Wahre Kosten bei Kartenzahlung und Bargeld: Warum viele Händler Bares bevorzugen
Es gibt ein Meme, das so verbreitet wie falsch ist. Demnach, so das Narrativ, bleibt ein 50-Euro-Schein, der im Handel den oder die Besitzer:in wechselt, immer ein 50-Euro-Schein – Mal um Mal, den man ihn zur Zahlung einsetzt. Umgekehrt gingen, so geht die Geschichte weiter, von einer Zahlung, die mit Karte über 50 Euro erfolgt, immer zwei Euro ab. Und je öfter die Karte eingesetzt wird, umso mehr Kosten entstehen – zu Gunsten von Banken und Staat.
Die Wahrheit, wenn man sie weniger polemisch darstellt, sieht indes etwas anders aus. Denn auch für das Bargeldgeschäft müssen Händler:innen tief in die Tasche greifen – und gerade die kleineren Geschäfte, die in manchen Fällen argumentieren, dass sich das Bereitstellen bargeldloser Zahlungsterminals nicht lohne, zahlen für die Bargeldinfrastruktur überdurchschnittlich viel. Da ist zum einen das Beschaffen von Wechselgeld, was inzwischen reichlich teuer geworden ist, nachdem viele Banken selbst nicht mehr oder kaum noch mit Bargeld hantieren. Die Banken berechnen für diese Dienstleistung häufig eine Provision von bis zu drei Prozent des Einzahlungs- oder Wechselbetrages zuzüglich einer Basisgebühr.
Zum anderen betrifft dies die Abrechnung am Ende des Tages, die mit Bargeld aufwendiger ist als ohne. Hinzu kommt das mit Bargeld verbundene Risiko, insbesondere wenn die Mitarbeitenden die Tageseinnahmen persönlich zur Bank tragen (oder noch schlimmer: im Tresor des Ladens länger zwischenlagern). Bei größeren Geschäften tritt sinnvollerweise an deren Stelle der Bargeldtransport durch eine Fachfirma. All das kostet Geld – oder Zeit und Aufwand und damit auch wieder Geld.
Wie hoch sind Kartenprovisionen wirklich?
Doch was kostet im Gegenzug dazu eigentlich das Einstecken oder Hinhalten der Karte? Dazu hat jetzt das in München ansässige Research Center for Financial Services (CFIN) ein paar spannende Zahlen erhoben. Demnach zeigt sich, dass die Geschäftsinhaber:innen die Kartenzahlung nicht nur als einfacher und sicherer einschätzen, sondern auch als hygienischer und schneller bewerten.
Interessant sind dabei vor allem die Kosten, die seitens der Zahlungsanbieter:innen (PSP) den Händler:innen entstehen. Hieraus wurde eine durchschnittliche Entgeltspanne errechnet, die Kosten für Netzbetreiber, Terminalbetreiber, Acquirer, Issuer, Scheme sowie weitere Bestandteile wie etwa die Risikoabsicherung umfasst. Für die Nutzung der Girocard (landläufig „EC-Karte“ genannt) ergeben sich im Schnitt Kosten zwischen 0,19 und 0,31 Prozent, für Debitkarten wie Mastercard oder Visa fallen Kosten zwischen 0,37 und 0,6 Prozent an.
Teurer sind hingegen die Kreditkarten, die im Schnitt für den Händler oder die Händlerin mit 0,72 bis 1,39 Prozent zu Buche schlagen. Das hat mit dem Aufschlag zu tun, den die Geschäfte für eine möglicherweise fehlende Deckung zahlen müssen. Der Vollständigkeit halber sei noch die Sepa-Zahlung per Abbuchung erwähnt, für die Geschäfte zwischen 0,16 und 0,28 Prozent rechnen müssen.
Auffällig ist hierbei aber ein interessantes Detail: Denn insbesondere bei den Debit- und Kreditkarten gibt es neben den hier genannten Regelwerten einige bemerkenswerte Ausreißer – wenige nach unten, dafür einige nach oben. Das zeigt, dass einige Händler:innen, die die Bargeldlos-Infrastruktur ohne zu vergleichen von ihrer Hausbank beziehen, ohne Not oder zusätzlichen Service zu viel bezahlen. Unserer Redaktion sind Fälle bekannt, in denen Geschäfte für die Annahme von Debitkarten über ein und für Kreditkartenannahme über zwei Prozent zahlen, was angesichts der Marktlage üppig erscheint.
