Golfbälle und noch mehr Zeug: Dieses kuriose Inventar menschlicher Spuren liegt auf dem Mond
Seit dem Beginn der Raumfahrt haben Missionen verschiedener Nationen schätzungsweise 200 Tonnen künstliches Material auf dem Mond hinterlassen. Diese Zahl umfasst weit mehr als nur die Hinterlassenschaften der bekannten Apollo-Missionen der USA.
Die Inventarliste reicht von kompletten Unterstufen der Landefähren über drei elektrische Mondfahrzeuge bis hin zu wissenschaftlichen Instrumenten, Kameras und Werkzeugen. Den Anfang machte bereits 1959 die sowjetische Sonde Luna 2 mit ihrem gezielten Aufschlag. Erst Anfang 2024 kam mit der japanischen Sonde SLIM ein weiteres Stück Technikgeschichte hinzu.
Vom Golfball bis zum Familienfoto
Ein erheblicher Teil der Objekte wurde aus einem rein praktischen Grund zurückgelassen: Gewichtsersparnis. Für jedes Kilogramm Mondgestein, das zur Erde gebracht wurde, musste ein Äquivalent an Ausrüstung auf dem Mond verbleiben, um einen sicheren Rückstart zu gewährleisten.
Doch zwischen all der Technik finden sich zahlreiche Gegenstände mit hohem symbolischem und persönlichem Wert. Der Astronaut Alan Shepard etwa nutzte die geringe Anziehungskraft des Mondes während der Apollo-14-Mission, um zwei Golfbälle zu schlagen. Sein Kollege Charles Duke von Apollo 16 hinterließ ein in Folie eingeschweißtes Foto seiner Familie.
Auch Kunst und Gedenken haben ihren Platz gefunden. So liegt dort die kleine Aluminiumskulptur „Fallen Astronaut“ des belgischen Künstlers Paul Van Hoeydonck, platziert von der Apollo-15-Crew zum Gedenken an verstorbene Astronaut:innen und Kosmonaut:innen. An einem Landebein der Apollo-11-Fähre erinnert zudem eine Plakette mit den Worten „Here men from the planet Earth first set foot upon the Moon. July 1969, A.D. We came in peace for all mankind.“ an das historische Ereignis.
Wissenschaftliches Interesse am Weltraumschrott
Was auf den ersten Blick wie eine Ansammlung von Weltraumschrott wirken mag, ist für die Wissenschaft heute von erheblichem Interesse. Forscher:innen betrachten diese Objekte als eine Form der „Weltraumarchäologie“, wie die Royal Museums Greenwich im britischen London berichten. Sie bieten die einmalige Gelegenheit, die Langzeitwirkung von kosmischer Strahlung und extremen Temperaturschwankungen auf menschengemachte Materialien zu studieren.
Besonders im Fokus stehen dabei 96 Beutel mit menschlichen Ausscheidungen, die von den Apollo-Crews zurückgelassen wurden. Wissenschaftler:innen der US-Raumfahrtbehörde Nasa erhoffen sich von zukünftig auf die Erde zurückgeholten Proben dieser Abfälle Aufschluss darüber, ob Mikroorganismen die Reise und die jahrzehntelange Lagerung im Vakuum überlebt haben könnten.
Die Erkenntnisse daraus wären nicht nur für zukünftige Langzeitmissionen, sondern auch für die Astrobiologie von großer Bedeutung. Als kritisch könnte sich künftig noch erweisen, dass bislang keine internationalen Abkommen existieren, die den Umgang mit diesen historischen Stätten regeln. Mit den neuen Mondmissionen im Rahmen des Artemis-Programms stellt sich daher die Frage, wie dieses Erbe geschützt werden kann.
Eine „Aufräumaktion“ gab es in der Geschichte der Mondfahrt übrigens nur ein einziges Mal. Wie das Schweizer Portal Watson zusammenfasst, demontierten die Astronauten von Apollo 12 im Jahr 1969 gezielt Teile der benachbart gelandeten Sonde Surveyor 3, um sie zur Analyse auf die Erde zu bringen. Heute sind die Objekte auf dem Mond gleichzeitig ein Zeugnis menschlichen Pioniergeistes wie eine Mahnung an die Verantwortung, die mit der Erkundung des Weltraums einhergeht.