Robo-Advisor: Das bedeuten die aktuellen Trends für Anleger

Mit Robo-Advisorn können Menschen auf simple Art investieren. Doch der Markt ist in Bewegung: Viele bieten jetzt auch Zinsprodukte an - und zielen auf neue Kundschaft. Das Versprechen ist eigentlich ideal für Menschen, die sich nicht dauernd mit ihrer Geldanlage auseinandersetzen wollen. Robo-Advisor übernehmen das Investieren für dich - automatisiert und nach festen Regeln. Nur ein paar Klicks und schon ist der eigene Algorithmus-getriebene Berater so eingerichtet, dass er den eigenen Präferenzen in puncto Risiko und Rendite folgt. Schon seit fast zehn Jahren gibt es solche Angebote von Banken und Fintechs. Allerdings haben sie sich bislang in der breiten Masse nicht so recht durchgesetzt. Wie ein Robo-Advisor funktioniert Wer einen Robo-Advisor nutzen will, muss zunächst einige Fragen beantworten und beispielsweise Angaben zum Vermögen, der Risikoneigung und dem Anlagehorizont machen. Der Robo sucht dann Fonds, Aktien und passive Indexfonds (ETF), die zu diesem Profil passen. Grundsätzlich kann man aktive und passive Robo-Advisor unterscheiden, wobei die aktiven häufiger auf das Börsengeschehen reagieren und Vermögenswerte umschichten. Ein Kritikpunkt an den Robos sind die hohen Kosten. Denn ein ETF-Portfolio kann man sich auch selbst zusammenstellen, wobei die Gesamtkostenquote bei 0,25 Prozent liegt. Der Robo nimmt für die Nutzung seines Algorithmus mehr Prozent von der Anlagesumme und es kommen oft weitere Kosten hinzu, beispielsweise für die Anschaffung der ETF. Die Stiftung Warentest hat im vergangenen Jahr sowohl die Kosten als auch die Performance der Robo-Advisor untersucht. Demnach schwankten die Kosten zwischen 0,59 Prozent der Anlagesumme und 2,49 Prozent beim teuersten Anbieter. Kann man dem Robo trauen? Warum das Geschäft mit den Robo-Advisorn nur schleppend in Gang kommt, hat eine Studie der Robo-Advisor Cominvest und Quirion im vergangenen Jahr gezeigt: Rund 39 Prozent der Befragten können schon mit dem Begriff nichts anfangen, nur 28 Prozent wissen, was Robo-Advisor machen. Viele sind demnach überzeugt, ihr Geld selbst besser anzulegen, werden von den hohen Gebühren abgeschreckt oder vertrauen dem Anlage-Algorithmus einfach nicht so ganz. Marktauslese bei Robo-Advisorn Nicht alle Anbieter konnten sich in den vergangenen Jahren mit ihrem Angebot am Markt halten. So stampfte der US-Vermögensverwalter Vanguard seinen 2022 gestarteten Robo-Advisor nach nur einem Jahr schon wieder ein, weil die Nachfrage der Anleger:innen unter den Erwartungen blieb. Ein Jahr zuvor hatte auch die DKB ihren Robo-Advisor Solidvest Blue ebenfalls nach der Jahresfrist wieder eingestellt. In schwierigen Zeiten mit geopolitischen und finanzpolitischen Problemen blieb auch dort die Nachfrage nach den Diensten des Robos zu gering. Robos setzen jetzt auch auf Zinsprodukte Eine neue Entwicklung: Viele Robo-Advisor locken ihre Kund:innen jetzt auch mit Zinsen. Damit kommen sie laut einer Studie des Finanzdienstleister Evergreen den veränderten Interessen der Kundschaft entgegen. Seit der Zinswende suchen Nutzer:innen demnach aktiv nach Zinsangeboten, bei Suchbegriffen wie Geldanlage oder Robo-Advisor gibt es dagegen einen Rückgang. Laut der Studie bieten von 25 untersuchten Robos bereits zwölf ein Zinsprodukt an. Doch bei den Angeboten sollten Kund:innen genau hinschauen. Während acht Anbieter klassische Tagesgeldkonten von Banken vermitteln, bieten vier sogenannte Geldmarktfonds oder andere Mischprodukte an. Dabei werben sie laut den Studienautoren allerdings mit Bruttorenditen vor Kosten, während der Zins des Tagesgeldkontos auch den Wert angibt, den Kund:innen dann real erhalten. Robos, die nicht von einer Bank angeboten werden, haben zudem kein eigenes Kreditgeschäft oder Zugriff auf Einlagenkonten bei der EZB und müssen daher auf andere Dienstleister oder Strukturen für Zinsprodukte zurückgreifen, was für Anleger:innen ein Risiko sein kann. Neue Konkurrenz von Neobanken Die Studienautoren sehen noch weitere Trends: Robo-Advisor könnten künftig mehr Konkurrenz durch Neobanken bekommen. Der kürzlich erfolgte Launch des Revolut Robo-Advisors markiere dabei nur den Anfang einer Reihe von Anbietern, die ähnliche Angebote einführen wollen. Denn viele Neobanken haben das Trading längst als wichtigen Geschäftszweig für sich entdeckt: Ihr großer Vorteil, sie haben bereits eine breite Kundenbasis im Gepäck und können dank einer eigenen Banklizenz leicht Trading-Angebote mit dem klassischen Bankgeschäft kombinieren. Einige Robos konzentrieren sich auch zunehmend auf sogenannte High Net Worth Individuals, also vermögende Privatpersonen. Diesen bieten sie eine Kombination aus digitaler und persönlicher Beratung. Potenzial sehen die Studienautoren dabei auch in neuen Produkte, die durch die Reform der ELTIF-Richtlinie auf den Markt kommen. Dabei handelt es sich um spezielle Fonds, die jenseits der Börse direkt in bestimmte private Projekte und Unternehmen investieren und gute Renditen versprechen. Mit den ELTIF kommen jetzt also alternative Anlageformen auf den Markt, die auch von Robo-Advisorn genutzt werden können. Alle Inhalte dienen ausschließlich der Information. Sie stellen keine Wertpapieranalyse im Sinne des § 34b WpHG, Empfehlung, Anlageberatung oder Aufforderung zum Handeln dar und ersetzen keine fachkundige, individuelle Anlageberatung.