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VW.OS: „Wir wollen unsere Software-Plattform selbst entwickeln“

Volkswagen meint es ernst: Der Wolfsburger Autoriese will die Software in seinen Autos stärker kontrollieren und entwickeln. Der Autobauer beabsichtigt daher eine Transformation vom klassischen Blechbieger hin zum softwaregetriebenen Automobilkonzern.

3 Min. Lesezeit
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VW ID 3. (Bild: VW)

Aufbruchstimmung bei Volkswagen: Die Car-Software-Organisation, in der das hauseigene Betriebssystem des Konzerns entwickelt wird, wechselt ab dem 1. Juli von der Aufbauphase in den aktiven Arbeitsmodus. Was VW mit der eigenen Plattform vorhat, erklärt Christian Senger, CEO von Volkswagens Car-Software-Organisation.

VW.OS: Car-Software-Organisation entwickelt Plattform für alle Marken

Christian Senger leitet die Geschicke der  VW-Car.Software-Organisation. (Foto: VW AG)

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Ab Juli wird die Car-Software-Organisation mit eigenem Budget und eigenen Mitarbeitern eine digitale Plattform für alle Konzernmarken und Märkte entwickeln, erklärt der Hersteller. In der neuen Digitalabteilung wird das 2019 angekündigte Betriebssystem VW.OS entwickelt werden, das eine einheitliche Plattform für alle Fahrzeuge der Volkswagen-Marken in allen Märkten werden soll. Ein weiterer relevanter Bestandteil ist die mit Microsoft entwickelte Automotive Cloud, die als „technisches Rückgrat“ fungieren wird.

„Die Automotive Cloud ist technisch startbereit. Wir erweitern ihren Funktionsumfang und bereiten uns auf die Anbindung der ersten Fahrzeugmodelle vor“, erklärt Senger. Mit der Softwaresparte hat der Konzern das Ziel, sich unabhängiger von Dritten zu machen und den Anteil eigener Software massiv zu erhöhen. „Bis 2025 wollen wir den Eigenanteil an der Software unserer Autos auf über 60 Prozent steigern“, erläutert er weiter. Zurzeit liege der Anteil bei weniger als zehn Prozent.

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VW Automotive Cloud

Der Backbone für die eigene VW.OS-Platttform ist die Automotive Cloud. (Screenshot: t3n; VW)

Senger räumt zwar ein, dass es auch andere Wege in der Automobilindustrie gebe und einige Autohersteller enge Entwicklungspartnerschaften mit großen IT-Konzernen schließen würden. Andere Unternehmen legen ihr Fokus auf den „reinen Fahrzeugbau und kaufen Software weiter dazu“. Für Volkswagen käme das aber nicht infrage: „Wir können und wir wollen unsere Software-Plattform selbst entwickeln“, so Senger.

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VW.OS: Mehr Kontrolle bei der Softwareentwicklung

Senger nennt für VWs strategische Entscheidung drei Bewegründe. VW sei mit der Komplexität des Autos vertraut, wodurch man sich „von Wettbewerbern außerhalb der Branche“ unterscheide. Zurzeit verfüge VW in den Bereichen Fahrzeugentwicklung und -produktion über jahrzehntelange Erfahrung. Mit einer Investitionssumme von mehr als sieben Milliarden Euro beabsichtigt der Konzern, massiv in digitales Know-how zu investieren. Bis 2025 will Volkswagen ein Team von 10.000 IT-Experten aufgebaut haben. Schon Ende 2020 sollen schon 5.000 IT-Fachleute Teil der Car-Software-Abteilung sein.

VW.OS-Plattformstrategie

VW.OS-Plattformstrategie. (Screenshot: t3n; VW)

Neben der langjährigen Expertise im Autobau spiele ferner der Kontrollaspekt eine entscheidende Rolle für die eigene Car-Software-Organisation: „Volkswagen will die Hoheit über die komplette Fahrzeugarchitektur behalten – das schließt die Elektronik ein“, betont Senger. Nur so könne man sich eine langfristige Wettbewerbsfähigkeit sichern. Anbietern von Drittsoftware werde man keinen kompletten Zugriff auf Daten in den Fahrzeugen der VW-Gruppe gewähren, erklärt der Chef der Software-Sparte. „Künftige digitale Wertschöpfung soll im Unternehmen bleiben.“

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VW.OS ist modular

VW.OS besitzt einen modularen Aufbau – Android kann etwa für das Infotainment eingesetzt werden. (Screenshot: t3n; VW)

Als dritten Faktor nennt Senger die Größenvorteile: „Software entfaltet ihr Potenzial mit der steigenden Zahl der Fahrzeuge. Das gilt für Kostenvorteile, aber auch für das Lernen aus Daten. Diesen Skalierungsvorteil haben wir auf unserer Seite.“ Mit elf Millionen verkauften Fahrzeugen im Jahr 2019 verfüge der Konzern hinsichtlich der „Größe über exzellente Voraussetzungen“, ist Senger überzeugt.

