Ahoy! Da bin ich!

Als Yo kürzlich in den App-Stores erschien, löste die App eine Welle der Begeisterung aus. Und eine Welle der Kritik. Eine Million Dollar hatte das Startup hinter der App für seine Idee eingesammelt, und dabei können Nutzer damit nichts anderes tun, als sich extrem reduzierte Nachrichten – ein „Yo“ – zu schicken. Mehr nicht.
Dass die App wohl auch aufgrund ihrer Einfachheit so erfolgreich ist, scheint das Team des New Yorker Startups Confide Inc. nicht zu stören. Nach ihrem gleichnamigen Messenger hat die Firma jetzt Ahoy gelauncht, eine App für iOS und Android, die Yo nicht nur erstaunlich ähnlich sieht, sondern die auch über beinahe die selben Funktionen verfügt. Beinahe.
Ahoy: Abgleich mit Foursquare-Daten
Nach dem Login kann der Nutzer Bekannte suchen und ihnen Nachrichten schicken – dem Namen entsprechend natürlich kein Yo, sondern ein Ahoy. Der entscheidende Unterschied: Ahoy braucht Zugriff auf die Ortungsfunktion des Smartphones, um im Hintergrund den Standort des Nutzers mit der Datenbank von Foursquare abzugleichen. So schicken Nutzer sich dann beispielsweise ein „AHOY from Trotzendorff @ t3n HQ“. Interessant auch: Ahoy verbindet sich offenbar ungefragt mit eingerichteten Twitter-Accounts, sodass sich auch Tweets mit dem originellen Inhalt „AHOY from TROTZENDORFF @ t3n HQ“ absetzen lassen. Ohne Link, ohne alles – höchstens mit der dazugehörigen Location.
Wie schon bei Yo kann auch ein Ahoy natürlich vieles bedeuten. Es kann heißen „Bin schon am Treffpunkt“, es kann heißen „Montagmorgen – auf der Arbeit“, es kann aber auch heißen: „Guck mal, wo ich bin!“. Und doch wird man das Gefühl nicht los, dass hier eine Copycat auf dem Weg in die falsche Richtung ist. Erinnern wir uns an Yo und die entscheidende Frage: „Wie monetarisiert man ein Projekt wie Yo? Eine App, bei der es die User wohl kaum hinnehmen würden, wenn sie mit Funktionen aufgebohrt, mit Werbung gespickt oder für Geld, und seien es nur 50 Cent, angeboten werden würde?“
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Es bleibt ein schales Gefühl
Sollte Ahoy nicht nur ein Freizeitprojekt sein, dass das Confide-Team aus Spaß an der Sache auf den Weg gebracht hat, schlummern hier etliche Möglichkeiten, ähnlich wie bei der vergangene Woche gelaunchten App Yeppt – Location-Based Marketing ist ein viel versprechendes Geschäftsfeld. Und doch bleibt bei Ahoy ein schales Gefühl zurück, zu ähnlich sind sich beide Apps optisch, zu kalkuliert scheint der Neuling aus New York. Doch wer weiß, wie die Nutzer das sehen – auch bei Yo hatte anfangs niemand mit einem wirklichen Erfolg gerechnet.
Wie schrieb Kollege Luca Caracciolo in einer seiner letzten Kolumnen: „Es geht nicht darum, in Yo das nächste große Ding im Social Web zu vermuten. In der Tat mag das naiv sein. Nein. Es geht darum zu erkennen, warum eine solche App, die fast keine Funktionen hat, für so viel Aufmerksamkeit im Netz sorgt.“ Ob das auch Ahoy gelingen wird?
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