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Volvo EX90 im Test: Groß, geräumig, gemütlich – mit einem Lade-Haken

Der Volvo EX90 ist das neue Topmodell der Schweden, das vor allem beim Thema Sicherheit neue Maßstäbe setzen soll. Wir haben uns den E-SUV in einer ersten Testfahrt genauer angeschaut. Was uns gefallen hat – und was nicht.

Von Frank Feil
5 Min.
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Es war der Volvo-Ingenieur Nils Bohlin, der 1959 den Dreipunkt-Sicherheitsgurt entwickelt hat. Auch der erste nach hinten gerichtete Kindersitz (1972), der Totwinkelassistent (2003) und zahlreiche weitere Innovationen, die die Sicherheit im Straßenverkehr deutlich erhöht haben, stammen von Volvo. Wenn man so will, ist das Thema Fahrzeugsicherheit der Markenkern der Schweden. Und das bis heute.

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Was sich derweil in den vergangenen Jahrzehnten verändert hat, ist die Zielgruppe von Volvo. Noch im Jahr 2008 titelte der Spiegel „Wer Volvo sagt, muss auch Lehrer sagen“ – und das beschreibt die damalige Wahrnehmung der Fahrzeuge als bieder und emotionslos ganz gut. Zugleich galten sie aber auch als zuverlässig, sicher und nicht zuletzt bezahlbar.

2015 änderte sich das schlagartig mit der zweiten Generation des Volvo XC90. Mit der neuen, progressiven Designsprache im Exterieur und Interieur sowie der Qualität und Anmutung der verwendeten Materialien spielten die Schweden plötzlich in einer Liga mit Marken wie BMW oder Mercedes-Benz. Allerdings spiegelte sich dieser neue Anspruch auch in der Preisgestaltung des XC90 und nachfolgender Modelle wieder, weshalb die klassischen Volvo-Kunden der Marke den Rücken kehrten.

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Und so muss man auch für den neuen EX90 mindestens 83.700 Euro auf den Tisch legen. Mit Vollausstattung und Twin Motor Performance knackt der Konfigurator sogar die 120.000-Euro-Marke. Wir haben uns angeschaut, was man dafür bekommt.

Volvo EX90 Test

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Volvo EX90 Test

Der über 5 Meter lange EX90 bietet Platz für eine 111-kWh-Batterie. (Foto: Frank Feil)

Volvo EX90: Bis unters Dach voll mit modernster Technik

Mit einer Länge von 5,04 Metern bietet der Volvo EX90 nicht nur unglaublich viel Stauraum (bis zu 1.915 Litern) und Platz für bis zu sieben Insassen, sondern beherbergt auch eine riesige Batterie mit einer Kapazität von 104 kWh (Single Motor) respektive 111 kWh (Twin Motor).

Dadurch bringt es der Koloss trotz eines Leergewichts von knapp 2,6 Tonnen (Single Motor) beziehungsweise 2,8 Tonnen (Twin Motor) auf eine Reichweite von stattlichen 626 Kilometern im WLTP-Zyklus. Für ein Elektroauto in dieser Größenordnung, das noch dazu auf die klassische SUV-Bauform setzt, ist das ein sehr guter Wert. Das gilt auch für den WLTP-Verbrauch: 18,1 kWh pro 100 Kilometer (Single Motor) / 20,4 kWh pro 100 Kilometer (Twin Motor).

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Für die 5.700 Euro günstigere Single Motor-Variante (Basispreis 83.700 Euro) dürften sich in der Praxis allerdings nur wenige entscheiden, da man hier deutliche Abstriche machen muss: Während der Twin Motor (300 kW/408 PS) in 5,9 Sekunden von 0 auf 100 km/h beschleunigt, sind es beim Single Motor (205 kW/279 PS) für ein Elektroauto fast schon zeitlupenhafte 8,4 Sekunden. Zudem darf der Single Motor nur 1,2 Tonnen ziehen, der Twin Motor 2,2 Tonnen. Etwas sportlicher geht es beim Twin Motor Performance zu, der den Sprint von 0 auf 100 km/h dank einer maximalen Leistung von 380 kW (517 PS) in 4,9 Sekunden absolviert.

Bei der Ausstattung unterscheidet Volvo wie gewohnt zwischen Core, Plus und Ultra. Core stellt die Basis dar und enthält bereits die Lidar-basierte Safe Space Technology, bei Plus kommen Features wie Head-up-Display und Bose Premium Soundsystem dazu – und ab Ultra gibt es dann die HD Pixel-LED-Scheinwerfer „Thors Hammer“, eine Parkkamera mit 360 Grad Surround View und Akustikverglasung für die Seitenfenster. Allerdings liegen zwischen Core und Ultra auch fast 20.000 Euro, was unter anderem daran liegt, dass es die Ausstattungslinie Ultra nicht in Verbindung mit dem Single Motor gibt.