Bargeldhandling ist unterschiedlich zu bewerten
Dem gegenüber steht eine Untersuchung der Bundesbank (Zentralbereich Bargeld), die zu dem Schluss kommt, dass bei entsprechenden Simulationen von Geschäftsprozessen unterschiedliche Prozentsätze an Kosten entstehen. Im Schnitt für ein durchschnittliches Ladengeschäft lägen diese aber ungefähr auf dem Level der Girocard.
Auch wenn die Prozentzahl hier nicht so einfach zu beziffern ist, hat die Bundesbank aber dennoch ein paar Zahlen parat, mit denen Händler:innen vergleichen können. Denn für jede einzelne Bargeld-Transaktion fallen im Durchschnitt etwa 24 Cent an – egal, ob es sich um die Brezel und den Kaffee handelt oder den Fernseher für mehrere Tausend Euro. Dabei entfallen zwölf Cent auf den Kassiervorgang selbst, acht Cent auf die nachgelagerte Kassenabrechnung und weitere vier Cent auf die Bargeldentsorgung und Wechselgeldbeschaffung. Außen vor bleibt hierbei der Zeitfaktor, also die Zeit bis zur Gutschrift, die insbesondere bei größeren Dienstleistern auch nicht zu unterschätzen ist.
Das Beispiel zeigt, dass gerade bei kleineren Umsätzen das Bezahlen überdurchschnittliche Kosten verursacht und teurer ist als bei größeren Beträgen. Das ist übrigens ein Umstand, der bei beiden Systemen zu beobachten ist, denn auch bargeldlose Transaktionen arbeiten mit einem Sockelbetrag. Letzten Endes müsste es daher immer (schon aufgrund des eingesetzten Personals) im Sinne des:der Händler:in sein, größere Beträge abzukassieren.
Doch immer weniger Menschen tragen größere Mengen Bargeld mit sich herum, wie die Abhebungen der Banken belegen (weswegen diese das Automatennetz zunehmend auszudünnen versuchen). Immerhin sinkt wohl auch aus diesem Grund der Anteil an Zahlungen mit Bargeld. Gerade einmal 38,5 Prozent des Einzelhandelsumsatzes in Deutschland werden inzwischen bar beglichen – das sind aber immerhin noch fast sechs von zehn (59,4 Prozent) aller Transaktionen an der Ladenkasse. Der Grund: Die Deutschen zahlen vor allem kleine Beträge noch häufiger in bar. Und auch eine Studie von Mastercard (die freilich auch mit Interessen verbunden ist) kommt zu dem Schluss, dass sich Barzahlung für alle Beteiligten nur bis zu einem Betrag von 6,80 Euro rechnet.
Bargeld oder Karte? Beides – und zwar auf Dauer
Letzten Endes zeigen diese Rechnungen aber nur eines: In beiden Fällen entstehen nicht zu vernachlässigende Kosten, die an die Kund:innen weitergegeben werden. Und dass manche Geschäfte so sehr am Bargeld hängen, dürfte eher mit dem Umstand zu tun haben, dass eine per Karte geleistete Zahlung stets auf dem Konto erscheint, während eine Bargeldeinnahme schnell auch mal ohne Ausstellen einer Quittung erfolgen kann – und damit in der Regel für den Händler einen Unterschied von 19 Prozent Mehrwertsteuer zuzüglich individuellem Steuersatz der Einnahme macht.
Doch immer mehr Kund:innen meiden Geschäfte, in denen sie nicht bargeldlos bezahlen können – weil sie nicht ständig zum Bankautomaten wollen. Somit ist ein Zahlungsmittelmix für den Einzelhandel derzeit die beste Alternative. Ob es angesichts sparsamer Banken, die ihren Kund:innen nicht mehr in jedem Fall die Girocard geben, eine Girocard-Akzeptanz ausreicht, darf indes bezweifelt werden. Gerade durch die Pandemie sind es viele Kund:innen gewohnt, kontaktlos zu bezahlen. Immerhin zeigen die genannten Studien, dass die Kosten im Einzelfall zu bewerten sind und näher beieinander liegen als es manche Player mit entsprechenden Interessen darzustellen versuchen.
