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Kolumne
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World Wide Web und Internet – was ist eigentlich der Unterschied?

Das Internet wird heute 50 Jahre alt. Manche verwirrt das, wurde es doch erst mit dem WWW rund 20 Jahre später so richtig bekannt. Beides wird daher auch immer wieder miteinander verwechselt. Was den Unterschied ausmacht, in der Neuland-Kolumne von Stephan Dörner.

Von Stephan Dörner
4 Min. Lesezeit
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(Foto: atm2003/Shutterstock)

Das Jahr 1969 ist nicht nur das Jahr der Mondlandung – am 29. Oktober 1969 wurdet auch die erste Internet-Verbindung zwischen zwei Computern hergestellt. Manch einer verortet die Geburtsstunde des Internets eher Anfang der 1990er Jahre, denn erst da wird das weltweite Computernetz zum breiten medialen Thema. Und erst gegen Ende der 1990er Jahre gelingt dem Internet der Durchbruch zum Massenmedium in der westlichen Welt.

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Der Hintergrund: Immer wieder werden die beiden Begriffe World Wide Web, kurz WWW, und Internet durcheinandergeworfen. Selbst Facebook feierte 2016 beispielsweise „25 Jahren Internet.“ Dabei ist das WWW nur ein Teil des Internets – ein Anfang der 1990er Jahre erfundener Dienst, der über das Internet funktioniert und dieses gleichzeitig populär machte.

Zum Web gehören die Teile des Internets, die via Webbrowser wie Google Chrome oder Mozilla Firefox aufgerufen werden. Die Adressen beginnen dabei immer mit „http://“ oder in der verschlüsselten Variante mit „https://“. Die verschiedenen Protokolle zum Transport von E-Mails beispielsweise, das Datei-Austausch-Protokoll FTP, aber auch die Datenkommunikation von Apps gehören zwar zum Internet, nicht aber zum Web.

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Was ist eigentlich eine Web-App?

Wobei, ganz so einfach ist es auch wieder nicht. Zur Verwirrung trägt sicher auch bei, dass viele Internet-Dienste wie etwa E-Mail seit vielen Jahren häufig über das Web genutzt werden. Eine E-Mail gelangt beispielsweise über das E-Mail-Protokoll SMTP in das Postfach eines Empfängers – und der ruft diese E-Mail dann über eine Website ab, zum Beispiel die von Googles E-Mail-Dienst Gmail. So landen viele Inhalte des Internets am Ende doch im Web.

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Und auch bei Apps auf dem Smartphone ist die Sache nicht ganz so einfach: Nicht wenige Apps sind lediglich eine Art Hülle für Inhalte aus dem Web. Diese funktionieren also im Grunde wie ein Webbrowser, der nur die Inhalte einer bestimmten Website anzeigt – im Hintergrund werden die Inhalte aus dem Web geladen. Auch hier verschwimmt also die Grenze zwischen Web und anderen Internet-Diensten.

Dennoch bezeichnet das World Wide Web immer noch einen spezifischen Dienst des Internets. Daneben gibt und gab es noch viele weitere: Neben den diversen E-Mail-Protokollen und FTP beispielsweise auch SSH zum Steuern von Servern oder Gopher – eine Art frühe Konkurrenz zum Web, die heute keine Rolle mehr spielt. Die ersten Versionen von Microsofts Internet Explorer oder Mozillas Firefox konnten sogar noch Gopher-Seiten ansteuern.

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Die Geschichte des Internets beginnt 1969, die des WWWs 1989

Grundlage all dieser Dienste ist das Internet – und dessen Geschichte beginnt eben schon im Flower-Power-Jahrzehnt: 1969 sorgte ein Projekt des US-Verteidigungsministeriums dafür, dass erste Großrechner mit dem Arpanet, dem militärischen Vorläufer des Internets, verbunden werden konnten. Anfang der 1970er Jahre entwickelten unter anderem die Internet-Pioniere Vint Cerf und Bob Kahn eine frühe Version des Internet-Protokolls TCP, um eine gemeinsame Sprache für die Kommunikation zwischen Computer-Netzwerken zu finden.

