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Interview

Unglücklich im Job: „Wir sind die Generation Early Burnout“

Unglücklich im Job? Das muss nicht sein! Die Autorin Isabell Prophet hat neueste wissenschaftliche Erkenntnisse der Glücksforschung auf das Arbeitsleben übertragen.

6 Min.
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Isabell Prophet weiß, weiß, warum so viele Menschen unglücklich in ihren Jobs sind. (Foto: Privat)

Bist du glücklich mit deinem Job? Auf diese einfache Frage eine klare Antwort zu geben, fällt den meisten Menschen schwer. Gerade wenn es um den Beruf geht, schwanken wir oft zwischen Freude und Disziplin, Ehrgeiz und Überforderung. „Doch glücklich sein kann man lernen, es hat uns nur noch niemand gezeigt“, erklärt Isabell Prophet in ihrem neuen Buch „Die Entdeckung des Glücks“. Darin analysiert und erklärt sie fundiert und unterhaltsam, welche Weichen wir stellen müssen, um glücklich in unserem Tun zu werden. Im t3n.de-Interview erzählt sie uns mehr zu ihren Recherchen.

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t3n.de: Isabell, du hast ein Buch über Glück im Arbeitsleben geschrieben. Warst du immer glücklich mit deiner Arbeit?

Isabell Prophet: Niemand ist immer glücklich mit seiner Arbeit. So funktioniert das nicht. Aber die meiste Zeit über war alles ganz in Ordnung. Das änderte sich nur einmal, als ich ein paar Jahre im Berufsleben war. Plötzlich war ich oft und lange krank, konnte mich einen Winter lang kaum erholen. Ich habe natürlich immer weiter gearbeitet, es schien mir unumgänglich zu sein. Erst in der Rückschau weiß ich: Ich war so anfällig, weil es mir nicht gut ging. Nicht umgekehrt. Diesen Effekt kann man übrigens bei vielen Menschen um die 30 beobachten. Wir sind die Generation Early Burnout. Die Arbeitswelt ist entzaubert.

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Was heißt das, die Arbeitswelt ist entzaubert? Welche Erwartungen hatte die Generation denn?

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Wer jetzt seine ersten zehn, fünfzehn Berufsjahre hinter sich hat, der hat als Kind gesagt bekommen: Verwirkliche dich selbst! Apple-Gründer Steve Jobs sagte sogar: Höre nicht auf zu suchen, bevor du einen Job gefunden hast, den du liebst! Das klingt natürlich total romantisch. Diese Aufforderung hat aber auch eine Kehrseite. Sie suggeriert: Wer unglücklich im Job ist, der hat sich nicht genug angestrengt. Die einen suchen die Schuld dann bei sich selbst, die anderen verfluchen ihre Umstände. Beides bringt uns nicht weiter. Wir müssen aktiv werden, um glücklich zu werden. Als Kind hat uns aber niemand gesagt, wie das geht.

Angenommen, jemand ist unglücklich im Job. Wie soll er sich denn konkret verhalten?

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Erst einmal müssen wir herausfinden, was uns unglücklich macht. Wo kommt der Stress her? Wenn ich nicht glücklich in diesem Job werde, aber auch gerade nicht kündigen kann, dann kann ich wenigstens dafür sorgen, dass meine Tage besser werden. Wir können bei den kleinen Dingen anfangen. Den Arbeitsplatz einmal durchräumen und dann bewusst nach den eigenen Vorstellungen gestalten zum Beispiel, das hilft vielen Menschen. Wer sich über das kühle Umfeld ärgert, der kann dem Kollegen zum Feierabend mal ein Bier ausgeben, ihm bei einem Projekt helfen oder einfach nur einen Kaffee mitbringen. Solche kleinen Dinge helfen uns dabei, einander verbunden zu fühlen. Oft reicht sogar schon ein Lob.

Was macht Menschen ganz generell unglücklich im Berufsleben?

