Günstig, golden, kontrovers: Was hinter dem T1 Phone der Trump Organization steckt

„Designed by Apple in California“ steht auf den Verpackungen von iPhones, iPads und anderen Geräten des Unternehmens. Danach folgt der Hinweis: „Assembled in China“. Sprich: Die Hardware wird in den Vereinigten Staaten erdacht, aber in China zusammengebaut. Mittlerweile gehören andere Produktionsstandorte wie Indien und Vietnam dazu. Auch in den USA baut Apple ein Gerät zusammen: den Mac Pro. Künftig sollen unter anderem neue Fabriken für die für Apple Intelligence benötigten Server folgen. Das ist Apple eine Investition von 500 Milliarden US-Dollar wert. Doch US-Präsident Donald Trump ist das nicht genug. Er möchte bewirken, dass Apple iPhones künftig ebenfalls in den USA baut.
Wie das gehen könnte, will nun das Familienunternehmen, die Trump Organization, zeigen. Die Firma unter der Leitung der Präsidentensöhne Eric Trump und Donald Trump Jr. hat in den USA einen eigenen Mobilfunktarif nebst Smartphone vorgestellt. Das T1 Phone erscheint demnach im Spätsommer 2025, kostet gerade einmal 499 Dollar und soll „mit Stolz in den Vereinigten Staaten für Kunden entwickelt und gebaut“ werden, wie es in einer Pressemitteilung heißt. Doch ist das wirklich realistisch?
T1 Phone für 500 Dollar kein Vergleich zum iPhone
Schließlich könnte ein in den USA gebautes iPhone zwischen 2.300 und 3.500 Dollar kosten, wie mehrere Analyst:innen vorrechnen. Apple setzt allerdings auf Premium-Komponenten. Das Gehäuse der Pro-Geräte besteht etwa aus Titan, im Inneren taktet mit die schnellsten Prozessoren am Markt. Da wird das T1 Phone eher nicht mithalten können.
Einer Übersichtsseite zufolge ist das Gerät mit 12 Gigabyte Arbeits- und 256 Gigabyte erweiterbarem Datenspeicher ausgestattet. Der AMOLED-Bildschirm mit 120 Hertz Bildrate misst 6,8 Zoll, die Kamera setzt sich aus der Hauptkamera mit 50 Megapixel, einem 2-Megapixel-Tiefensensor und einer 2-Megapixel-Makrolinse zusammen, der Akku hat eine Kapazität von 5.000 Milliamperastunden. Verpackt ist die Technik in einem goldenen Gehäuse mit aufgedruckter US-Flagge. Ein „Make America Great Again“-Wallpaper und Statusanzeigen im iOS-Stil dürfen offenbar auch nicht fehlen. Dafür listet die Seite wichtige Daten zum Prozessor oder zur Displayauflösung nicht auf. Dennoch lässt sich schon jetzt sagen: Hier handelt es sich eher um Einsteiger- als um ein Highend-Gerät.
Zudem weist die Seite noch Fehler auf. So wird das RAM-Moduls als „Storage“ beschrieben, was übersetzt Datenspeicher heißt. Wie The Verge berichtet, wurde der Akku zuvor außerdem als Kamera bezeichnet. Diesen Fehler haben die Verantwortlichen mittlerweile korrigiert.
Wie viel USA steckt im Trump-Smartphone?
Nicht ganz so einfach zu beantworten ist die Frage, wie viel vom Trump-Smartphone wirklich aus den USA stammt. Offenbar ist es aber nicht so viel, wie das Unternehmen vorgibt oder gerne hätte. Wie AppleInsider herausstellt, müssten zumindest Teile wie die Kameramodule oder das AMOLED-Display in die USA importiert werden, weil es keine lokalen Hersteller gibt, die diese Komponenten anbieten. Natürlich könnten die Teile dann immer noch in den Vereinigten Staaten zu einem Smartphone zusammengesetzt werden.