Was allerdings gerade in Deutschland auch durch den digitalen Euro, dessen Einführung in einigen Jahren (zusätzlich!) anstehen könnte, nicht geändert wird, ist der Stellenwert des Bargeldes. Denn auch die EZB und die EU-Kommission haben hier bereits festgeschrieben, dass Bargeld weiterhin den gewohnten Stellenwert behalten soll. Der ist ohnehin in Deutschland noch deutlich höher als in vielen anderen EU-Staaten.
da mich das Thema persönlich betrifft würde ich gerne wissen bei welchem Anbieter man denn bitte 0, x Prozent für eine Kartenzahlung bezahlt? also gerne mit Name und wo man den Dienst bestellen kann, denn ich finde kein Angebot unter 2,6% für Kreditkarten – und die musst du ja akzeptieren, wenn du Google und Apple pay akzeptieren willst.
und meistens kommt ja dann noch irgendeine Servicegebühr pro Terminal da drauf – und das Gerät selbst für ein paar hundert Euro
Das günstigste was wir als Mittelständler angeboten bekommen haben waren 2,22% plus 0,28€ pro Zahlungsvorgang.
Es gibt allerdings auch Anbieter die auf den ersten Blick günstige Konditionen anbieten, aber entweder sind die wenig vertrauenswürdig oder es kommen noch zahlreiche zusätzliche Gebühren hinzu, die auf der ersten Seite natürlich nicht genannt werden.
Wo bitte bekommt ein Einzelhandelsgeschäft und eine kleine bis mittelgroße Firma die genannten günstigen Zahlungskonditionen für Kreditkarten? Der Autor lebt in einer Traumwelt jenseits der Realität.
Hallo
z.B. bei Sumup geht das mit den folgenden Kosten:
Kartenterminal einmalig 39,50€
Transaktionsgebühr für alle Karten 0,79%, das schließt auch Kreditkarten, Google und Apple Pay ein. Es fallen keine festen Gebühren pro Transaktion an.
Das sind die Preise im Modell Sumup One und kostet für eine Firma 19€ pro Monat.
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Wenn man meint nicht genug umzusetzen, sodass sich die 19€ pro Monat lohnen kann dort auch ein Kartenterminal ohne monatliche Kosten erhalten.
Hier kostet dann eine Transaktion vor Ort 1,39% für alle Karten.
Wer wirklich was umsetzt zahlt natürlich nur die 0,79% pro Transaktion.
Das sind exemplarisch bei einer Kugel Eis (1,30€) ziemlich genau 1 Cent Gebühr.
Bei einer Transaktion von 50€ sind es 39,5 Cent.
Wer besonders viel umsetzt bekommt natürlich Sonderkonditionen.
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Ich möchte an dieser Stelle nicht sagen dass die Unternehmer die das hier lesen sich jetzt doch ein Terminal von Sumup holen sollen, sondern nur mal über den Tellerrand der Angebote der eigenen Hausbank rausschauen sollten
Für einen Händler, kann es schon insgesamt teurer werden:
die bargeldlose Zahlung löst das Bargeld ja nicht ab, sondern ergänzt.
Wenn der Händler bisher nur Bargeld angenommen hat, dann hat er jetzt sehr wohl mehr kosten, wenn dann bargeldlose Zahlung hinzukommt.
Also Augen auf, bei der Kostenrechnung ;-)
Die einzig logische Erklärung ist also Steuerbetrug. Der Zoll sollte mal die Betriebe, die nur Barzahlung anbieten, unter die Lupe nehmen. Das gilt vor allem für die Gastronomie. Hier wo ich wohne, gibt es trotz Touristen zahlreiche „keine Kartenzahlung möglich“-Etablissements. Alle familiengeführt. Ein Schelm, der Böses dabei denkt.