Unglücklich werden wir, wenn wir nicht so leben, wie es zu uns passt. Daraus folgen verschiedene Gründe für unser Unglück: Viele Menschen formen die gleichen Erwartungen an ihr Leben, wie alle anderen um sie herum – und irren sich dabei. Dann arbeiten sie gegen ihre eigenen Bedürfnisse. Wir müssen uns also selbst erst einmal gut kennenlernen. Doch wer denkt, er hat sich selbst gut kennengelernt und sich dabei nur ein paar Eigenschaften angedichtet, die er idealisiert, der macht sich schlussendlich verdammt unglücklich.

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Inwieweit können wir Glück denn tatsächlich beeinflussen?

Wer weiß, was ihm gut tut, der hat schon einmal viel gewonnen. Was für fast jeden funktioniert: Freunden und Familie mehr Raum geben. Oft denken wir, zwei Überstunden mehr würden eine Woche retten. Doch wer regelmäßig länger arbeitet, der wird insgesamt nur unproduktiver, er „hat ja noch Zeit“. Dieses Gefühl verselbstständigt sich sehr schnell. Begegnungen mit Menschen, die uns am Herzen liegen, nutzen uns viel mehr. Deshalb nutzt es übrigens auch, verhasste Kollegen mal etwas weniger zu hassen. Auch wenn es schwerfallen mag. Aber einfach mal die guten Seiten des Idioten aus dem Controlling zu sehen, hilft oft, sich selbst besser zu fühlen.

Das heißt, dass unser Verhalten viel größeren Einfluss auf unser Glücksgefühl hat als unsere Lebensumstände?

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„Wir sind die Generation Early Burnout. Die Arbeitswelt ist entzaubert.“

Der Einfluss ist deutlich größer, ja. In Studien haben Wissenschaftler herausgefunden, dass etwa die Hälfte unseres Glücks oder Unglücks genetisch begründet ist, 10 Prozent gehen auf das Konto der Lebensumstände, und ganze 40 Prozent sind unserem Verhalten geschuldet. Das ist eine grandiose Nachricht. All zu oft denken wir, wir müssten die großen Dinge ändern. Dabei reicht es schon, ein paar kleine Sachen anders zu machen. Öfter mal zum Sport, die Mittagspause an der frischen Luft, gemeinsam lachen und auf eine angemessene Arbeitszeit achten. Das macht uns dauerhaft glücklich. Das kann auch ein neuer Job nicht unbedingt leisten.

Vielen Menschen ist oft gar nicht bewusst, was sie am Tag erreicht haben. In deinem Buch rätst du zum Führen eine Glücktagebuches. Was genau ist das und was bringt das?

Das Glückstagebuch ist ziemlich gut erforscht. Wer sich abends hinsetzt und gute Erlebnisse des Tages notiert, der fühlt sich langfristig besser. Das liegt daran, dass wir unsere Wahrnehmung mit einem Filter ausstatten. Gute Dinge werden nennenswert. Ich selbst erweitere das Glückstagebuch übrigens um eine soziale Komponente: Ich spreche mit Freunden über das, was gut war.

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Welche Methoden wendest du noch an?

Stillarbeitsphasen funktionieren für mich auch ausgezeichnet! Ich schalte alles ab, was piepen oder blinken könnte und arbeite mal 60 bis 90 Minuten durch. In dieser Zeit schaffe ich wahnsinnig viel. Und das ist sehr befriedigend.

In deinem Buch beschriebst du das Gefühl des Flows, also den Zustand der völligen Vertiefung in eine Sache: Welchen Wert für die eigene Zufriedenheit hat es, dass Menschen konzentriert an etwas arbeiten können?

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Wenn wir konzentriert an einer Sache arbeiten, machen wir weniger Fehler, erledigen sie schneller und wissen am Abend noch, was wir getan haben. Die ersten zwei Dinge machen uns zufrieden, das dritte glücklich. Ablenkungen stören diesen Fluss, und sie machen uns auf Dauer fahrig. Zwei Konsequenzen sind möglich: Wir versuchen, jede Ablenkung sofort zu erledigen, lesen jede Email und beantworten jede Nachricht sofort. Doch es kommen immer welche nach! Oder wir versuchen krampfhaft, uns zu schützen. Beides erzeugt Stress.

