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Xbox und Playstation 5: Was die Abkehr von physischen Medien für Spieler bedeutet

Die Next Gen der Konsolen setzt deutlich darauf, dass Spieler und Spielerinnen ihre Games digital kaufen. Welche Auswirkungen hat das?

5 Min. Lesezeit
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Vor dem Aus? Für den Games-Einzelhandel wird die Digitalisierung ein Problem. (Foto: Shutterstock)

Natürlich gingen die Verkaufszahlen digitaler Versionen von Spielen in den letzten Monaten in die Höhe. Viele Läden hatten geschlossen, die Menschen verließen dank Corona kaum das Haus – die Konsole oder den PC zu starten und in einer digitalen Storefront ein Spiel auszusuchen und zu kaufen, das war naheliegend, war bequem.

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Der Trend, dass immer weniger physische Versionen von Spielen verkauft werden, existiert schon länger. Er wird derzeit lediglich noch stärker beschleunigt. Die nächste Konsolen-Generation macht einen großen Push ins Digitale. Es scheint, dass Spiele auf Blu-Rays und Cartridges bald der Vergangenheit angehören werden. Das wird Folgen für Spieler und den Einzelhandel haben.

Next Gen ist Digital Gen

Xbox Series X und Playstation 5 – beide Konsolen, die Anfang November erscheinen, werden mit einem Disc-Laufwerk ausgeliefert. Doch beide Konsolen setzen deutliche Kaufanreize, für rein digitale Spiele. So erscheint die Playstation 5 in einer Version ohne Laufwerk – die 100 Euro günstiger ist. Die Xbox bietet derweil die Series S an, die sich mit reduzierter Grafikpower an Käufer wendet, denen Technik weniger wichtig ist als flüssiges Spielen für geringes Geld – die Konsole kostet 200 Euro weniger als die Series X. Und erscheint ebenfalls ohne Disc-Laufwerk.

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Doch damit nicht genug: Microsoft setzt mit dem Game Pass auf eine rein digitale Spiele-Bibliothek, für die User eine monatliche Summe zahlen. Auch Sony hat mit Playstation Now ein ähnliches Angebot, wenn auch nicht mit ganz so reichhaltigem und aktuellem Spiele-Angebot – noch nicht. Aktuelle virale Spiele wie „Fall Guys: Ultimate Knockdown“ oder „Among Us“ kommen derweil ganz ohne Disc-Version aus.

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Kurzum: In der „Next Gen“ ist ein deutlicher Push ins Digitale zu spüren. In Gesprächen mit einigen deutschen Entwicklerstudios vernehmen wir sich ähnelnde Erwartungen: Die kommende Konsolen-Generation dürfte die letzte sein, die noch Videospiele auf Discs unterstützt. Das physische Spiele-Medium sterbe aus. Und die großen Hardware-Hersteller haben auch gute Gründe dafür: Die Produktionskosten sind geringer, während sie in ihren eigenen digitalen Storefronts die Preise selbst bestimmen können und die Abgaben an den Einzelhandel wegfallen. Verkauft Sony im eigenen Playstation-Store etwa das selbst produzierte Exklusivspiel „God of War“ gehen die gesamten Einnahmen an: Sony.

Die Auswahl wird kleiner

Die Vorteile für die Hardware-Hersteller könnten jedoch Spielern und Spielerinnen Sorgen bereiten. Denn die Suche nach Schnäppchen, die Auswahl aus unterschiedlichen Geschäften, die Konkurrenz zwischen diesen, die sich auch in niedrigeren Preisen äußern konnte – all das fällt weg, wenn etwa einer Besitzerin der Playstation 5 nichts anderes übrig bleibt, als im Playstation-Store zu kaufen. Sicherlich, auch Unternehmen wie Amazon oder Gamestop verkaufen Codes, die in den digitalen Stores eingelöst werden können – doch bei Weitem nicht für alle Spiele und zumeist werden gerade neue Veröffentlichungen dort nur als Disc-Version angeboten. Hinzu kommt, dass die Hardware-Anbieter selbst bestimmen können, wie viele dieser Codes sie verkaufen und wer sie anbieten darf. Die Auswahl vieler Verkaufsstellen reduziert sich auf einige wenige, die dann noch in den Händen derer liegen, die die Spiele selbst vertreiben.