WWW-Erfinder Tim Berners-Lee. (Foto: drserg/Shutterstock)

WWW-Erfinder Tim Berners-Lee. (Foto: drserg/Shutterstock)

1990 begann die Kommerzialisierung des Internets, wodurch auch Organisationen und Privatleute abseits von Forschungseinrichtungen und Militär Zugang erhielten. Ab etwa 1989 entwickelte der CERN-Forscher Tim Berners-Lee das World Wide Web. Am 12. März 1989 veröffentlichte er die erste Website der Welt online, die bis heute unverändert ist.

Doch erst ab 1993 wurde das Web einer breiteren Öffentlichkeit bekannt: Der erste grafikfähige Browser für das Web namens NCSA Mosaic war jetzt verfügbar. Ende 1994 folgte der Netscape Navigator von Marc Andreessen, einer der beteiligten Entwickler an Mosaic. Codename des Navigators war „Mozilla“, ein Kombination aus „Mosaic“ und „Killer.“

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Weil erst das Web das Internet so richtig populär machte, wird es bis heute gerne mit diesem verwechselt. Aber auch andere Dienste wie E-Mail verbreiteten sich mit dem Siegeszug des Internets in breiten Teilen der Bevölkerung.

Das Web ermöglichte dem Siegeszug des freien und offenen Internets und ebnete damit auch in Konkurrenz zu geschlossenen Plattformen wie den Foren- und Chat-Räumen von Diensten wie AOL oder Compuserve den Weg. Anders als bei diesen proprietären Diensten kann im offenen und freien Internet jeder ohne Vorkontrolle Informationen nicht nur abrufen, sondern auch anbieten.

„Appisierung“ drängt das WWW zurück

Durch die „Appisierung“ des Internets von Diensten wie Facebook, Snapchat oder Tiktok sehen manche dieses Prinzip im Netz inzwischen wieder in Gefahr. In gewisser Weise haben heute Unternehmen wie Facebook oder Snapchat die Rolle von AOL und Compuserve in den 1990er Jahren eingenommen: Sie kontrollieren auf den Plattformen, wer welche Inhalte einstellen darf. Und wer keinen Account besitzt, kann im Falle von Facebook viele und im Falle von Snapchat alle Inhalte überhaupt nicht sehen.

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Das WWW hat als neutrale Vermittlungsplattform riesige Plattform-Betreiber wie Google, Amazon und Facebook geschaffen. Gleichzeitig wird gerade innerhalb der Europäischen Union die Neutralität des Internets insgesamt immer lauter von Politik und Telekommunikationsunternehmen infrage gestellt.

50 Jahre Internet sind daher nicht nur ein Grund zum Feiern, sondern auch eine Gelegenheit zum Innehalten: Was hat uns das Netz gebracht – und wie erhalten wir sein Erbe in einer Welt, die immer stärker von wenigen großen Plattformen dominiert wird?

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Frank

Wenn wir schon beim Klugscheißen sind, dann landet die E-Mail per SMTP im Postfach des Empfängers, per IMAP würde es im E-Mail-Client landen.

Antworten
Stephan Dörner

Du hast recht -– versendet werden Mails auch bei Verwendung von IMAP immer noch via SMTP. Habe ich korrigiert, danke!

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Wenn wir schon beim Klugscheißen sind, dann empfehlen wir, uns nochmal haargenau die detaillierte Funktionsweise von POP + IMAP + SMTP durchzulesen – bspw. bei Wikipedia ;-) ;-)

https://de.wikipedia.org/wiki/Internet_Message_Access_Protocol

Der echte Spezialist, kennt natürlich die Protokollspezifikationen auswendig ;-) ;-)

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