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Walmart-Dollar und Paypal-Coins: Was du über den Stablecoin-Boom und die Gefahren wissen musst

Ein neues US-Gesetz befeuert den Markt für privates Digitalgeld. Doch die erwartete Schwemme neuer Dollar-Stablecoins birgt auch Gefahren.

4 Min.
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Stablecoins gelten als wertstabil und kalkulierbar – doch die Kryptowährung ist nicht frei von Risiken. (Foto: Golden Dayz/Shutterstock)

Die Finanzaufsicht Bafin hat in dieser Woche den ersten Euro-Stablecoin aus Deutschland zugelassen. Allunity, ein Joint Venture der Deutsche Bank-Tochter DWS, Flowtraders und Galaxy, hat eine E-Geld-Lizenz (EMI) erhalten und will noch in diesem Monat die Digitalwährung EURAU herausbringen.

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Im Gegensatz zu volatilen Kryptowährungen wie Bitcoin haben Stablecoins immer einen kalkulierbaren, festen Wert, da sie an Währungen wie den Dollar oder Euro gekoppelt sind. Sie basieren auf Blockchain-Technologie und ermöglichen Nutzern, etwa tokenisierte Wertpapiere direkt zu bezahlen.

Allunity ist einer der noch wenigen Euro-Stablecoin-Anbieter. Bisher größter Wettbewerber ist das US-Unternehmen Circle, das den in Frankreich regulierten EURC herausgibt. Die größere Konkurrenz kommt aber derzeit aus den USA: Denn während der Markt bei uns erst langsam wächst, wird der Markt für das private Digitalgeld dort gerade neu geordnet – Unternehmen und Banken stehen in den Startlöchern.

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Das steht im Genius Act

Stablecoins sind keine neue Erfindung. Bisher werden sie vor allem in der Kryptowelt genutzt. Nutzer parken damit etwa Gewinne aus dem Krypto-Handel, um Kryptowährungen beim Verkauf nicht kompliziert in Fiat-Geld umtauschen zu müssen. Die größten Stablecoins kommen daher bislang auch von Krypto-Fintechs wie etwa der Token USDT von Tether oder der USDC von Circle.

In den USA gibt es aber gerade einen ziemlichen Hype um die von privaten Unternehmen herausgegebenen Digitalwährungen. Das liegt am sogenannten GENIUS Act (kurz für “Guiding and Establishing National Innovation for U.S. Stablecoins”): Das im Juni vom US-Senat verabschiedete Gesetzespaket führt strengere Regeln für die Herausgabe von US-Dollar-Stablecoins ein.

Diese müssen etwa immer zu 100 Prozent mit entsprechenden Assets unterlegt sein. Der Anbieter muss also für jeden ausgegebenen Coin auch entsprechende liquide Mittel halten. Das bedeutet, sie müssen eine entsprechende Dollar-Reserve halten oder in entsprechend sichere Finanzinstrumente investieren, etwa in US-Staatsanleihen mit kurzfristiger Laufzeit oder Geldmarktfonds.

Die geplanten US-Regeln ähneln der EU-Verordnung MiCA (Markets in Crypto-Assets Regulation), die seit Mitte 2024 gilt und auch Grundlage für die Allunity-Lizenz ist. MiCA schreibt ebenfalls vollständige Deckung und Transparenz für Stablecoin-Emittenten vor.

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Zahlen wir bald mit Walmart oder Amazon-Coins?

Durch die steigende Regulierung werden Stablecoins jetzt auch für Unternehmen immer interessanter. Ein großer Vorteil: Internationale Überweisungen sind damit schneller und günstiger – und die neuen Regeln minimieren auch die Risiken von Betrug und Geldwäsche. Tatsächlich bieten Stablecoins eine Reihe von Funktionen, die es Strafverfolgungsbehörden und Aufsichtsstellen leichter macht, Geldströme zu verfolgen: Ähnlich wie bei vielen anderen Kryptowährungen lässt sich nachvollziehen, über welche Konten eine bestimmte digitale Münze gerade bewegt wird. Die meisten Stablecoin-Anbieter können auf Antrag der Behörden auch bestimmte Coins einfrieren – zum Beispiel, wenn ein Zusammenhang mit Betrug oder Steuerhinterziehung besteht.

