Social SEO: Schon heute um SEO für Google+ kümmern
Mit Neuerungen wie den Snippets, Hangouts, Ripples und Pages versuchte Google die Aktivität zu erhöhen und neue Nutzer zu gewinnen. Im Januar 2012 waren es bereits 90 Millionen [1]. Dies ist für die kurze Zeit beachtlich, jedoch ist der Abstand zur Konkurrenz weiterhin riesig.
Ein SEOmoz-Blogbeitrag von Cyrus Shepard widmet sich dem Thema, inwiefern Google+ über das Thema SEO den beiden Rivalen Facebook und Twitter Konkurrenz machen kann [2]. Insbesondere geht dieser Beitrag auf die Positionierung der Google+-Profile sowie der individuellen Google+-Posts ein. Auffällig ist, dass die Google+-Profile und -Posts oftmals bereits jetzt vor Facebook- oder Twitter-Profilen in den Suchergebnissen erscheinen. Auch wenn die Vermutung naheliegt, dass Google seine eigenen Ergebnisse bewusst pusht, hat Cyrus Shepard eine deutlich weniger heikle Erklärung, warum Google+-Ergebnisse schneller besser ranken können.
So nutzt Google laut Shepard herkömmliche Vorgehensweisen zur Optimierung der eigenen Seiten. Neben vielen eingehenden Links (viele Webmaster verlinken ihr Profil auf ihren eigenen Seiten) ist vor allem die interne Verlinkung der Google+-Profile sehr ausgeprägt. Im Vergleich zu Facebook und Twitter besitzen die Google+-Profile wesentlich mehr indexierbaren Content – bis zu 2.621 Wörter. Bei Facebook sind es gerade mal 275 Wörter. Außerdem ist es wesentlich einfacher, suchmaschinenrelevante Informationen zu hinterlegen, beispielsweise den Title.
Anhand dieser Punkte wirken die guten Positionen der Google+-Ergebnisse plausibel. Allein die Integration der Autoreninformationen in den Suchergebnissen von Google ist nicht beeinflussbar – hier kann man wieder diskutieren, ob diese Integration Facebook und Co. benachteiligt. Fest steht, dass Google+ nachweisbar relevant für SEO ist und der Anteil der Google+-Ergebnisse weiter zunehmen wird. Google schreckt auch hier wie beim Panda-Update nicht davor zurück, direkte Konkurrenten (in Bezug auf Personensuche) abzuschwächen. Erst vor kurzem verlor die Personensuche „yasni.de“ 75 Prozent ihrer Sichtbarkeit.
Entwicklung der Sichtbarkeit
Den rasanten Anstieg von Google+-Treffern in den Suchergebnissen hat Markus Koczy im Blog der AKM3 GmbH anhand des Sistrix Sichtbarkeitsindex untersucht [3].
Es ist klar zu erkennen, dass Google+ kontinuierlich an Sichtbarkeit, insbesondere durch den Longtail der Profile, gewinnen kann. In vielen anderen Ländern ist die Entwicklung ähnlich, auch wenn speziell in den USA und in Großbritannien eine Konsolidierungsphase eingetreten ist.
Doch es ist davon auszugehen, dass die Sichtbarkeit von Google+ weiter zunehmen wird. Den Webmastern muss klar werden, dass man sich nicht mehr nur auf die gängigen SEO-Abläufe verlassen kann. Die schnelle Zunahme der Google+-Ergebnisse erfordert zwangsweise eine erhöhte Aktivität im Social-Media-Bereich. Und mit der Einführung von „Search, plus Your World“ sollte spätestens jetzt jeder Webmaster hellhörig werden.
„Search, plus Your World“
Die Integration der Ergebnisse von Google+ in den Suchergebissen nimmt
kontinuierlich zu und hat mit „Search, plus Your World“ einen Höhepunkt
erreicht. Glaubt man Amit Singhal, einem der Hauptverantwortlichen für den
Google-Algorithmus, „wird Google nun nicht nur Inhalte, sondern auch
Menschen und Beziehungen verstehen“.
Bereits seit Anfang Januar ist „Search, plus Your World“ in der
englischsprachigen Version von Google integriert und hat weitreichende
Auswirkungen auf den Suchalgorithmus [4].
