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Whatsapp-Nachrichten aus Südafrika: Wir haben geantwortet – und das ist passiert

Aktuell kommen sie immer öfter vor: Whatsapp-Nachrichten aus dem Nichts, in denen Jobs angeboten werden. Unser Autor hat mal darauf geantwortet.

5 Min.
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Wenn ihr solche Nachrichten bekommt: direkt blockieren! (Screenshot: Whatsapp/t3n)

Natürlich war mir sofort klar, dass es sich um einen Scam handelt. Eine Nummer mit der Ländervorwahl +27, eine einfache Nachricht: „Hallo“. Und weil es mir so klar war, dachte ich mir: antworte ich doch mal und schaue, wohin mich dieses Gespräch führen wird.

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Aber zuerst ein Disclaimer: Aktuell häufen sich Whatsapp-Nachrichten aus Südafrika, also mit der Ländervorwahl +27. In diesen werden euch Jobs angeboten, die ihr ganz einfach von zu Hause aus erledigen könnt – für ordentliches Geld. Diese Nummern solltet ihr direkt blockieren. Denn der Chatverlauf führt schlussendlich immer dazu, dass ihr Daten preisgeben oder sogar Geld überweisen sollt, um an diesen vermeintlich neuen Job zu kommen.

Anna von „Business waretech“

Ich antworte also mit einem „Ja bitte?“ auf das „Hallo“. Denn ich möchte herausfinden, wie klug sich diese Scammer wirklich anstellen. Ich spoilere mal: gar nicht klug. Denn nun stellt sich eine „Anna von Business waretech“ vor, die mir einen „Online-Fernarbeitsplatz“ anbietet. Das sogar in Voll- oder Teilzeit und mit einem „engagierten Jobmanager“, der mich schult und mir einen „tollen Bonus gibt“. „Business waretech“ existiert natürlich nicht.

Toller Bonus klingt natürlich toll. Allein, wenn ich mir das Whatsapp-Profil dieser Anna anschaue, steht da der Name Lucio Kennedy. Komisch. Ist bestimmt ihr Vorgesetzter. Als ich ihr sage, dass ich Jobangebote per Whatsapp wirklich sehr vertrauenserweckend finde, bekomme ich einen Textblock, der alle meine Zweifel ausräumen soll:

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(Screenshot: Whatsapp/t3n)

Auf meine Frage, ob sie meine Nummer aus dem Telefonbuch haben (nein, meine Nummer steht nicht im Telefonbuch), kommt ein schlichtes „Ja“. Gefolgt von den Anforderungen, die ich zu erfüllen habe.

(Screenshot: Whatsapp/t3n)

Ich habe Glück gehabt: Dass ich erst 74 bin (ich bin nicht 74), hält die liebe Anna nicht davon ab, mir zu versprechen, dass sich in den kommenden Tagen die „zuständige Person“ bei mir melden wird – natürlich auch wieder per Whatsapp –, um mir die Stellenbeschreibung und das Gehaltspaket zukommen zu lassen. Das alles passiert an einem Freitagnachmittag. Am Sonntag meldet sich dann endlich die zuständige Person bei mir.

Meine Aufgabe

Es ist Sonntagabend, als sich „Alisha Steffanie“ bei mir meldet – mit einem Bild, das wahrscheinlich von einem Instagram-Account geklaut wurde. Immerhin: Die Suche nach der Bildquelle per Google-Bildersuche ergibt keinen Treffer. Man hat sich also doch ein wenig Mühe gegeben.

Während sich Anna noch wie ein typischer Bot angefühlt hat, der auf bestimmte Keywords passende Textblöcke ausspuckt, scheint es sich bei Alisha um einen echten Menschen zu handeln. Das merke ich vor allem dann, als diese Person wütend auf mich wird. Aber zunächst geht es nach einer kleinen Vorstellung um die Details meines neuen Jobs, den ich natürlich so schnell wie möglich beginnen möchte.

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(Screenshot: Whatsapp/t3n)

Alisha ist deutlich ungeduldiger als Anna. Aber nun erfahre ich endlich, was ich eigentlich machen soll – zumindest so in etwa. Das Ziel sei es, „Apps dabei zu unterstützen, an Popularität zu gewinnen“. Und zwar so sehr, dass das Niveau dieser Apps mit „Youtube, Instagram oder Facebook“ vergleichbar wird. Aber wie genau mache ich das denn?

(Screenshot: Whatsapp/t3n)

Sehr spannend alles. Und Alisha scheint auch wirklich begeistert von mir zu sein. Denn noch am gleichen Tag soll es eine Schulung geben, für die ich auch schon Geld bekommen soll – zwischen 50 und 200 US-Dollar immerhin! Und jetzt nennt sie mich auch „Liebes“.

Aber dann stelle ich zu viele Fragen. Was heißt denn Grundgehalt? Bekomme ich das Geld etwa auch, wenn ich gar nichts mache? Wie ermisst sich denn, ob ich für die Schulung 50 oder 200 Dollar bekomme? Auch möchte ich nochmal wissen, wie sie eigentlich an meine Nummer gekommen sind. Jetzt geht Alisha zum Gegenangriff über.