VW.OS Evolution

MEB, PPE und mehr: VW.OS soll alle VW-Plattformen unterstützen – vollen Funktionsumfang soll das OS 2025 erhalten. (Screenshot: t3n; VW)

VW: Car-Software-Organisation als Tranformationstreiber für den ganzen Konzern

Der VW-Softwarechef erklärt, dass durch die neue Unternehmensparte Hardware, Betriebssystem und Anwendungen künftig voneinander getrennt entwickelt würden. Ferner sei es mit der neuen Software-Architektur unter anderem möglich, Software-Updates und Dienste ohne Besuch der Werkstatt kabellos – over the Air – einzuspielen. Mitbewerber Tesla bietet diese Funktion etwa schon seit Jahren an.

VW ID 3

VW ID 3. (Foto: VW)

Für VW ist die Bereitstellung aktualisierter Software auf diesem Wege zwar neu, Senger erkennt aber klare Vorteile: Denn so werden Innovationszyklen verkürzt. Neue Funktionen und Anwendungen lassen sich „viel schneller auf den Markt bringen“, so Senger.

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Für Volkswagen sei die neue Software-Einheit nicht nur eine Abteilung, in der digitale Hightech-Produkte entwickelt werden sollen. Die Car-Software-Organisation stelle auch eine Art Zäsur für den Konzern dar, „um die Transformation des gesamten Unternehmens mit hohem Tempo voranzubringen“. Laut Senger soll Volkswagen zum softwaregetriebenen Automobilkonzern weiterentwickelt werden.

Das erste Fahrzeug, das auf der neuen Software-Plattform basiert, ist der VW ID 3. Über den neuen Stromer kursierten allerlei Hiobsbotschaften hinsichtlich fehlerhafter Software, sodass gar der Marktstart für 2020 in Frage gestellt wurde. Nun ist klar: Die ersten ID 3 sollen ab September 2020 beim Kunden ankommen, jedoch mit noch nicht vollem Softwareumfang. Weitere Funktionen sollen später als Update nachgereicht werden.

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Norbert Seebach

Aufbruchstimmung? Naja,man könnte es sicher auch „Mut der Verzweiflung“ nennen. Gleichwohl könnte VW die Aufholjagd evtl gelingen, schon aufgrund der schieren Größe und Kapitalausstattung. Dies aber nur, wenn der jetzt beschrittene Weg konsequent weiter gegangen wird trotz zu erwartender Widerstände. In 2026 (?) nochmals eine Verbrenner-Plattform aufzulegen wäre mMn ein riesen Fehler. Für die anderen „deutschen“ Autobauer sehe ich langfristig tief schwarz. Sie werden vermutlich versuchen, sich über Fusionen noch einige Zeit über Wasser zu halten, aber im Welt-Massstab allenfalls noch unter ferner liefen mitspielen. Schuld an der Misere sind neben unseren an Arroganz und Ignoranz weltweit unübertroffenen Auto-Bossen mindestens in gleichem Maße unser politisches Personal, das sich bei jeder Sauerei zum willfährigen Komplizen der Automobilindustrie gemacht und eine wirkliche Weiterentwicklung im Sinne verbesserter Umweltstandards verhindert hat. Das Verkehrsministerium ist leider seit gefühlten Ewigkeiten in der Hand von Totalversagen, wobei der aktuell zuständige Minister der Unfähigkeit die Krone aufsetzt.

Antworten
Strauss

Richtig, nicht nur die Software, sondern alles selber machen und zwar alle. Ihr habt jetzt Zeit. Nur bis VW ihre 11 Mio Fahrzeuge am Mann hat, wird s noch ein Bisschen dauern.

Antworten
dennis

Du hast leider m it allen Dingen recht.

VW Software erstellen? Klar, die haben ja gezeigt, dass sie da ganz große Entwickler sind und gar nicht daran interessiert sind die eigenen Kunden hinters Licht zu führen…..

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