Smartphones wie sämtliche Technikprodukte sind tendenziell schädlich für die Umwelt. Smartphones sind dennoch nicht mehr aus dem Leben der meisten Menschen wegzudenken. Mit der Eco-Ranking-Initiative, die 2021 unter anderem von der Deutschen Telekom, Vodafone und Telefónica gegründet worden ist, soll Konsument:innen die Umweltverträglichkeit verschiedener Smartphone-Modelle transparenter dargestellt werden und eine gewisse Entscheidungshilfe beim Kauf geboten werden.
Eco-Rating: Mehr als 90 Punkte für ein kurzlebiges Budget-Smartphone?
Die Initiative vergibt für jedes der untersuchten Smartphones einen Wert zwischen einem Punkt und 100 Punkten. Je höher der Wert, desto nachhaltiger soll das Gerät sein. Der Score setzt sich aus fünf verschiedenen Indikatoren zusammen, so Eco-Rating: Langlebigkeit, Reparaturfähigkeit, Recyclefähigkeit, Klimaverträglichkeit und Ressourcenschonung zusammen.
Wirft man einen Blick auf die Geräte mit dem besten Score, könnte man meinen, da stimmt etwas nicht. Denn hier sind vollkommen unbekannte Smartphones zu finden, die man dort nicht erwartet hätte. Die drei Top-Plätze nehmen Modelle des Herstellers TCL ein, die allesamt im Einsteigerbereich zu verorten sind und von 2022 stammen. Nur das Fairphone 5, das als eines der am besten reparierbaren, fair produzierten und langlebigsten Geräte gilt, ist unter den Top 5:
- TCL 403 (91/100)
- TCL 40 SE (90/100)
- Fairphone 5 5G (89/100)
- TCL 406 (88/100)
- Vivo Y17S (87/100)
Eine Kaufempfehlung für ein Smartphone mit zwei Gigabyte RAM wie das TCL 403 auszusprechen ist höchst fragwürdig, da ein solches Gerät kaum für künftige Softwareupdates gewappnet ist. Selbst für Android 14 werden mindestens vier Gigabyte RAM von Google verlangt.
Hier liegt der Hase im Pfeffer: Denn der Softwareaspekt scheint beim Eco-Rating eine untergeordnete Rolle zu spielen, wobei dieser doch ein wichtiger Aspekt für ein langlebiges und damit letztlich auch ein nachhaltiges Smartphone ist. Die in der Liste aufgeführten TCL-Geräte laufen jedoch auf Android 12 und haben wenig Aussicht auf ein Update, während Google schon Android 15 vorbereitet. Einige Hersteller wie Samsung und Google versprechen für manche ihrer Geräte bis zu sieben Jahre Updates.
Apple nimmt nicht teil, Samsung pausiert
Abseits davon scheint Eco-Rating nur die Ökobilanz der Smartphones zu berücksichtigen, was sicher ein wichtiger Aspekt ist. Jedoch spielen weitere Faktoren wie Arbeitsbedingungen bei Hersteller und Zulieferern, die Einhaltung von Menschenrechten oder der Einsatz erneuerbarer Energien im Score offenbar eine kleinere Rolle, wie in den FAQ ausgeführt wird.
Zudem sind nicht alle großen Hersteller und von den teilnehmenden Unternehmen nur ausgewählte Produkte in der Übersicht zu finden. In der aktuellen Liste fehlen Smartphones von Samsung komplett, während in der älteren Übersicht von 2022 viele von ihnen zu finden waren. Seitdem hat Eco-Rating jedoch das Bewertungsverfahren geändert, was nahelegt, dass Samsung mit dem neuen Modell nicht glücklich sein könnte. Auf Nachfrage hieß es von Samsung, dass man sich im Austausch mit Eco-Rating befinde, aber weiter teilnehmen wolle.
Apple ist indes gar nicht an Bord. Stattdessen setzt der Hersteller auf andere Labels wie Energy Star und EPEAT. Während bei ersterem Label der Fokus auf Stromsparkriterien liegt, ist das Electronic Product Environmental Assessment Tool (EPEAT) eine Methode, die vom gemeinnützigen Global Electronics Council (GEC) initiiert worden ist, um die Auswirkungen eines Produkts auf die Umwelt anhand einer Reihe von Kriterien während des Lebenszyklus eines Geräts zu bewerten.
EU bereitet verpflichtende Regelungen vor
Während das Eco-Rating sicherlich im Ansatz keine schlechte Sache ist, um auf das Thema Nachhaltigkeit von Technik hinzuweisen, bedarf es aber wohl einer Lösung, die etwa von einer unabhängigen Institution koordiniert wird, ein ganzheitliches Bild zeichnet und idealerweise alle Hersteller verpflichtend einbezieht.
Einen ersten Aufschlag dieser Art können wir ab 2025 in Form des Reparierbarkeitsindex und eines Energielabels für Smartphones bekommen. Diese werden von der EU-Kommission realisiert. Sie umfassen zwar weniger Kriterien als das Eco-Rating, sie wären aber für alle Hersteller verpflichtend und die Bewertungen transparenter.
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