Power-Napping im Büro: So überbrückt ihr das biologische Mittagstief
Der Mittagsschlaf: Inemuri, Siesta, Dösen
Es gibt Länder, in denen werden nicht nur abends, sondern auch über Mittag die Bürgersteige hochgeklappt. Man legt die Füße hoch, entspannt sich, um für den Nachmittag wieder richtig fit zu sein. in Japan heißt das „Inemuri“, in den spanischen und lateinamerikanischen Ländern „Siesta“. In Deutschland sieht das ganz anders aus. Eine kurze Mittagspause im Büro, vielleicht ein Spaziergang um den Block, dann sitzen alle wieder am Schreibtisch.
Dabei ist das Power-Napping, wie der kurze Mittagsschlaf auch heißt, durchaus gesund – und gut für unsere Produktivität. Und auch bei uns erkennen das immer mehr Unternehmen wie der Chemiekonzern BASF, der Automobilhersteller Opel oder die Lufthansa – die ihren Mitarbeitern eigene Räume für das kleine Nickerchen zur Verfügung stellen. Noch fortschrittlicher als diese Konzerne war nur die Stadtverwaltung von Vechta, die das „Dösen“ schon 2000 offiziell erlaubte. Und auch die Steirische Sparkasse Graz hat mit einem solchen Projekt gute Erfahrungen gemacht, wie Maria Wonisch, die Leiterin des Gesundheitszentrums der Sparkasse, dem Portal uni.de verriet: „Man kann die Ergebnisse natürlich nicht standardisiert messen, aber die Mitarbeiter, die unser Angebot nutzen, sind überzeugt davon, dass sie einen Großteil ihrer nachmittäglichen Arbeitskraft daraus ziehen. Und da unsere Powernapper in ihren unterschiedlichen Aufgabengebieten sehr zufrieden stellende Ergebnisse bringen, kann ein Zusammenhang zwischen diesem Energieschlaf und ihrer Arbeitsproduktivität durchaus vermutet werden.“
Doch wie geht Power-Napping denn nun richtig? Und wie viel Schlaf brauchen wir überhaupt, um produktiv und ausgeruht zu sein? Darüber haben wir mit dem Schlafexperten Michael Feld gesprochen, der nicht nur eine eigene Praxis in Köln betreibt, sondern auch Autor des Buches „Schlafen für Aufgeweckte“ ist.
Power-Napping: Das biologische Mittagstief überbrücken
t3n.de: Warum brauchen wir unbedingt Schlaf – und was passiert, wenn wir zu wenig schlafen?
Michael Feld: Schlaf ist die einzige echte Erholungs- und Wiederherstellungsphase für unseren Organismus. Im Schlaf werden kaputte Zellen repariert, Immunzellen zu den „Feinden“ wie Bakterien und Viren losgeschickt, im Schlaf wachsen und erneuern sich Muskeln, Haut und Knochen und im Schlaf verdauen wir viele psychische Themen und Inhalte, speichern Tageserlebnisse ab und verbinden uns mit unserem Inneren. Wenn wir dauerhaft zu wenig oder zu schlecht schlafen, spüren wir das irgendwann an unserer Leistungsfähigkeit, Konzentration, Stimmung und Gesundheit. Psyche, Herz-Kreislauf-System und Magen-Darm-Trakt reagieren meist am Empfindlichsten auf chronische Schlafstörungen.
t3n.de: Wie viele Stunden pro Nacht sind gesund?
Feld: 80 Prozent der Menschen brauchen sieben bis acht Stunden Schlaf, um dauerhaft gesund und erholt zu sein.
t3n.de: Ist Power-Napping in der Mittagspause hilfreich?
Feld: Ja, Power-Napping ist für die meisten Menschen hilfreich, weil es das biologische Mittagstief überbrücken hilft. Eine große Studie aus Griechenland hat gezeigt, dass es bis zu 40 Prozent weniger Herzinfarkte bei denen gab, die über fünf Jahre lang regelmäßig genappt haben.
t3n.de: Wer sollte mittags schlafen?
Feld: Alle, die sich Mittags – egal ob Mittagessen oder nicht – erschöpft, gereizt, dünnhäutig und müde fühlen, sollten einen Powernap ausprobieren.
t3n.de: Ist es hilfreich, dass Unternehmen den Mittagsschlaf unterstützen?
