Wasserstoff-Produktion in der Krise? IEA-Bericht sieht einen Lichtblick
Obwohl Wasserstoff das Potenzial hat, als tatsächlich grüner Kraftstoff zu dienen, wird er heute meist mit Verfahren hergestellt, die fossile Brennstoffe verwenden. (Bild: Alexander Limbach / Shutterstock)
Wasserstoff gilt als einer der Schlüssel zur Energiewende. Er kann mit verschiedenen emissionsarmen Verfahren hergestellt werden und könnte eine Rolle bei der Dekarbonisierung etwa der Landwirtschaft, der Chemie, der Luftfahrt und des Fernverkehrs spielen.
Derzeit befindet sich Wasserstoff jedoch global betrachtet in einer schwierigen Lage, wie der neue Global Hydrogen Review der Internationalen Energieagentur (IEA) darlegt. Eine Reihe von Großprojekten steht vor der Streichung oder Verzögerung, insbesondere in den USA und Europa. Vor allem in den USA ist nach Änderungen bei wichtigen Steuerregelungen und Kürzungen bei der Förderung erneuerbarer Energien eine Verlangsamung zu beobachten. Dennoch gibt es Lichtblicke für die Branche, unter anderem in China. Und neue Märkte könnten bald entscheidend für das Wachstum werden.
Wir zeigen drei Learnings über die Wasserstoff-Produktion im Jahr 2025 und deren Entwicklung auf.
Erstmals sinkende Prognosen für Wasserstoff-Produktion
Obwohl Wasserstoff das Potenzial hat, als tatsächlich grüner Kraftstoff zu dienen, wird er heute meist mit Verfahren hergestellt, die fossile Brennstoffe verwenden. Bis 2025 werden jährlich etwa eine Million Tonnen emissionsarmer Wasserstoff produziert. Das sind weniger als ein Prozent der gesamten Wasserstoffproduktion.
Im Global Hydrogen Report 2024 prognostizierte die IEA, dass die weltweite Produktion von emissionsarmem Wasserstoff bis 2030 auf bis zu 49 Millionen Tonnen pro Jahr ansteigen würde. Diese Prognose ist seit 2021 stetig gestiegen, da weltweit immer mehr Länder Geld in die Entwicklung und den Ausbau dieser Technologie investieren. In der Auflage für 2025 hat die IEA die Produktionsprognose jedoch auf 37 Millionen Tonnen pro Jahr bis 2030 heruntergestuft.
Die Menge ist zwar immer noch eine erhebliche Steigerung gegenüber den heutigen Zahlen, aber erstmals hat die Agentur damit ihre Prognosen für das Ende des Jahrzehnts nach unten korrigiert. Die Gründe: gestrichene Projekte von Elektrolyseuren (wobei Wasserstoff mit Strom erzeugt wird) und zur Kohlenstoffabscheidung, so der Bericht. Dazu zählten Projekte in Afrika, Amerika, Europa und Australien.
Kosten für Wasserstoff-Produktion: China fertigt deutlich günstiger
Der IEA-Bericht wirft einen Blick auf China und sieht das Land als treibende Kraft bei der Herstellung und Entwicklung von Elektrolyseuren. Im Juli 2025 entfielen 65 Prozent der installierten oder fast installierten Elektrolyseurkapazität weltweit auf dieses Land. Außerdem werden dort fast 60 Prozent der weltweiten Elektrolyseure hergestellt.
Ein großes Hindernis für grünen Wasserstoff ist derzeit, dass Methoden auf Basis fossiler Brennstoffe viel billiger sind als sauberere.
China ist jedoch auf dem besten Weg, diese Lücke zu schließen. Die Herstellung und Installation eines Elektrolyseurs ist heute in anderen Teilen der Welt etwa dreimal so teuer wie in China. Laut dem IEA-Bericht könnte das Land bis zum Ende des Jahrzehnts grünen Wasserstoff produzieren, der mit fossil erzeugtem Wasserstoff kostengünstig konkurrieren kann. Damit könnte der Brennstoff sowohl für neue als auch für bestehende Anwendungen von Wasserstoff zur ersten Wahl werden.
Wichtiger aufstrebender Markt könnte Südostasien werden
Eine Region, die zu einem wichtigen Akteur auf dem Markt für grünen Wasserstoff werden könnte, ist Südostasien. Die Wirtschaft wächst schnell, ebenso wie der Energiebedarf.
In Südostasien gibt es bereits einen Markt für Wasserstoff. Heute verbraucht die Region jährlich etwa vier Millionen Tonnen Wasserstoff, vor allem in der Ölraffinerieindustrie und der chemischen Industrie, wo er zur Herstellung von Ammoniak und Methanol verwendet wird.
Auch die internationale Schifffahrt konzentriert sich auf diese Region: Der Hafen von Singapur lieferte 2024 etwa ein Sechstel des gesamten Kraftstoffs, der in der globalen Schifffahrt verbraucht wurde, mehr als jeder andere einzelne Standort. Heute besteht dieser Anteil fast ausschließlich aus fossilen Brennstoffen. Es gibt jedoch Bestrebungen, sauberere Kraftstoffe wie Methanol und Ammoniak zu testen, und langfristig besteht Interesse an einer Umstellung auf Wasserstoff.
Grüner Wasserstoff könnte in diese bestehenden Industrien integriert werden und zur Emissionsreduzierung beitragen. Derzeit befinden sich 25 Projekte in der Region in der Entwicklung, allerdings wird zusätzliche Unterstützung für erneuerbare Energien entscheidend sein, um nennenswerte Kapazitäten aufzubauen und in Betrieb zu nehmen.
Insgesamt wird Wasserstoff derzeit einem Reality-Check unterzogen. Die Zwischenbilanz dafür: Der Hype der letzten Jahre zeigt auch die Probleme auf. Die nächsten fünf Jahre werden zeigen, ob der Kraftstoff die nach wie vor hohen Erwartungen erfüllen kann.