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(Screenshot: Whatsapp/t3n)

Meine Gegenfragen bringen nichts mehr, Alisha will jetzt ganz genau wissen, für welche Firmen ich schon Anwendungen optimiert habe. Und meine Antwort „Anwendungsoptimierung GmbH“ will sie einfach nicht zufriedenstellen. Immer wieder fragt sie, für welche Unternehmen ich arbeite. Ich sage ihr, das seien Geheimprojekte. Das gefällt ihr nicht und sie wird rabiat: „du musst mir zeigen“.

Geblockt – und was lernen wir daraus?

Die letzte Nachricht von Alisha ist: „Wenn Sie nicht vertrauen, zeigen Sie mir, dann können wir es hier beenden“. Danach blockt sie mich. Meine Nachricht, dass ich Journalist bin und gerne wissen würde, unter welchen Bedingungen „Alisha“ arbeitet und wie oft sie Erfolg mit dieser Masche hat, wird nicht mehr zugestellt.

Das ist freilich eine für mich lustige Geschichte. Aber da stecken ernstzunehmende Praktiken hinter. Immer wieder warnt etwa das BKA vor betrügerischen Nachrichten, die mit Messengern wie Whatsapp versendet werden. Seien es Personen, die sich als Sohn oder Tochter mit neuer Nummer ausgeben, oder eben wie bei mir jemand, der mir einen Job anbieten will.

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Viele Menschen fallen darauf rein. Weil sie diese Nachrichten nicht richtig einschätzen können – und sicherlich auch, weil sie die Hoffnung haben, unkompliziert Geld zu verdienen. „Alisha“ wollte so genau von mir wissen, wo ich denn arbeite, um einschätzen zu können, wie viel Geld bei mir zu holen ist. Ähnlich verhält es sich bei dem sogenannten Love Scamming: Hier werden Alleinstehende etwa dazu verleitet, Geld an das virtuelle Gegenüber zu schicken, damit die Person sich ein Flugticket leisten kann, damit die Liebenden endlich vereint sind.

Dahinter steckt organisierte Kriminalität. Personen, die den gesamten Tag nichts anderes machen, als unbedarfte Menschen anzuschreiben, um an ihr Geld zu kommen. Die Zeit hat in einer Reportage gezeigt, unter welchen Bedingungen diese Menschen teils arbeiten. „Wenn die Uhren in Westafrika abends auf sechs springen, ist es in Mitteleuropa bereits acht. An der Ostküste der Vereinigten Staaten naht der Nachmittag. In Offinso beginnt die Kernarbeitszeit. „Wir machen hier Nachtschicht“, sagt Vincent, „ich arbeite bis morgens um fünf.“, heißt es in dem Bericht. Denn auch das ist ein Aspekt, der bei all dem Klamauk nicht untergehen sollte: Diese Leute würden sicherlich lieber etwas anderes machen.

Am Ende habe ich übrigens beide Nummern gemeldet und blockiert. Und ihr solltet das Gleiche tun, falls euch auch mal eine Nummer aus Südafrika anschreibt, die ihr nicht kennt.

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Dieser Artikel wurde ursprünglich am 17. Juni 2024 veröffentlicht, interessiert jedoch immer noch sehr viele unserer Leser:innen. Deshalb haben wir ihn aktualisiert und hier nochmals zur Verfügung gestellt.

Diese Spiele stellten sich als Scam heraus:

Diese Spiele stellten sich als Scam heraus Quelle: Screenshot: Fntastic Games

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Kommentare (2)

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Johny Varsami

Schade, warum wurde das Spiel nicht etwas weiter getrieben? Jetzt ist alles, was danach passiert wäre, nur Spekulation. Btw. Gesichter kann man ganz einfach mit KI generieren, deshalb muss niemand mehr Profilbilder klauen.

Kolja Zydatiss

Naja, das muss nicht unbedingt „Betrug“ sein. Ich habe mal sowas nebenbei gemacht, remote Optimierung von Apps für das kanadische Telekommunikationsunternehmen Telus. Alle Mitarbeiter saßen in der (Steueroase) Irland. Es war tatsächlich eine recht unkomplizierte Art, Geld zu verdienen, ich habe aber nach einigen Monaten aufgehört, weil ich mich immer wieder mit Hilfe von .pdf-Handbüchern und Erklärvideos in neue recht komplizierte Aufgaben einarbeiten sollte, gegen sehr mickrige Entschädigung für die Einarbeitung. Daten wurden mir keine geklaut, die Arbeit wurde immer korrekt erfasst und entlohnt und ich war komplett frei in meiner Zeiteinteilung.

Zum Artikel: Die Frage, ob jemand schon für andere Firmen Anwendungen optimiert hat, spricht dafür, dass es sich hier tatsächlich um ein reales Jobangebot im Bereich Homeoffice „Clickwork“ geht. Auch die „Schulung“ am Sonntag finde ich nicht verdächtig. Wenn das ein vorprogrammiertes Online-Tutorial ist, durch das man sich zu Hause durchklickt, um zu kapieren, was von einem erwartet wird, und vielleicht am Ende einen Verständnistest machen muss (so was das bei mir), ist es doch völlig egal, an welchem Wochentag man das macht.

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