Würdest du sagen, dass die Abschaffung von Ablenkungen etwas ist, das Chefs tun können, damit ihre Mitarbeiter glücklicher sind?

Ja, auf jeden Fall. Chefs sollten unerwünschte Ablenkungen minimieren, wenn ihnen etwas an der Leistung ihrer Leute liegt, an deren Gesundheit und der Zufriedenheit. Großraumbüros funktionieren beispielsweise nur, wenn die Menschen darin diszipliniert sind. Und das müssen die Chefs dann oft auch vorleben. Ablenkung an sich muss aber auch gar nicht schlecht sein, denn jeder braucht mal eine Pause. Aber wir müssen die Ablenkung bewusst suchen, vielleicht in einem Aufenthaltsraum oder einer kleinen Küche.

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Das klingt ein wenig nach Facebook-Verbot am Schreibtisch?

Ich würde nichts verbieten wollen. Facebook ist ja auch ein Schmiermittel: Eine kurze Nachricht an den Kollegen aus dem Einkauf, schon ist manches Problem gelöst. Aber: Ich habe mich für die Arbeit am Buch für fast sechs Wochen von Facebook abgemeldet. Das hat mich richtig vorangebracht. Und es hat sich verdammt gut angefühlt.

Die Entdeckung des Glücks von Isabell Prophet. (Foto: Anna-Lena Müller)

Welche Rolle spielt Geld hinsichtlich der eigenen Zufriedenheit?

Unglücklich sind wir, wenn wir uns ungerecht behandelt fühlen. Da ist die Bezahlung also nicht ganz unwichtig. Startups zahlen gern allen das Gleiche. Das wird sich binnen kurzer Zeit für manch einen Mitarbeiter sehr ungerecht anfühlen, wenn einige mehr leisten als andere. Gerechtigkeit bedeutet, auch die Unterschiede anzuerkennen.

Du schreibst, dass Gehaltserhöhungen am besten überraschend kommen sollten. Warum?

Stell dir vor, du kriegst jedes Jahr im Oktober ganz automatisch eine Gehaltserhöhung von zehn Prozent. Beim ersten Mal freust du dich, beim zweiten Mal vielleicht auch noch ein bisschen, beim dritten Mal ist sie dir egal und beim vierten Mal, wenn du sie erwartest, wird sie dir gestrichen und du bist du sauer! Etwas, an das wir uns gewöhnen, fühlt sich an, als gehöre es schon uns. Wer seine Mitarbeiter glücklich machen will, der muss sie jedoch überraschen. Ich würde gute Leute übrigens lieber mit freien Tagen belohnen. Geht raus, macht was Schönes, kommt frisch und erholt wieder.

Was kann ein Arbeitgeber noch tun?

Ansonsten würde ich Chefs raten, die Eigenheiten ihrer Kollegen lieben zu lernen. Menschen sind eben unterschiedlich. Es ist die Aufgabe eines Chefs, mit den Angestellten die Ziele zu klären, beruflich und persönlich. Wer als Chef signalisiert: Du kannst mir deine Ziele verraten, ich unterstütze dich und ich kann voll damit leben, wenn sich deine Ziele ändern, der hat gewonnen.

Danke für das Gespräch!

Übrigens, auch dieser Beitrag könnte dich interessieren: Manchmal hilft nur ein Jobwechsel – 11 Anzeichen, dass du kündigen solltest

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Niko Müller

Viel Wahres dran, dazu gibt es seit Jahren hunderte wenn nicht tausende von Büchern. Von Osho/Bhagwan bis zu meinem aktuellen Buch: https://www.amazon.de/Dienstags-bei-Morrie-Lehre-Lebens/dp/3442451752 Ein ehemaliger Student besucht nach 15 Jahren seinen sterbenden Professor, um ihn zu trösten, dabei lernet er selbst am meisten. Auch als Film auf dem Markt.

Und alles Blinkende und Piepende abschalten praktiziere ich seit Jahren ;)

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