Feld: Ja, insbesondere in der Arbeitswelt ist Power-Napping ein überaus hilfreiches und quasi kostenloses Mittel, um die Fitness, Gesundheit, Kreativität und Leistungsbereitschaft der Mitarbeiter am Nachmittag zu fördern und zu erhalten.
t3n.de: Wie geht Power-Napping richtig?
Feld: Zehn bis 20 Minuten lang die Füße hoch legen, man muss nicht völlig flach liegen, aber die Füße sollten oben sein, sonst kann sich der Körper nicht richtig entspannen. Dann schließt man die Augen und döst. Man muss nicht wirklich in tiefen Schlaf fallen, Leichtschlaf oder dösen reicht schon. Entweder man stellt sich einen Wecker, oder man macht den „Schlüssel-Trick“: Man nimmt einen Schlüsselbund in die Hand und wenn er aufgrund der Muskelentspannung im Schlaf aus der Hand fällt und dadurch Krach macht, ist das Power-Napping erfolgreich beendet.
Power-Napping: Nicht zu viel „Schlafdruck“ wegnappen
t3n.de: Was sollte man unbedingt vermeiden?
Feld: Man sollte vermeiden, zu lange zu nappen, alles über 30 Minuten kann kontraproduktiv sein, weil man dann in ein zu tiefes und zu langes Schlafstadium rutschen kann und sich danach kaputter fühlt als vorher und dann auch nachts eventuell nicht mehr so gut schläft, weil man sich zu viel „Schlafdruck“ weggenappt hat.
t3n.de: Können wir ein Schlafdefizit, das sich über mehrere Tage oder Wochen aufgebaut hat, wieder ausgleichen? Wie merkt man überhaupt, dass man eins hat?
Feld: Tendenziell kann man zum Beispiel ein unter der Woche angehäuftes Schlafdefizit am Wochenende wieder nachholen. Der Körper holt sich dann insbesondere mehr Tief- und Traum-Schlaf (REM), man nennt das „Rebound“. Allerdings hat jedes Nachholen auch Grenzen. Defizite von täglich einer Stunde lassen sich oftmals am Wochenende noch ausgleichen: Alles, was darüber hinausgeht, klappt meist nicht mehr. Ob man ein Schlafdefizit hat, kann man selbst am besten daran erkennen, dass man dauerhaft erschöpft und müde ist.
t3n.de: Was ist noch wichtig?
Feld: Wichtig ist zu wissen, dass es sehr oft auch „qualitative Schlafstörungen“ gibt, die Leute also stundenmäßig ausreichend schlafen, der Schlaf aber in seiner Tiefe zum Beispiel durch heftiges Schnarchen, Atemaussetzer oder unruhige Beine nachhaltig gestört ist. Viele Leute wachen nachts auf und können nicht mehr einschlafen. Meist denkt man, das läge an den Nerven. Ganz oft sind das aber handfeste Atmungs- oder Muskelstörungen, die man – wenn man es richtig diagnostiziert, relativ rasch und erfolgreich behandeln kann.
Sehr wichtiger Artikel, vor allem, wenn man bedenkt, dass der Trend eher dazu geht, weniger schlafen zu wollen.
Bei uns ist der Druck in der Firma so hoch, dass die KollegenInnen in der Mittagspause zu Brain-Effect und Red Bull greifen… Immerhin bezahlt die Firma dafür ;-)
Naja ich halte wenig schlafen nicht direkt für schlecht, ganz im Gegenteil. Ich schlafe im Normalfall von 23-4 Uhr. Die Dinge die ich erledige bevor andere überhaupt aufstehen sind einfach enorm, dazu ist man eigentlich nur müde wenn man nichts mit der Zeit anzufangen weiß – das ist auch der Grund wieso Menschen Stundenlang durchfeiern können ohne sich müde zu fühlen und an anderen Tagen „ausgeschlafen“ kaum die Augen auf der Arbeit offen halten können. Wenn man eine starke Motivation hat – weil der gesamte Tag einfach mit Dingen ausgefüllt ist die man unbedingt tun will, bzw worin man voran kommen will, gibt es kaum noch Müdigkeit. ABER Schlaf ist extrem wichtig für unsere Gesundheit und unser Gehirn -> daher lege ich auch jeden Tag Minimum ein PowerNap ein von 20 Minuten.