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Analyse

Digitalisierung der Arbeitswelt: Deutsche schätzen „kompetente Führung”

Sind die meisten Arbeitnehmer betriebsblind? Eine Studie von Deloitte will herausgefunden haben, dass die meisten „kaum oder wenig“ Veränderung ihrer eigenen Arbeit durch Digitalisierung erkennen.

Von Ekki Kern
3 Min.
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Was bedeutet die Digitalisierung der Arbeitswelt für die Mitarbeiter? (Bild: Shutterstock)

Ist die Digitalisierung nur ein Hype? Diese bewusst gewagte These formuliert das Beratungsunternehmen Deloitte, das im Rahmen der paneuropäischen Studie „The Voice of the Workforce“ 15.000 Beschäftigte in zehn europäischen Ländern dazu befragt hat, wie sie die Zukunft ihrer Arbeit denn so einschätzen.

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Also: Was wünschen und erhoffen sich diese Mitarbeiter, was motiviert sie, und wie lange können oder wollen sie künftig arbeiten? In Deutschland haben 2.000 Personen teilgenommen. Und viele unter ihnen geben sich bemerkenswert gelassen.

Diagnose: Selbstüberschätzung

„Viele der Befragten spüren keine Notwendigkeit, sich mit dem Thema Lernen als lebenslanger Prozess zu beschäftigen.“

Ein ebenso zentrales wie interessantes Ergebnis der Studie: Die Beschäftigten antizipieren „kaum oder wenig“ Veränderung ihrer eigenen Arbeit durch Digitalisierung und „neigen zur Selbstüberschätzung im Umgang mit technologischem Wandel“, schreiben die Studienautoren.

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Ältere Arbeitnehmer würden sich „durchweg zufriedener“ mit ihren Jobs zeigen und seien zu einem längeren und flexibleren Berufsleben bereit. Auf Basis der Befragungsergebnisse, die Befindlichkeiten und Vorstellungen der Arbeitnehmer deutlich machen sollen, identifiziert die Studie insgesamt fünf Ansätze, um Beschäftigte besser auf die Arbeitswelt von morgen vorzubereiten.

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Unter anderem wolle man, „einen Weckruf im Hinblick auf technologischen Wandel senden“, lebenslanges Lernen fördern, Motivation und Engagement nicht nur materiell steigern, die Vorteile längerer Karrierewege nutzen und alternative Karrieremodelle entwickeln.

Lebenslanges Lernen? Kein Thema!

„Während Umfragen oft zeigen, dass Arbeitnehmer durchaus abstrakte Änderungen der allgemeinen Arbeitswelt antizipieren, sagen unsere Ergebnisse, dass sie das für ihren eigenen Job nicht sehen“, sagt Maren Hauptmann, Leiterin Organization Transformation & Talent bei Deloitte. Dementsprechend würden viele der Befragten auch keine Notwendigkeit verspüren, sich mit dem Thema Lernen als lebenslanger Prozess zu beschäftigen.

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Doch gerade das sei wichtig. Schon deswegen, weil das World Economic Forum 2016 festgestellt hat, dass sich bis 2020 über 30 Prozent der Qualifikationsanforderungen „deutlich verändern“ werden. Der Erwerb neuer Kompetenzen gehöre daher zu den „wichtigsten Aufgaben“, heißt es von Deloitte. Dennoch gehen offenbar nur zwei Prozent der Befragten in Deutschland davon aus, dass ihr Job in der nächsten Dekade komplett verschwindet, und „nur“ 18 Prozent sehen „erhebliche neue Anforderungen“ auf sich zukommen.

Deutschland liege damit leicht unter dem europäischen Durchschnitt, schreiben die Studienautoren: In den Niederlanden, Frankreich, Spanien und Italien schätzt man den Veränderungsdruck deutlich höher ein.

Überschätzung eigener Soft Skills

„Luft nach oben“ gebe es nicht nur im Hinblick auf die Verbesserung der sogenannten Soft Skills, sondern auch auf die „harten“ technische Qualifikationen. Auf gesamteuropäischer Ebene hätten 30 Prozent angegeben, noch keine Anstrengungen in diese Richtung unternommen zu haben, 42 Prozent wüssten auch „gar nicht so genau“, wie sie das bewerkstelligen sollten, schreiben die Studienautoren. In Deutschland sind zudem offensichtlich 50 bis 60 Prozent davon überzeugt, dass ihre bisherigen Soft Skills ausreichen.

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Befragte schätzen ihre Soft Skills besser ein als ihre Hard Skills. (Grafik: Deloitte)

Befragte schätzen ihre Soft Skills besser ein als ihre Hard Skills. (Grafik: Deloitte)

Auch eine interessante Erkenntnis: Job-Sicherheit habe Priorität bei allen Arbeitnehmern, ebenso wie die Entlohnung. Darüber hinaus aber würden die Arbeitnehmer insbesondere ein positives Arbeitsumfeld wollen, heißt es in der Studie, sowie „unterstützende Führung“ und eine „klare Marschrichtung“. Eine mit zunehmendem Alter immer größere Rolle spiele zudem die „Sinnfrage“.

Befragte in Deutschland sind im europäischen Vergleich weniger unzufrieden – das trifft vor allem auf die Über-55-Jährigen zu. (Grafik: Deloitte)

Befragte in Deutschland sind im europäischen Vergleich weniger unzufrieden – das trifft vor allem auf die Über-55-Jährigen zu. (Grafik: Deloitte)

Deutsche schätzen „kompetente Führung“

Auffällig im Hinblick auf die Befragten aus Deutschland sei, dass für diese „klare Zuständigkeiten“ und eine „kompetente Führung“ sogar noch maßgeblicher seien als für ihre Kollegen jenseits der Landesgrenzen. Dafür würden sie aber bei den Punkten „soziale Akzeptanz“ und „Wachstumspotenziale“ im paneuropäischen Vergleich zurückfallen.

In allen Ländern komme es aber gleichermaßen darauf an, die Motivation der Belegschaft durch Führungsstärke und eine attraktive Arbeitsplatzgestaltung zu steigern, schreiben die Studienautoren.

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Geld und Arbeitsplatzsicherheit allein machen nicht zufrieden. (Grafik: Deloitte)

Geld und Arbeitsplatzsicherheit allein machen nicht zufrieden. (Grafik: Deloitte)

Fakt scheint auch: Die demografische Entwicklung in Deutschland und Europa sorgt für Engpässe bei den verfügbaren und qualifizierten Arbeitnehmern. Eine häufig praktizierte Konsequenz besteht offensichtlich darin, insbesondere auf ältere Mitarbeiter zurückzugreifen und diesen neue Karrieremöglichkeiten im Sinne einer motivierenden Weiterbeschäftigung zu eröffnen.

Immerhin seien 40 Prozent der befragten Arbeitnehmer bereit, nach Erreichen des Rentenalters weiterzumachen. Dabei komme es gerade bei den Älteren „auch auf die Form an“, heißt es von Deloitte: Generell würden sie sich „offener zeigen gegenüber Alternativen wie Teilzeit, Teilselbständigkeit oder auch Gig-Working“.

Wenn jede Kraft gebraucht werde, seien die Wünsche und Vorstellungen der Mitarbeiter in den Unternehmen besonders wichtig und sollten von Chefs entsprechend berücksichtigt werden, rät Maren Hauptmann: „Bedingung ist aber, dass die Lernbereitschaft hoch ist und bleibt – bei jüngeren wie älteren Belegschaftsmitgliedern gleichermaßen.“

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