Der Digitalchef von VW prophezeit das Ende des Carsharings

Johann Jungwirth ist seit 2015 Digitalchef von VW (Foto: Jan Helge Petri)
In Werkskreisen wird er nur lässig JJ genannt: Johann Jungwirth ist seit 2015 Chief-Digital-Officer bei Volkswagen und damit für die digitale Transformation des Autobauers aus Wolfsburg verantwortlich. Den studierten Elektrotechniker zog es früh in die Autobranche, sein erster Arbeitgeber war Mercedes-Benz. Schnell stieg er auf, 2009 wurde er Präsident und CEO der Forschung und Entwicklung für Nordamerika.
Sein Fokus: Telematik und das vernetzte Fahrzeug. Genau diese Kombination machte ihn auch für Apple interessant. 2014 wechselte er zu dem US-Konzern, als Direktor des Mac-Systems-Egineering und der Gruppe Spezielle Projekte. Mutmaßlich war er bei dem iPhone-Konzern am iCar-Projekt beteiligt.
„Ein Ökosystem für Mobilität“
Seine Expertise aus seiner Zeit in den USA und insbesondere bei Apple bringt er nun bei Volkswagen ein. Jungwirth will bei den Wolfsburgern ein Ökosystem schaffen, das die Kunden langfristig an VW und seine zahlreichen Marken binden soll: „Im Valley ist das Denken in Ökosystemen sehr stark ausgeprägt und unter anderem ein Schlüssel zum Erfolg der dortigen Unternehmen. Wir entwickeln quasi das Ökosystem rund um individuelle Mobilität, Transport und Content im Fahrzeug, sei es Entertainment, Education oder Advertisement“, sagt Jungwirth in der 49. Ausgabe des t3n Magazins.
Die Plattform für Mobilität zu sein ist ein hehrer Anspruch – insbesondere für einen Konzern, der wie kaum ein zweiter mit Krisen zu tun hat. Zu der Dieselaffäre kamen kürzlich auch Kartellvorwürfe dazu, die für zusätzliche Belastung bei der digitalen Transformation sorgen.
Autonomes Fahren: Ein Paradigmenwechsel
Jungwirth aber sieht diese Krisen als Chance: „Ich habe mich ja während der Krise aktiv für den Konzern entschieden, Mitte Oktober 2015 war das. Ich hatte ein Bauchgefühl, dass ich gerade jetzt und hier am meisten bewegen kann. Und genau das hat sich bewahrheitet. Ich empfinde diese Krise als Katalysator. (…) Seit September 2015 wurde der Wandel des Konzerns quasi beschleunigt, hin zum Elektroantrieb, zu Shared Mobility, zu selbstfahrenden Automobilen.“
Autonomes Fahren ist übrigens etwas, das Jungwirth schon in naher Zukunft marktfähig sieht: „Ich bin der festen Überzeugung, dass wir es innerhalb der kommenden vier Jahre schaffen können, in einigen Städten die ersten selbstfahrenden Fahrzeuge auf den Markt zu bringen. Das ist ein Paradigmenwechsel.“ Dann werde auch Carsharing obsolet, denn: „Carsharing wird von den Transport-as-a-Service-Fahrzeugen verdrängt, die einen an der Tür abholen und zur nächsten Tür fahren, und dann sich selbst ums Laden, Reinigen, Parken, Waschen kümmern.“
Das gesamte Interview mit Johann Jungwirth finde ihr in der aktuellen Ausgabe des t3n Magazin. Darin spricht er ausführlich über die Relevanz von künstlicher Intelligenz für die Zukunft des Autos und warum Carsharing obsolet werden könnte.