Aber daran gibt es ebenfalls Zweifel. Analyst Max Weinbach kommt auf X zu dem Schluss, dass das Smartphone von Luxshare gefertigt werden müsse. Seiner Meinung nach handelt es sich um das Wingtech REVVL 7 Pro 5G, auf dem auch das T-Mobile REVVL 7 Pro 5G bestehe. Nur das Gehäuse sei für die Trump Organization angepasst worden. Luxshare hat zwar auch Standorte in Deutschland, Mexiko, Indien oder auf den Philippinen, fertigt die Geräte laut Weinbach aber in Jiaxing, Wuxi oder in Kunming. Alle drei Standorte liegen in China.
Die Autor:innen von AppleInsider gehen immerhin davon aus, dass das T1 Phone in den USA montiert werde. Gegenüber dem Wall Street Journal gab ein Pressesprecher des Unternehmens ebenfalls an, dass die Geräte in Alabama, Kalifornien und Florida hergestellt werden. Tinglon Dai hält allerdings dagegen. „Es gibt absolut keine Möglichkeit, den Bildschirm, den Speicher, die Kamera, die Batterie und alles andere in den USA herzustellen“, wird vom Journal zitiert. Dai ist Professor für Operations Management und Business Analytics an der Carey Business School der Johns Hopkins University. Demnach dauere es mindestens fünf Jahre, um die nötige Infrastruktur für „Made in USA“-Smartphones aufzubauen.
Aussagen von Eric Trump selbst lassen ebenfalls aufhorchen. Gegenüber Fox Business sprach der zweite Sohn des US-Präsidenten noch davon, dass die Geräte in den Vereinigten Staaten gefertigt werden. „Sie werden Telefone haben, die direkt hier in den USA hergestellt werden“, so Trump. Im Podcast The Benny Show mit dem rechtsgerichteten Moderator Benny Johnson klang das schon anders, als Trump zunächst sagte: „Sie können diese Telefone in den Vereinigten Staaten bauen“, kurz darauf aber nachschob: „Irgendwann können alle Telefone in den USA gebaut werden.“
Das lässt zumindest darauf schließen, dass die erste Welle der T1 Phones noch nicht in den USA gefertigt wird. Dass die Trump Organization die Bauteile importiert und die Geräte dann vor Ort zusammenbaut, scheint zumindest möglich. Das würde auch erklären, warum die im Vergleich zum T-Mobile-Gerät ähnliche Hardware 499 Dollar und nicht 249 Dolar kostet. Tatsächlich gibt es das T-Mobile-Smartphone derzeit bei Amazon sogar für 169 Dollar.
Macht das T1 Phone dem iPhone Konkurrenz?
Interessant ist, wann das T1 Phone an den Start gehen soll. Laut Pressemeldung wird es im August vorgestellt, laut Produktseite ab September erhältlich sein. Damit fällt das T1 Phone in die Nähe zur Vorstellung neuer iPhones, die traditionell im September über die Bühne geht. Fraglich bleibt aber, ob viele Kund:innen wirklich zum Telefon der Präsidentenfamilie greifen.
Denn zum einen sind iPhones deutlich leistungsstärker, zum anderen ist auf dem Trump-Gerät Android 15 vorinstalliert. Zugriff auf iMessage von Apple gibt es damit. In den USA ist die Unterteilung der Kontakte in Blue- und Green-Bubbles durchaus ein Thema. Blaue Sprechblasen in der Nachrichten-App bedeuten in dem Fall, dass man mit anderen iPhone-Besitzer:innen chattet, grüne Sprechblasen zeigen an, dass Gesprächspartner:innen ein Android-Smartphone besitzen und die Konversation via SMS oder RCS stattfindet. In dem Fall fehlen der Nachrichten-App dann einige Funktionen. Dass Nutzer:innen auf die blauen Sprechblasen verzichten, weil die Flagge auf dem Gehäuse prangt? Schwer vorstellbar.
Diese iPhone-Funktionen kennst du vermutlich noch nicht