Xiaomi 14T Pro im ersten Eindruck: Starke Hardware, seltsame Software-Entscheidungen
Nachdem Xiaomi im Februar zum MWC seine 14er-Serie mitsamt dem Xiaomi 14 Ultra (Test) vorgestellt hat, legt der Hersteller nach: Das 14T Pro und das 14T stellen die gewissermaßen die Herbstmodelle des Herstellers dar. Sie besitzen jeweils eine Leica-Optik und anstelle von Qualcomm-Chips neue Prozessoren von Mediatek.
Nach Samsungs Galaxy- und Googles Pixel-Geräten integriert Xiaomi in seinen neuen Modellen erstmals Circle to Search und den neuen Assistenten Gemini mitsamt Gemini Live. Hinsichtlich der weiteren Software irritiert der Hersteller an manchen Stellen ein wenig.
Xiaomi 14T Pro: Kantige Hardware, solide Ausstattung
Xiaomis 14T Pro besitzt ein kantiges Alu-Gehäuse und eine Rückseite aus gehärtetem Glas, das nicht näher spezifiziert ist. Das rückseitige Kameraelement wirkt mit seinen vier Kameraringen recht rustikal – im Vergleich zum Xiaomi 14 vom Frühjahr mutet das uns in Schwarz vorliegende Gerät weniger frisch an. Mit seinen 209 Gramm ist es zudem schwerer als ein Galaxy S24 Plus, das eine ähnliche Größe besitzt.
Wie das S24 Plus hat das 14T Pro ein 6,7-Zoll-OLED-Display, das laut Xiaomi über eine Bildwiederholrate von 144 Hertz verfügt. Laut Hersteller soll der Bildschirm eine maximale Helligkeit von 4.000 Nits liefern, was beträchtlich ist. Aktuelle Topmodelle von Apple, Samsung oder Google liefern bis zu 2.700 Nits im Peak.
Spitzenhelligkeit spielt im täglichen Gebrauch übrigens keine große Rolle: Es ist nur ein Wert, der beschreibt, wie stark die Leuchtkraft auf bestimmten Bereichen des Displays während der Wiedergabe von HDR-Videos ist. Dennoch wirkt der Bildschirm des 14T Pro durchaus hochwertig und hell, aber nicht heller als der des Pixel 9 Pro oder iPhone 16 Pro.
Kameraseitig setzt Xiaomi beim 14T Pro auf die Partnerschaft mit Leica, die unter anderem wie früher bei Huawei die Summilux-Optik beisteuern. Die Triple-Kamera setzt sich aus einem 50-Megapixel-Weitwinkel-Sensor (MP) mit f1,6-Blende, einer 50-MP-Tele- mit f/2,2-Blende und einer 12-Megapixel-Ultraweitwinkel-Kamera zusammen. Die Frontkamera kommt mit 32-MP-Sensor und f/2.0.
Neuer Mediatek-Chip und schnelles Laden
Unter der Haube setzt Xiaomi im Unterschied zum Snapdragon 8 Gen 3, der im Frühjahrsmodell zu finden ist, ein neues Dimensity-SoC (System-on-a-Chip) von Mediatek ein. Der Dimensity 9300 Plus schafft in Benchmarks überwiegend nicht ganz so hohe Werte wie Qualcomms Snapdragon 8 Gen 3. Im Multiscore-Wert von Geekbench 6 liegt der Chip aber ein wenig über Qualcomms Modell, was damit zu tun haben dürfte, dass Mediatek mehr Hochleistungskerne als Qualcomm einsetzt. Schnell und flüssig in der Bedienung ist das 14T Pro allemal.
Das Plus an Hochleistungskernen scheint sich auf die Laufzeit eher nicht so positiv auszuwirken: Zumindest im PC Mark-Akkutest erzielt das Gerät eine Laufzeit von 13:35 Stunden, was okay ist, aber nicht ganz an die Laufzeiten von Samsungs Galaxy Ultra oder das Xiaomi 14 Ultra heranreicht, obwohl der Akku mit 5.000 Milliamperestunden gleich groß ist.
Xiaomi 14T Pro:
Geekbench 6: 2.114 (Single), 6.920 (Multi)
Geekbench 6 GPU Vulkan: 14.020; OpenCL: 12.632
Wildlife Extreme Stress Test: 4.730 (bester Wert), 3.258 (niedrigster Wert), Stabilität: 68,9 Prozent
Geekbench 6: 2.266 (Single), 6.930 (Multi)
Geekbench 6 GPU Vulkan: 16.092; OpenCL: 13.705
Wildlife Extreme Stress Test: 4.982 (bester Wert), 3.700 (niedrigster Wert), Stabilität: 74,3 Prozent
- Geekbench 6: 2.272 (Single), 6.828 (Multi)
- Geekbench 6 GPU Vulkan: 16.864; OpenCL: 15.046
- Wildlife Extreme Stress Test: 5.215 (bester Wert), 2.991 (niedrigster Wert), Stabilität: 57,4 Prozent
Schneller hingegen sind die Ladeleistungen: Mit entsprechenden Ladegeräten kann das 14T Pro mit 120 Watt binnen 19 Minuten voll geladen werden, so der Hersteller. Kabelloses Laden geht mit bis zu 50 Watt vonstatten. Die Konkurrenz wie Samsung, Apple oder Google schaffen maximal bis zu 25 Watt.