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Das heißt, dass Käufer und Käuferinnen, sollte der Push ins Digitale erfolgreich sein, Spiele zu den Preisen kaufen müssen, die die Hersteller selbst in ihren digitalen Stores festlegen. Und gerade neue Spiele werden dort häufig für 70 Euro und mehr verkauft. Doch neben diesen Einschränkungen in den Kaufmöglichkeiten stehen für Spieler und Spielerinnen auch Traditionen auf dem Spiel, die einen Teil der Games-Kultur ausmachen: Der Gebrauchtkauf und das Ausleihen von Spielen. Denn rein digitale Spiele können freilich nicht gebraucht wiederverkauft werden. Da, wo Discs und Cartridges verschwinden, können keine Spiele mehr gebraucht angeboten werden – da können Spieler und Spielerinnen nicht mehr auf Flohmärkten oder im Einzelhandel günstiger kaufen. Gerade Menschen mit geringerem Einkommen könnten so der Möglichkeit beraubt werden, durchgespielte Games zu verkaufen, um sich ein neues zu kaufen.

Traditionen sterben aus

Ebenso wird es schwieriger, Spiele auszuleihen oder durchgespielte Spiele zu verschenken. Es gibt Möglichkeiten, sich in das Steam-, Playstation- oder Xbox-Profil der Freundin einzuloggen und so die Spiele zu spielen, die dort hinterlegt sind. Doch ist das deutlich umständlicher als das Einlegen einer mitgebrachten Disc an einem gemeinsamen Spieleabend. Spiele für längere Zeit auszuleihen oder gar zu verschenken, ist so nicht möglich, denn spätestens, wenn die andere Person sich wieder in ihr Profil einloggt, hat das Vergnügen ein Ende. Digital gekaufte Spiele sind zudem verknüpft mit dem Profil oder Account, mit dem sie gekauft wurden. Sollte dieser jedoch – aus welchen Gründen auch immer – gesperrt werden, ist auch der Zugang zu den Spielen verloren.

All das sind Probleme, für die es durchaus technische Lösungen geben kann. Plattform-unabhängige digitale Storefronts, Möglichkeiten, digitale Spiele zu leihen oder zu verschenken, das alles ist machbar. Fraglich jedoch, ob die großen Hardware-Hersteller diese Lösungen anstreben werden – zumindest, solang der öffentliche Druck nicht spürbar genug ist.

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Daher sind Angebote wie der Game Pass von Microsoft wohl die eigentliche Alternative zum Kauf digitaler Spiele: Sie werden kurzum für einen monatlichen Beitrag gemietet, nicht mehr gekauft. Doch scheint Sony zumindest derzeit noch daran festzuhalten, Blockbuster zu produzieren, die zum vollen Preis verkauft werden.

Und was macht der Einzelhandel?

Großer Ausführungen, wieso der Push ins Digitale für den Einzelhandel schwere Folgen haben kann, bedarf es nicht: Besonders Unternehmen wie Gamestop, die sich auf den Verkauf von Videospielen, Hardware und Zubehör spezialisiert haben, wird ein rein digitaler Spieleverkauf schwer zu schaffen machen. Schon zuletzt ging es Gamestop finanziell so schlecht, dass etliche Filialen schließen mussten. Und es ist fraglich, ob die gerade angekündigte Zusammenarbeit mit Microsoft langfristig etwas an ausbleibenden Käufern und Käuferinnen ändern kann.

Was bleibt? Natürlich die Hardware selbst, die samt Zubehör wie Controllern oder Headsets freilich noch physisch gekauft werden will – zumindest solange das Streaming von Spielen den Markt noch nicht dominiert. Und derzeit sieht es so aus, als würde das noch eine Zeit dauern. Doch daneben gibt es noch eine Nische, die immer größer werden könnte: Merchandise. Schon heute gehören zu jedem Blockbuster-Spiel mindestens drei Versionen: Standard, Special- und Collector’s Edition. Die kommen mit Artwork-Büchern, Soundtracks oder Figuren und Statuen der Charaktere aus dem Spiel. Physische Dinge also.

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Und schon heute werden diesen Versionen oft Download-Codes statt Discs beigelegt. Das Videospiel ist ein sehr kapitalistisches Medium. Es setzt auf das Noch-Mehr-Kaufen der Spieler und Spielerinnen. Und vielleicht kann es diese Eigenschaft sein, die den Games-Einzelhandel dann doch am Leben halten wird.

