Wirecard: Zahlungsdienstleister nach Bafin-Strafanzeige und Razzia in Schwierigkeiten
Seit Monaten muss sich der Zahlungsdienstleister Wirecard gegen Vorwürfe wegen angeblicher Unregelmäßigkeiten bei der Erstellung seiner Bilanz zur Wehr setzen. Zuletzt hatte eine eigens beauftragte Sonderprüfung der Wirecard-Bücher durch die Wirtschaftsprüfer von KMPG zumindest nicht alle Zweifel zerstreuen. Jetzt drohen Wirecard neue Unannehmlichkeiten. Denn die Finanzaufsicht Bafin hat vor einigen Tagen die Wirecard-Führung wegen des Verdachts der Marktmanipulation angezeigt. Am Freitag kam es dann zu einer Razzia in der Konzernzentrale.
Wirecard: Razzia wegen Verdachts auf Marktmanipulation
Den Verdacht auf Marktmanipulation begründet die Bafin mit zwei Adhoc-Mitteilungen vom 12. März und 22. April die „irreführende Signale für den Börsenpreis der Aktien der Wirecard AG“ gegeben haben könnte, wie eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft München dem Handelsblatt mitteilte. Zu dem Ergebnis der Durchsuchung und möglichen weiteren Schritten könne die Strafverfolgungsbehörde nichts sagen, um nicht ebenfalls Einfluss auf den Aktienkurs zu nehmen. Im nachbörslichen Handel war die Wirecard-Aktie am Freitag um zehn Prozent eingebrochen.
Wirecard hatte die Durchsuchung der eigenen Geschäftsräume am Freitagabend in einer Mitteilung bestätigt. Eine Sprecherin erklärte, der Vorstand sei zuversichtlich, dass der Sachverhalt sich aufklären werde und sich die Vorwürfe als unbegründet erweisen würden. Konkret im Fokus der Ermittlungen stehen laut Handelsblatt die vier Vorstände von Wirecard: CEO Markus Braun, Finanzvorstand Alexander von Knoop, Operationsvorstand Jan Marsalek und Produktvorständin Susanne Steidl.
CEO Braun im Kreuzfeuer der Kritik
Insbesondere im Kreuzfeuer der Kritik steht aber Wirecard-Chef Braun. Einer der Großinvestoren, der Fondsanbieter Deka, forderte schon vor ein paar Wochen den Rücktritt des 50-Jährigen. Ingo Speich, Leiter des Bereichs Corporate Governance bei Deka, fürchtet jedenfalls jahrelange Rechtsstreitigkeiten – auch zivilrechtliche Klagen, wie der österreichische Kurier schreibt. Der Firmenchef habe Wirecard in eine Situation gebracht, aus der er nur noch aus der Defensive heraus agieren könne, so Speich.
Mehrere Großanleger wollen laut Insidern bei der Hauptversammlung am 26. August unabhängige Sonderprüfungen durchsetzen, wie sie auch die Aktionärsvereinigung DSW fordert. Jetzt steht aber erst einmal die schon zwei Mal verschobene Veröffentlichung der Jahresbilanz des Konzerns an. Aktuell soll sie am 18. Juni vorgelegt werden. Mit Spannung wird erwartet, ob und wie die Wirtschaftsprüfer von EY, die damit betraut sind, das Testat erteilen.