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VR-Simulation: Das Anti-Rassismus-Training mit Rassismusproblem

Das kalifornische Unternehmen Mursion bietet Anti-Rassismus-Trainings als VR-Simulation mittels Avatar:innen an. Das Problem: Die Schauspieler:innen der People of Color sind oft weiß.

Von Insa Schniedermeier
3 Min.
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Rollenspiel mit einem Avatar. (Screenshot: YouTube).

Das Tech-Unternehmen Mursion aus San Francisco scheint die perfekte Formel für Mitarbeiter:innen-Trainings entwickelt zu haben: Man nehme Avatar:innen in einem Virtual-Reality-Szenario und lasse sie mittels künstlicher Intelligenz zu Trainer:innen fürs echte Leben werden. So soll man mit Mursion seine Soft Skills trainieren, den Umgang mit schwierigen Situationen üben oder seine emotionale Intelligenz verbessern können. Die Zielgruppe sind Schulen, Unternehmen, der Gesundheitssektor oder das Militär. Als Vorlage für die über 100 Avatar:innen, die das Unternehmen in petto hat, dienen echte Menschen.

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Aufmerksamkeit bekam das Unternehmen zuletzt durch seine Anti-Rassismus-Trainings, die in Amerika insbesondere nach dem Mord an George Floyd an Bedeutung gewonnen haben. Viele Unternehmen begannen infolgedessen, ihr Angebot um „Diversity, Equity, Inclusion“-Trainings, kurz DIE, zu erweitern.

In den DIE-Schulungsprogrammen sollen Menschen ihre Sensibilität gegenüber Rassismus verbessern können. So lernt man beispielsweise durch die Interaktion mit Avatar:innen, wie man reagieren kann, wenn man Zeuge von Diskriminierung wird.

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Die Upsides

Mursion sagt, dass Rollenspiele mit einem Avatar effektiver seien als Rollenspiele mit echten Menschen, da Menschen bei virtuellen Charakteren einfacher vertrauen fassen und sich öffnen könnten als bei echten Menschen. So könnten nachhaltig Verhaltensänderungen herbeigeführt werden, die dann im echten Leben zum Tragen kommen.

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Auch Studien bestätigen, dass Menschen Avatar:innen vertrauen und ihr Einsatz beispielsweise im E-Commerce-Kontext Sinn machen kann. Spannend dürfte diese Entwicklung auch für Coaching-Szenarien im Metaverse sein.

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Die Downsides

So weit, so gut. Kürzlich landete Mursion jedoch in der Kritik, da bekannt wurde, dass teilweise weiße Menschen Schwarze und Asiat:innen spielen und gesunde Erwachsene als Vorlage für Kinderavatare mit Autismus dienen. Auch für die Schauspieler:innen sei das unangenehm gewesen, ein:e Mitarbeiter:in habe sich gar geweigert, einen Menschen mit Autismus zu spielen.

Laut Y-Vonne Hutchinson, CEO der Beratungsfirma Readyset, führte oft der Wunsch nach einer schnellen Umsetzung dazu, dass Abstriche bei Qualität und Tiefe der DIE-Programme gemacht werden würden. Sie sagt, dass „virtuelle Realität für DEI-Schulungen nützlich sein kann. Aber nur, wenn die Anbieter:innen über ein entsprechendes Fachwissen oder gelebte Erfahrung verfügen“. Ansonsten könne ihr zufolge eine „problematische Dynamik“ entstehen.

Bei Mursion dürfte eine zu schnelle Umsetzung jedoch keine Ausrede für den Rassismus-Fauxpas sein, denn das Unternehmen hat bereits seit Anfang 2019 Simulationen zum Thema Vielfalt und Inklusion im Programm. Ursprünglich kommt Mursion aus dem Bildungsbereich. Anfangs konnten Lehrer:innen so ihre Unterrichtspläne an Avatarkindern testen, bevor sie in ein echtes Klassenzimmer gingen. 2015 expandierte Mursion mit Soft-Skill-Trainings in die Unternehmensbildung. 2019 folgten dann die Anti-Rassismus-Trainings.

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Rollenspiel mit einem Avatar. (Screenshot: YouTube).

Rollenspiel mit einem Avatar. (Screenshot: Youtube).

Gegenüber Buzzfeed News erklärte Mursion, dass ein „offenes Casting“ notwendig sei, um das Geschäft zu skalieren und um People of Color davor zu schützen, „dieselben kulturellen Vorurteile, Mikroaggressionen und offenen Diskriminierungen in unserer Gesellschaft, unter denen zu viele Amerikaner:innen heute leiden, endlos wiederholen zu müssen“. Weiter sagt Mursion, dass seine Avatar:innen lediglich „hypothetische Charaktere“ seien, die nicht für „die Gesamtheit“ einer Kultur, Rasse, sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität stehen sollen. Die Szenarien von Mursion seien mithilfe einer Beratungsgruppe unter der Leitung der Stanford-Professorin Lynn Koegel entwickelt worden und würden auf den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen sowie Erfahrungen betroffener Personen basieren. Andere Wissenschaftler:innen bezweifeln jedoch, dass das ausreicht.

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Catherine Lord, Professorin für Psychiatrie an der David Geffen School of Medicine an der UCLA und praktizierende klinische Psychologin mit Schwerpunkt Autismus, erklärte gegenüber Buzzfeed News, dass es „unglücklich ist, nicht-autistische Personen Menschen mit Autismus spielen zu lassen, wenn autistische Schauspieler:innen zur Verfügung stehen, sowohl im Hinblick auf den Respekt vor Autismus als auch auf die Bildung des Publikums“. Word.

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