Wie Innovationsabteilungen in Krisenzeiten ihre Schlagkraft bewahren

Die heutigen turbulenten Zeiten stellen Innovationsabteilungen auf eine harte Probe. Während viele Unternehmen in den Krisenmodus schalten und sich auf ihr Kerngeschäft konzentrieren, sehen wir oft, dass Innovationen als erstes auf der Streichliste landen. Das ist ein Fehler, denn gerade in unsicheren Zeiten können strategische Investitionen in Innovationen den Unterschied zwischen bloßem Überleben und echtem Aufblühen ausmachen.
„Konzentration aufs Kerngeschäft“ ist ein verständlicher Reflex in Zeiten geopolitischer Spannungen, steigender Energiepreise und Lieferkettenproblemen. Wer jetzt aber nur Kosten einspart, übersieht, dass die Welt sich rasant weiterentwickelt. Neue Technologien wie künstliche Intelligenz und datengestützte Geschäftsmodelle verändern ganze Branchen. Wer jetzt nicht investiert, verliert den Anschluss und riskiert seine zukünftige Wettbewerbsfähigkeit.
Wir sehen oft, dass mit dem Stoppen von Innovationsprojekten eine Abwärtsspirale beginnt. Wer nicht in die Zukunft investiert, hat bald keine Produkte und Dienstleistungen mehr, die sich von der Konkurrenz abheben. Noch schlimmer: Das Mindset für Innovation und die notwendigen Fähigkeiten verkümmern, wenn sie nicht kontinuierlich gepflegt werden.
Repositionierung von Innovationseinheiten: Eine strategische Notwendigkeit
Innovationen sind in Krisenzeiten wichtiger denn je. Historisch gesehen haben viele Unternehmen gerade in solchen Zeiten einen großen Sprung nach vorne gemacht. Siemens beispielsweise nutzte die Finanzkrise 2008, um gezielt in Automatisierung und Energieeffizienz zu investieren – mit Erfolg. Ein anderes Beispiel ist Lego: Anfang der 2000er Jahre stand das Unternehmen vor enormen Herausforderungen. Anstatt sich nur auf Einsparungen zu fokussieren, entwickelte es mit Mindstorms ein Produkt, das die Marke neu belebte. Diese Unternehmen haben eines gemeinsam: Sie nutzten Krisen als Chance für Innovation.
Damit das gelingt, müssen Innovationsabteilungen ihre Rolle als Wachstumstreiber und Differenzierungsfaktor klar definieren und selbstbewusst vertreten. Statt sich zu verstecken, sollten sie sich neu positionieren und zeigen, wie sie kurz- und langfristig zum Unternehmenserfolg beitragen können. Der Schlüssel liegt darin, sich auf die richtigen Themen zu konzentrieren – wir nennen sie „Winning Topics“.
Winning Topics: Der Schlüssel zur strategischen Innovation
Winning Topics sind Innovationsfelder, die für das Unternehmen echten Mehrwert schaffen. Sie zeichnen sich durch drei Kriterien aus:
- Marktpotenzial: Sie adressieren echte Kundenbedürfnisse und haben das Potenzial für hohe Umsätze.
- Fit zum Unternehmen: Sie passen zur strategischen Ausrichtung und bauen auf vorhandenen Kompetenzen auf.
- Timing: Sie sind zeitlich und ressourcentechnisch umsetzbar und passen in die aktuelle Projektplanung.
Gerade in Krisenzeiten ist es entscheidend, dass Innovationsabteilungen sich auf diese Winning Topics fokussieren. Die Bandbreite ist groß – von KI über datengestützte Geschäftsmodelle bis hin zu Prozessoptimierungen.
Der Winning Topics Star: Ein Rahmenwerk für den Erfolg
Um Innovationseinheiten optimal aufzustellen, haben wir den „Winning Topics Star“ (WTS) entwickelt. Dieses Framework analysiert fünf Dimensionen, die für erfolgreiche Innovationen entscheidend sind:
- a) Strategie: Wie gut passt die Innovationsarbeit zur Unternehmensstrategie?
- b) Enabler: Inwiefern gibt es effektive Projekte, Use-Cases und Vehikel wie Accelerators zur Förderung der Innovationskraft?
- c) Fähigkeiten: Inwieweit verfügt das Unternehmen über die erforderlichen Kompetenzen und Ressourcen um die Innovationsvorhaben umzusetzen?
- d) Kultur: Wie innovationsfreundlich ist das Mindset in der Organisation und wie werden Innovation und Wandel aktiv gefördert?
- e) Prozesse: Inwieweit unterstützen die Prozesse und Strukturen die Innovationsarbeit?

Der WTS hilft Unternehmen, ihren Status quo zu bewerten, Optimierungsbedarf zu erkennen und ambitionierte Ziele zu definieren. (Abbildung: Kawohl/Borchers)
Ein Unternehmen, das gezeigt hat, wie sich gezielte Innovation in Krisenzeiten auszahlt, ist EnBW. 2016 stand das Unternehmen vor einer gewaltigen Transformation: Der Wandel vom klassischen Energieversorger hin zu einem modernen Infrastrukturpartner war eingeläutet, aber noch längst nicht abgeschlossen. Erste Innovationsprojekte liefen, doch es fehlte an Skalierung. Digitale Kompetenzen waren in vielen Bereichen noch unzureichend, und auch die Unternehmenskultur spiegelte den Wandel nur bedingt wider. Hierarchische Entscheidungsprozesse verzögerten die Umsetzung neuer Ideen.
Doch EnBW nahm diese Herausforderungen an. Bis 2023 hatte das Unternehmen seine Innovationsstrategie konsequent umgesetzt. Die Energiewende wurde aktiv vorangetrieben, neue Geschäftsfelder ausgebaut. EnBW investierte massiv in Innovationshubs und Startups, wurde zum Vorreiter im Bereich Elektromobilität und baute datengetriebene Kompetenzen auf. Innovationskultur wurde nicht nur gefördert, sondern fest in der Organisation verankert. Starre Strukturen wurden durch agile Prozesse ersetzt, was eine schnellere Anpassung an Marktveränderungen ermöglichte.
Fazit: Innovation als Schlüssel zur Zukunftssicherung
Die Lehre aus erfolgreichen Beispielen ist klar: Wer Innovation als verzichtbaren Luxus betrachtet, gefährdet seine Zukunft. Gerade jetzt, wo Krisen die Märkte verändern, haben Unternehmen die Chance, sich strategisch neu auszurichten. Der Winning Topics Star hilft dabei, Innovation gezielt einzusetzen, statt nach dem Zufallsprinzip zu experimentieren.
Es reicht nicht nur, Innovation zu verteidigen – sie muss aktiv als Motor für nachhaltigen Unternehmenserfolg genutzt werden. Die strukturierte Identifikation der richtigen Innovationsfelder ist dabei essenziell. Unternehmen, die das verstehen, werden nicht nur diese Krise meistern, sondern gestärkt aus ihr hervorgehen.