Es gibt nicht wenige Experten, die behaupten, dass „Search, plus Your World“ eine der größten Veränderungen der letzten Jahre ist, wenn nicht der letzten Dekade [5]. Mit aller Macht versucht Google den Nutzern Google+ aufzudrängen, es ist nahezu unmöglich, die neue Integration zu ignorieren. Es ist offensichtlich, dass SEO und Google+ noch stärker miteinander verschmelzen. Doch was ändert sich eigentlich mit „Search, plus Your World“ konkret?
Im eingeloggten Zustand kann der User zwischen einer personalisierten und der organischen Suche wechseln. Die personalisierte Suche beinhaltet folgende Neuerungen:
- Neben den bisherigen Suchergebnissen erhält der Nutzer nun auch personalisierte Suchergebenisse. Bilder und Kommentare von Freunden zum gesuchten Thema tauchen prominent auf.
- Die Suche nach Personen hat Google vereinfacht. Schon in der Suchmaske erhält man durch Google Suggest das passende Google+ Profil – mit Bild (ein Konto muss natürlich vorhanden sein).
- Gibt man generische Begriffe ein wie beispielsweise „Autos“ oder „Musik“, erscheinen am rechten Rand (die sonst übliche Position der Google AdWords-Anzeigen) passende Google+-Profile und -Seiten.
Insbesondere der letzte Punkt ist sehr interessant – denn die Google+-Einblendungen bei generischen Begriffen erfolgen auch im nicht eingeloggten Zustand. Sucht man beispielsweise in der englischsprachigen Version von Google nach „cars“, erscheinen am rechten Rand sogar Marken- beziehungsweise Unternehmensseiten. Diese enorme Verbreitung der Google+-Inhalte macht deutlich, warum Webmaster in Zukunft nicht an Google+ vorbei kommen. Eine gut optimierte Google+-Seite könnte so von einem erheblichen Trafficzuwachs profitieren. Reine SEO-Strategien werden nicht mehr ausreichen.
SEO-Tipps für Google+-Inhalte
Tatsächlich ist es so, dass derzeit vor allem quantitative Faktoren das Ranking von Google+-Inhalten positiv beeinflussen können:
- Man sollte möglichst viele Einkreisungen (Circles) generieren, denn die Google+-Inhalte erscheinen in den Suchergebnissen nur, wenn der Absender in den Kreisen des Suchenden ist. Google+-Profile oder -Pages mit vielen Einkreisungen zeigt Google dank „Search, plus Your World“ auch im nicht eingeloggten Zustand bevorzugt an.
- Viele +1-Bewertungen haben nicht nur positiven Einfluss auf das Ranking der Google+-Inhalte, mit einem Klick auf den +1-Button werden die Inhalte auch automatisch geteilt und verbreiten sich rasant weiter.
- Wie bereits im SEOmoz-Beitrag ausführlich erklärt, spielt die Optimierung der eigenen Google+-Profile und -Pages eine große Rolle. Title, Description und Content sollte man sinnvoll auswählen.
- Der Einsatz des Tags rel=“author“ führt dazu, dass eine direkte Verknüpfung des Autorennamens mit dem Autorenprofil möglich ist und der Autor direkt aus der Suche heraus eingekreist werden kann. Sogar im nicht eingeloggten Zustand zeigt Google den Autorennamen mit an.
Google erntet Kritik
Facebook und Co. sind gegen die Neuerungen, die „Search, plus Your World“ bringt, im Grunde machtlos – es scheint also so, als würde Google seine Marktmacht ausnutzen, um Google+ zu pushen. Doch ob dies rechtens ist, bleibt fraglich. Kurz nach Einführung von „Search, plus Your World“ häuften sich viele negative Stimmen über die neue Suche [6]. Die personalisierte Suche greife nur auf Inhalte von Google zurück – für viele ist dies viel zu einseitig und verschafft Konkurrenten wie Facebook erhebliche Nachteile. Ohne ein eigenes Konto hat man gar nicht erst die Möglichkeit, die neue Suche zu testen.
