Zellalterung beschleunigt: Neue Studie zu Blaulicht beunruhigt

Manche Aspekte blauen Lichts kennen wir bereits. (Foto: Shutterstock)
Bislang war künstliches blaues Licht bereits mit Schlaf- und Sehstörungen in Verbindung gebracht worden. Eine neue Studie der US-amerikanischen University of Oregon erweitert das potenzielle Bedrohungsszenario nun um eine weitere Dimension.
Stoffwechsel der Insekten ändert sich
In ihrer Untersuchung, die jüngst in der Zeitschrift Frontiers in Aging veröffentlicht wurde, hatten die Forschenden Fruchtfliegen der Gattung Drosophila Melanogaster zehn bis 14 Tage lang (einer hohen Dosis von) künstlichem blauem Licht ausgesetzt. Danach zeigten die Insekten Veränderungen in der Menge einiger kleiner Moleküle (Metaboliten), die in den Zellen produziert werden. Die Kontrollgruppe wurde in konstanter Dunkelheit gehalten und zeigte keine Abweichungen.
„Wir sind die Ersten, die zeigen konnten, dass der Gehalt an bestimmten Stoffwechselprodukten – Chemikalien, die für die korrekte Funktion von Zellen unerlässlich sind – bei Fruchtfliegen, die blauem Licht ausgesetzt sind, verändert ist“, erläutert die Molekularbiologin Jadwiga Giebultowicz von der Oregon State University im Blogbeitrag zu ihren Forschungsergebnissen.
Konkret konnten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bei den Fruchtfliegen einen Anstieg eines Stoffwechselprodukts namens Succinat feststellen, das die Produktion und das Wachstum jeder Zelle antreibt. Zudem konnte ein Absenken des Stoffwechselprodukts Glutamat, eines der Moleküle, die für die Kommunikation zwischen den Neuronen verantwortlich sind, festgestellt werden.
Diese Korrelation halten die Forschenden für ein Zeichen dafür, dass die Zellen schneller altern und nicht optimal arbeiten könnten. Die Biologin gibt zu bedenken: „Die chemischen Signalstoffe in den Zellen von Fliegen und Menschen sind die gleichen, sodass das blaue Licht möglicherweise die gleichen negativen Auswirkungen auf den Menschen hat.“
Ergebnisse möglicherweise übertragbar auf Menschen
Sie ergänzt: „LEDs sind zur Hauptbeleuchtung von Bildschirmen wie Telefonen, Desktops und Fernsehern sowie der Umgebungsbeleuchtung geworden, sodass Menschen in fortgeschrittenen Gesellschaften während des größten Teils ihrer wachen Zeit blauem Licht durch LED-Beleuchtung ausgesetzt sind.“
Dass dem so sein könnte, ist zunächst nicht viel mehr als eine Arbeitshypothese, die der Überprüfung bedarf. So gibt es zwar Hinweise darauf, dass blaues Licht die Zellen unserer Haut schädigen kann.
Ob diese Schädigung jedoch signifikant ist oder nicht, wird kontrovers diskutiert. Zudem sind elektronische Geräte nur für einen Bruchteil unserer Blaulichtexposition verantwortlich. Sonnenlicht etwa besteht ganz überwiegend aus blauem Licht.
Bildschirmnutzung noch nicht lange genug auf heutigem Level
Was den Forschenden die Beurteilung mit Blick auf den Menschen erschwert, ist der Umstand, dass es digitale Bildschirme, in die über weite Strecken des Tages gestarrt wird, erst seit etwas mehr als einem Jahrzehnt gibt. Die Datenbasis scheint noch etwas dünn.
Zwar hat es immer wieder Untersuchungen gegeben, die hatten jedoch keine schlüssigen Ergebnisse hervorgebracht. Nun wollen die Forschenden ihre Studien am Menschen intensivieren, um letztlich mit einiger Sicherheit sagen zu können, ob die sehr kurzen, energiereichen Wellenlängen des Blaulichts uns auf zellulärer Ebene tatsächlich und signifikant schädigen – oder ob sie nur im Mix relevant sind.