurrenz von Telefonica in sein deutsches Kabelnetz lassen will. Ziel ist dabei offenbar, bei den Kartellwächtern der Europäischen Union Bedenken auszuräumen. Vodafone will den in NRW, Hessen und Baden-Württemberg tätigen Kabelnetzbetreiber Unitiymedia übernehmen – der Deal ist immerhin 18 Milliarden Euro schwer. Der Schritt würde Vodafone in die Lage versetzen, den deutschen Kabelmarkt weitgehend zu kontrollieren, was man aus gutem Grund vor einigen Jahren der Telekom nicht zugestehen wollte.

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„Unser Maßnahmenpaket hebt den Wettbewerb in Deutschland auf eine ganz neue Stufe“, erklärt Vodafone-Deutschlandchef Hannes Ametsreiter. „Es ist gut für den Verbraucher, gut für den Wettbewerb und gut für die Fernsehsender.“ Es ist aber auch ein Schritt, und damit sind wir bei den Auswirkungen, der den deutschen Internetmarkt nachhaltig verändern könnte. Denn sowohl Vodafone als auch Telefonica werden dadurch gestärkt – auf Kosten der Telekom, die in den letzten Jahren schon in diversen Bereichen Abstriche machen musste und als ehemaliger Monopolist jetzt erneut eine Kröte schlucken muss.

Für die Fernsehsender, die mit den Kabelnetzbetreibern Verträge eingehen, kann all das ein Vorteil sein. Denn sie müssen in Zukunft nur noch mit einem Partner verhandeln, auch wenn dessen Verhandlungsposition dadurch etwas besser wird, weil er eben ganz Deutschland verantwortet und möglicherweise weniger individuell auf ihre Bedürfnisse einegehen wird. Aktuell nutzen immer noch rund 16 Millionen Haushalte den Verbreitungsweg des Fernsehkabels – bei rund 18 Millionen Haushalten, die auf Satellitenversorgung setzen.

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Interessanter als das Fernsehkabel ist für die Netzbetreiber inzwischen aber naturgemäß das Geschäft mit Internet- und Telefonanschlüssen. Denn gerade hier können die Provider bereits mit der heutigen Technik Geschwindigkeiten gewährleisten, mit denen sie in vielen Gegenden zu den schnellsten Anbietern zählen.

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Vodafone verordnet Telefonica Geschwindigkeitsbegrenzung

Hinzu kommt, dass je nach Technik die Geschwindigkeit weniger stark einbricht, wenn viele an einem Verteiler angeschlossene Kunden beispielsweise datenintensives Streaming nutzen, wie es für hochauflösendes Fernsehen erforderlich ist. Dennoch bleibt auch das Internet via Kabelnetz ein „Shared Medium“, wenn auch mit größeren Reserven. Doch die EU hatte auch Bedenken dahingehend, dass im Bereich der VDSL-Anschlüsse durch den Zusammenschluss in den jeweiligen Bundesländern ein Anbieter wegfällt. Das dürfte jetzt zumindest ausgeräumt sein.

Die Zusammenarbeit zwischen Vodafone und Telefonica sieht zunächst vor, dass Telefonica über das Kabelnetz von Vodafone Netzzugänge bis 300 Megabit pro Sekunde für Internet und IT-basiertes Fernsehen verkauft, während Vodafone in einigen Gegenden durchaus Gigabit-Anschlüsse vertreiben kann (und auch die neu hinzukommende Unitymedia in zahlreichen Gegenden bereits deutlich schnelleres Internet bereitstellt).

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Auch wenn sich Vodafone damit einen USP und ein Filetstück für den eigenen Vertrieb vorbehält, ist das für viele Kunden ein echter Fortschritt, noch dazu, wenn die Telefonica die Netzreserven dazu nutzen würde, überall die tatsächlich zugesicherte Bis-zu-Geschwindigkeit zu gewährleisten. Ob Kunden, die über Telefonica den Zugriff auf das Vodafone-Netz nutzen, bei Netzproblemen schlechter gestellt sind – ihr Vertragspartner Telefonica wird hier gegebenenfalls mit Vodafone als Netzbetreiber verhandeln müssen – bleibt abzuwarten. In vergleichbaren Fällen, die aufgrund des guten Netzes in der Vergangenheit oftmals mit dem Telekom-Netz zu tun hatten, war dies in vielen Fällen das Problem.

Doch ganz sicher ist das alles noch nicht: Erforderlich ist die Zustimmung der EU-Kommission, wobei Vodafone durch den Schritt, Befürchtungen der Kartellwächter aus dem Weg zu räumen, durchaus bessere Chancen hat. Für die Kunden bedeutet das auf jeden Fall mehr Wettbewerb, für Telefonica die Notwendigkeit, die Kapazitäten beim Kundenservice weiter auszubauen.

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Dein t3n-Team

Hans Wurst

„…dass Telefonica über das Kabelnetz von Vodafone Netzzugänge bis 300 Megabit pro Sekunde für Internet und IT-basiertes Fernsehen verkauft, während Vodafone in einigen Gegenden durchaus Gigabit-Anschlüsse vertreiben kann…“

Wie bescheiden ich doch bin: mir würde es völlig ausreichen, wenn in unserem Vier-Personen-Haushalt 50 Mbit/s rund um die Uhr ankommen würden!

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