Einige große US-Unternehmen wie Walmart oder Amazon denken daher nun offenbar darüber nach, eigene Stablecoins herauszugeben, um teure Kreditkartengebühren zu sparen. Auch Banken und Finanzdienstleister haben die Entwicklung längst adaptiert. So bringt etwa Paypal bereits den PYUSD heraus, Visa und Mastercard haben eigene Plattformen aufgebaut, über die Banken eigene Stablecoins ausgeben können, viele US-Institute bauen aber auch bereits an eigenen Stablecoins.

Aktuell liegt die Marktkapitalisierung von Stablecoins laut Daten des Analysehauses Coingekko bei 261 Milliarden US-Dollar. Bis zum Ende des Jahrzehnts könnte er aber auf bis zu 3,7 Billionen Dollar wachsen, mutmaßte der US-Finanzminister Scott Bessent nach Verabschiedung des Genius Acts. Ganz nebenbei würde so auch die Nachfrage nach US-Staatsanleihen angekurbelt. Die US-Regierung könnte sich dank der Stablecoin-Booms also günstiger refinanzieren

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Auch das mit US-Präsident Donald Trump verbundene Kryptounternehmen World Liberty Financial will an dem prognostizierten Boom mitverdienen und hat bereits einen eigenen Stablecoin namens USD1 gelauncht. Das rief Kritik beim politischen Gegner hervor: Die Demokraten warfen Trump „Kryptokorruption“ vor, zumal der selbsterklärte „Krypto-Präsident“ schon zum Amtsantritt mit einem umstrittenen Memecoin Kasse gemacht hat. Ein Gesetzentwurf, der den Besitz von Kryptowährungen für den Präsidenten und Kongressabgeordneten limitieren sollte, fand jedoch keine Mehrheit.

Dass die Digitalisierung des Dollars über private Firmen läuft, ist politisch gewollt: Die Entwicklung von digitalem Zentralbankgeld (Central Bank Digital Currency, CBDC), wie es etwa von der Europäischen Union mit dem digitalen Euro vorangetrieben wird, hat Trump dagegen per Exekutivanordnung untersagte.

Was, wenn der digitale Dollar kippt?

Kritiker warnen allerdings, dass der wachsende Stablecoin-Markt neue systemische Risiken ins Finanzsystem bringt. Wenn nur einige wenige große Unternehmen Stablecoins herausgeben, die dann von sehr vielen Menschen und Firmen weltweit genutzt werden, entsteht eine starke Marktkonzentration. Die Stablecoin-Emittenten könnten dann die Bedingungen diktieren, etwa was die Gebühren oder die Regeln für die Nutzung angeht. Dabei spielen auch Netzwerkeffekte eine wesentliche Rolle: Je mehr Menschen einen bestimmten Stablecoin nutzen, desto attraktiver wird er – was den großen Anbietern noch mehr Macht gibt.

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Wenn aber immer mehr Menschen ihr Geld vom Girokonto abziehen, um es in Stablecoins zu stecken, schwächt das die etablierten Banken. Ihnen fehlt dann eine wichtige Refinanzierungsquelle, die sie für die Vergabe neuer Kredite brauchen. Sie wären gezwungen, höhere Zinsen zu zahlen oder auf teurere Finanzierung auszuweichen.

Außerdem könnte ein Bank-Run zu Gefahr werden: Bei einem plötzlichen Vertrauensverlust könnten Kunden massenhaft Gelder aus den Stablecoins abziehen. JPMorgan-Analysten warnten kürzlich davor, dass es dann zu einem ähnlichen Szenario kommen könnte, wie im Jahr 2023, als die Silicon Valley Bank zusammenbrach.

Damals geriet auch Stablecoin-Anbieter Circle ins Schlingern, weil ein Teil der Reserven bei der SVB geparkt war. Weil Kunden befürchteten, dass Circle keinen Zugriff mehr auf die Einlagen haben könnte, fiel der Wert des Stablecoins USDC zeitweise unter einen Dollar.

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In einem immer verzahnteren Markt könnte ein solcher Fall eine Verkaufsspirale auslösen, die sich schnell auf andere Anbieter ausbreitet und die Stabilität des Finanzsystems gefährden könnte. Letztlich wäre dann die US-Notenbank Federal Reserve gezwungen, Staatsanleihen zu kaufen und die Regierung müsste Anbieter vor dem Zusammenbruch retten.

Was ihr zu aktiven ETFs wissen müsst

Was ihr über aktive ETF wissen müsst Quelle: K. Unshu / Shutterstock

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