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8 Kommentare
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Dario

Wegfallen würde mit den Retail-Stores aber auch die Limitierung des Angebots. Codes lassen sich endlos generieren und somit hat am Ende wieder der Kunde das Heft in der Hand. Die Onlinestores mögen denken sie diktierten die Preise doch wenn für 80€ keiner die Spiele kauft, dann rutscht der Preis doch wieder ganz schnell auf 60 – 40€.
Eben wegen des Arguments der wegfallenden Lieferketten und Abgaben an Einzelhändler empfinde ich es schon seit Jahren als Zumutung, Software für den Retail Preis anzubieten.

Antworten
Chris

Es wäre eher eine Zumutung nicht den selben Preis wie im Einzelhandel zu verlangen. Denn wer würde dann noch im Einzelhandel kaufen?

Wichtig wäre hierbei eher die Umverteilung der zusätzlichen Gewinne… Eine Steuer auf pure Digitale Titel oder der Zwang zur Zulassung von unabhängigen Online Stores auf den Geräten von PS5, XBOX aber auch Apple z.B. um den Wettbewerb zu erhalten.
Software sollte dann auch zwischen den Stores / Accounts verkaufbar/verschenkbar sein (Gebrauchtwarenhandel).

Es gibt viele Möglichkeiten, den Verbraucher zu stärken, muss halt nur gemacht/verlangt werden.

Antworten
Chris

Es wäre eher eine Zumutung nicht den selben Preis wie im Einzelhandel zu verlangen. Denn wer würde dann noch im Einzelhandel kaufen?

Wichtig wäre hierbei eher die Umverteilung der zusätzlichen Gewinne… Eine Steuer auf pure Digitale Titel oder der Zwang zur Zulassung von unabhängigen Online Stores auf den Geräten von PS5, XBOX aber auch Apple z.B. um den Wettbewerb zu erhalten.
Software sollte dann auch zwischen den Stores / Accounts verkaufbar/verschenkbar sein (Gebrauchtwarenhandel).

Es gibt viele Möglichkeiten, den Verbraucher zu stärken, muss halt nur gemacht/verlangt werden.

Antworten
Mike Cawley

Ich werde mir ab sofort wieder alles Physisch kaufen da Microsoft mir ohne den genauen Grund zu nennen einfach den Account gesperrt hat. Ich hätte angeblich gegen die Nutzungsvereinbarung verstossen.
Jedenfalls habe ich spiele in den letzten 15 Jahren für ca. 50’000 CHF gekauft und diese kann ich nun nicht mehr öffnen da es ja an den Account gebunden ist. :-((( GRRRRR.

Antworten
Hans Werner

Es geht doch nur noch darum den kunden maximal zu schröpfen. Geld, Geld und Geld ist alles was zählt. Bald wird uns garnichts mehr gehören. Das ganze Leben wird ein Subscribtion-Modell.

Antworten
dennis

Gott, was regt man sich hier nutzlos auf. So erging es den Videokassetten, DVDs, CDs usw. Ist doch klar, dass das so kommt und die Preisangeban in dem Artikel sind verfälscht, denn die Hardware ist nicht nur günstiger, weil ein Laufwerk fehlt, die komplette Hardware ist eine andere.

Antworten
as140

.
„So erging es den Videokassetten, DVDs, CDs usw. “
Mit dem Unterschied, dass ältere Filme und Musik meist auch digital erhältlich sind, während Gamepass und Co. sich auf die Spiele der letzten Jahre beschränken.

Antworten
HePla

Was, wenn die Festplatte voll ist? Mein gekauftes Spiel für die WiiU ist z.B. weg, weil ich es inzwischen nicht mehr runterladen kann, dann doch lieber CDs, die ich nicht wieder finde…
Allerdings müssen dann die Updates ggf. beizeiten noch heruntergeladen werden… Da könnten die Hersteller bei rein digitalen Versionen gleich die Aktualisierung anbieten… Gebrauchtgeräte können nur ohne Digitale Spiele angeboten werden, es sei denn, man verkauft seinen Account gleich mit, incl. seiner E-Mail-Adresse. Also m.E. nur Geldschneiderei.

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