Josh Constine von TechCrunch ist der Meinung, dass die prominente Einbindung der Google+-Profile in der Suchmaske überflüssig ist, da die meisten Profile kaum Informationen beinhalten und nicht gepflegt sind [7]. Gibt man einen Namen ein, ist man eher auf der Suche nach relevanten Artikeln dieser Person oder eben nach anderen passenden Profilen, beispielsweise bei Facebook oder LinkedIn. Der Suchende landet mit dieser Integration aber wahrscheinlich zuerst auf dem Google+-Profil. Ähnliche Ansichten hat auch Danny Sullivan von Search Engine Land [8].
Bisher genügt ein Klick, um die personalisierte Suche auszuschalten. Doch wie oben beschrieben, schreckt Google nicht davor zurück, Google+-Inhalte auch nicht eingeloggten Nutzern anzuzeigen. Viele Kritiker begrüßen, dass bereits einige Behörden, speziell die FTC, geplant haben, eine verschärfte Prüfung wegen kartellrechtlicher Bedenken vorzunehmen. Schon seit Juni 2011 (zu Zeiten des Panda-Updates) wird Google von der FTC und der EU kartellrechtlich überprüft [9].
Google+ Aktivität und Nutzer
Eine interessante Auswertung über die Nutzung der
Social-Media-Buttons (Twitter, Facebook, Google+) in Deutschland von
Johannes Beus (Sistrix) zeigt, dass Google+ allgemein betrachtet noch nicht im Massenmarkt der Social Networks angekommen ist [10].
In dieser Auswertung wurde allerdings lediglich die Anzahl von Stimmen betrachtet, die über
Social-Media-Buttons für viele große Domains abgegeben wurden.
Facebook ist hier mit knapp 80 Prozent Vorreiter, dahinter folgt
Twitter mit gut 20 Prozent. Gerade mal 0,79 Prozent aller Votes stammen
von Google+. Weltweit fällt die Auswertung ähnlich aus. In einzelnen
Fällen stellt sich die Rolle von Google+ allerdings gänzlich anders dar.
Beispiel t3n: Im Gegensatz zu den Ergebnissen der genannten
Untersuchung dürfte t3n einen deutlich höheren Anteil von Votes im
Zusammenhang mit Google+ aufweisen. Betrachtet man den t3n-Traffic für
Dezember 2011, der über soziale Netzwerke
kam, entfallen 67 Prozent auf Facebook. 17 Prozent der
Visits über soziale Netzwerke wurden über Twitter generiert und Google+
kam auf 16 Prozent. Daran zeigt sich, dass der Anteil an Social-Votes
via Google+ bei zielgruppenaffinen Domains höher
ausfallen dürfte als die von Sistrix angegebenen Werte.
Die Auswertung macht deutlich, dass Google+ längst noch nicht den
Sprung zur großen Masse gepackt hat. Die Nutzer scheinen derzeit
ausschließlich über Facebook mit ihren Freunden zu kommunizieren und
teilen dort auch die Inhalte. Man darf nicht vergessen, dass ein großer
Teil der angegeben Nutzer von Google+ lediglich einen Account
registriert haben, weil viele bereits ein reguläres Google-Konto
besaßen. Ein Vergleich mit dem Facebook- oder Twitter-Wachstum ist daher
zum jetzigen Zeitpunkt nur bedingt zu ziehen.
Kommt Google ungeschoren davon?
Auch wenn das Gros der Anwender auch weiterhin hauptsächlich andere soziale Netzwerke nutzt, arbeitet Google mit Hochdruck daran, den Abstand zu Twitter und insbesondere zu Facebook zu verringern. Dabei ist der Konzern durchaus bereit dazu, radikale Wege zu gehen. Konnte Google mit dem Panda-Update viele Preisvergleicher und lokale Verzeichnisse erfolgreich schwächen, ist man nun mit „Search, plus Your World“ in erster Linie bestrebt, die Lücke zu Facebook so schnell wie möglich zu schließen.
Mit aller Macht will Google die Anzahl der registrierten Nutzer erhöhen. Es bleibt abzuwarten, ob die Behörden tatsächlich gegen Google vorgehen werden und Google diesen radikalen Weg fortführen kann. Wird das Produkt von den Nutzern angenommen, kann Google+ auch als soziales Netzwerk Konkurrenz machen. Aus SEO-Sicht muss man Google+ unabhängig davon bereits jetzt ernst nehmen.