Volvo EX90 Test

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Volvo EX90 Test

Volvo EX90 Test

Volvo setzt wie bereits bei seinen anderen Modellen auch im EX90 auf Google. (Fotos: Frank Feil)

Etwas unglücklich: Selbst wenn man sich für das höchste Trim Level entscheidet, fehlen noch Ausstattungsfeatures wie das (durchaus wünschenswerte) Pilot-Assist-Paket, das adaptive Luftfahrwerk oder das Bowers & Wilkins-Soundsystem. Wer das alles möchte, muss weitere 8.000 Euro investieren.

Volvo EX90: Fokus auf Fahrkomfort und Sicherheit

Soviel zur Theorie. In der Praxis präsentiert sich der Volvo EX90 im Rahmen unserer ersten Testfahrt als geräumiges und vor allem komfortables Fahrzeug. Die Zweikammer-Luftfederung schluckt jede Unebenheiten, sodass man selbst auf schlechtem Untergrund dahingleitet wie auf Wolken. Parallel dazu sorgt die Akustikverglasung dafür, dass keine störenden Umgebungsgeräusche die Ruhe im Innenraum stören.

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Wenn man etwas schneller unterwegs ist, liegt der EX90 dennoch erstaunlich stabil in den Kurven – eben so stabil, wie das bei einem knapp 2,8 Tonnen schweren SUV möglich ist. Unser Testwagen verfügt über den Twin Motor mit Allrad und 408 PS, was aus unserer Sicht die perfekte Motorisierung für den EX90 darstellt. Der Single Motor mit seinen 279 PS passt von den Leistungsdaten her nicht wirklich zu einem Fahrzeug in dieser Preisklasse, während der Twin Motor Performance schon wieder zu viel des Guten für einen SUV ist, der in erster Line zum gemütlichen und vor allem sicheren Dahingleiten konzipiert wurde.

Im Innenraum gibt sich der EX90 betont minimalistisch. Gesteuert wird alles per Sprache sowie über das zentrale 14,5-Zoll-Display und einige wenige Tasten am Lenkrad. Wie bereits beim EX30 sind von Haus aus Google Apps und Google Dienste integriert. An die Menüführung muss man sich jedoch erst gewöhnen, vor allem, wenn man von einem etwas älteren Fahrzeug auf den EX90 umsteigt.

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Volvo EX90 Test

Beim Platzangebot macht dem Volvo EX90 niemand so schnell was vor. (Foto: Frank Feil)

Eines der Highlights des neuen Volvo-Flaggschiffs ist derweil die Lidar-Sensoreinheit auf dem Dach, die perspektivisch für autonome Fahrfunktionen genutzt werden kann. Wann und ob es ein entsprechendes Software-Update geben wird, steht allerdings noch in den Sternen. Bis dahin sorgt das Lidar aber schon mal dafür, dass sich alle bereits vorhandenen Fahrassistenzsysteme und Sicherheitsfeatures im EX90 auf allerhöchstem Niveau befinden.

Volvo EX90: Die Sache mit der Ladeleistung

Sowohl beim Thema Komfort als auch bei der Fahrsicherheit und den Assistenzsystemen spielt der neue EX90 in der obersten Liga mit. Und auch die elektrische Reichweite ist in Anbetracht der Größe des Fahrzeugs durchaus solide.

Anders sieht es bei der Ladeleistung aus. Trotz der enormen Batteriegröße gibt es noch nicht einmal optional einen 22-kW-AC-Lader – und obwohl der EX90 auf dem Papier mit maximal 250 kW DC lädt, dauert ein Ladevorgang von 10 auf 80 Prozent SoC (State-of-Charge) ganze 30 Minuten. Schuld daran ist unter anderem das in diesem Preissegment nicht mehr zeitgemäße 400-Volt-System. Ende 2022, Anfang 2023, als der EX90 ursprünglich auf den Markt hätte kommen sollen, hätte man darüber noch diskutieren können. Aber bei einem Marktstart Ende 2024 sind 30 Minuten einfach zu lang in diesem Preissegment.

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Volvo EX90 Test

Beim EX90 hat Volvo fast alles richtig gemacht. Lediglich die Ladeleistung lässt etwas zu wünschen übrig. (Foto: Frank Feil)

Ob Volvo diesbezüglich per OTA-Update zumindest noch etwas nachbessert, ist derzeit noch offen. Ebenso wann und ob das bidirektionale Laden in Deutschland verfügbar sein wird.

Sieht man vom Thema Ladeleistung ab, ist der Volvo EX90 allerdings ein zukunftssicheres Auto, das schon heute viel an Bord hat, was bei anderen Herstellern noch Zukunftsmusik ist. Jetzt liegt es an den Schweden, das volle Potenzial des Fahrzeugs möglichst zeitnah auszuschöpfen.

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