Software: Android 14 mit HyperOS-Überzug und iOS-Anmutung
Bei der Software basiert Xiaomis HyperOS auf Android 14. Abseits des neuen Namens der Nutzeroberfläche ähnelt HyperOS optisch stark der „alten“ MIUI-Oberfläche: Benachrichtigungsleiste und Schnelleinstellungen sind ähnlich wie bei Apples iOS zweigeteilt, auch bei weiteren Designentscheidungen mutet das System stark wie beim iPhone an.
Die Lösungen von Samsungs Galaxy, Googles Pixel oder vielen weiteren gefallen mir persönlich besser, da vieles schneller erreichbar ist, aber das ist reine Geschmacksache.
Die Nutzeroberfläche wirkt bisweilen jedoch schnell zusammengeschustert und teils lieblos lokalisiert. So wirken die Schriften in der Bearbeiten-Funktion der eigenen Galerie-App zusammengequetscht und in der Updateansicht für Systemapps ist oft nicht zu erkennen, welche Apps überhaupt aktualisiert werden sollen, weil die Inhalte abgeschnitten sind.
Am kuriosesten ist indes, dass beim ersten Öffnen der Systemreinigungs-App ein großes Cookiebanner aufploppt. Das weist darauf hin, dass die App Daten an bis zu 230 Werbeanbieter senden kann. Dass so etwas Bestandteil des Betriebssystems ist, habe ich auch noch nicht erlebt.
Abseits des Cookiebanners hat Xiaomi außerdem zahlreiche Anwendungen wie Aliexpress, Tkitok, Facebook, WPS Office, Spotify, Bing und weitere auf dem Gerät vorinstalliert. Immerhin lassen sich viele von ihnen entfernen. Die Vielzahl an Bloatware-Apps packt Xiaomi aber selbst in sein teures 14 Ultra – wo sie erst recht nicht hineingehören.
Gemini und Circle to Search an Bord
Als potenziell praktisch dürfte sich nach unseren Erfahrungen die Integration von Googles neuen Diensten Gemini und Circle to Search entpuppen.
Mit Gemini und Gemini Live ersetzt Google sukzessive den Google Assistant, der jahrelang auf Android-Geräten vorinstalliert war. Der neue Assistent wurde erstmals auf Googles Pixel 9 (Test) als Standard-Assistent eingesetzt.
Mit Circle to Search könnt ihr auf dem Smartphone-Bildschirm Inhalte einkreisen und anschließend danach suchen lassen. Neben der Suche nach Produkten lassen sich auch ganze Texte markieren und übersetzen oder QR- und Barcodes scannen. Dieses Feature soll aber erst ab dem 6. Oktober als Update auf den Geräten landen, so der Hersteller.
Xiaomi hatte noch weitere eigene KI-Funktionen wie eine KI-Bildbearbeitung angekündigt. Aber auch nach der Installation eines knapp 900 Megabyte großen Pakets war seltsamerweise nichts davon zu finden.
In Sachen Updates verspricht Xiaomi wie beim Xiaomi 14 vier Jahre neue Android-Versionen und fünf Jahre Sicherheitspatches. An die sieben Jahre von Samsung und Google kommt Xiaomi nicht heran.
Vorläufiges Fazit
Xiaomis 14T Pro ist ein kurioses Paket. Einerseits bewegen sich Verarbeitung, Display und Leistung auf hohem Niveau, wobei das Design ein wenig angestaubt anmutet. Andererseits halten wir die Software vor allem wegen der seltsamen Cookiebanner für zu neugierig, aufgebläht und irgendwie unfertig. Hier sollte der Hersteller vielleicht noch einmal nachbessern.
Wie gut die Kamera ist, können wir nach unseren ersten Eindrücken nicht beurteilen. Allerdings machten die diesjährigen 14er-Modelle eine gute Figur, auch wenn sie nicht ganz an die der Top-Mitbewerber herankommen.
Preislich startet das 14T Pro mit 12 Gigabyte RAM und 256 GB Speicher bei knapp 800 Euro. Das ist kein schlechter Preis, jedoch bewegt es sich im gleichen Segment wie etwa Samsungs Galaxy S24 Plus oder 2023er Pixel 8 Pro (Test) bewegt, wobei das Googles Modell bisweilen für unter 700 Euro zu haben ist.
Neben dem 14T Pro hat Xiaomi eine leicht abgespeckte Variante in Form des 14T angekündigt, als auch das Foldable Mix Flip im Klapphandystyle. Letzteres ist schon im Juli für den chinesischen Markt angekündigt worden. Das 14T kostet ab 650 Euro, beim Foldable geht es ab 1.300 Euro los.