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Arbeitswelt

Plädoyer: Angestellt? Glücklich!

Ein Bekannter fragte mich unlängst, wann ich denn eigentlich Zeit zum Arbeiten fände. „Sie haben doch als Angestellter täglich von 9 bis 17 Uhr und freitags bis 15.30 Uhr nichts anderes im Sinn, als den besten Winkel zu finden, wie Sie Ihrem Chef in den Allerwertesten kriechen können.“ Er lachte über den vermeintlichen Witz. Dabei hätten die Angestellten allen Grund zu lachen. Schließlich können die meisten Menschen hierzulande ihre beruflichen Ziele besser als Angestellte erreichen denn als Selbstständige.

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Was ist der beste Winkel, um dem Chef in den Hintern zu kriechen?
Was ist der beste Winkel, um dem Chef in den Hintern zu kriechen?

Wer sich selbstständig macht, hat meist die Milliarden von Microsoft-Gründer Bill Gates vor Augen. Die finanzielle Realität der meisten Selbstständigen sieht jedoch völlig anders aus. Ein Drittel der Selbstständigen scheitert hierzulande in den ersten drei Jahren. Der Rest arbeitet meist Tag und Nacht und kommt trotzdem auf keinen grünen Zweig. Die Chancen, als Selbstständiger Millionär zu werden, liegen etwa gleich wie ein Millionengewinn im Lotto. Allerdings sind der Zeitaufwand und das finanzielle Risiko beim Lottospiel deutlich geringer. Zugegeben ist es unmöglich, durch unselbstständige Arbeit unermesslich reich zu werden. Allerdings verdienen die Angestellten in 90 Prozent der Fälle mehr als die Selbstständigen, und das ab dem ersten Arbeitstag, fast ohne Risiko und mit deutlich geringerem zeitlichem Einsatz.

Gemachtes Nest bei Arbeitsbeginn

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Der erste Arbeitstag von Angestellten und Selbstständigen unterscheidet sich wie Tag und Nacht. Als ich vor ein paar Monaten meinen neuen Job antrat, wurde ich von meiner Kollegin in ein voll ausgestattetes Büro geführt, auf dem Schreibtisch standen Telefon, Laptop, Handy und Visitenkarten. Mein E-Mail-Account war eingerichtet, ich war zur Sozialversicherung angemeldet, bei technischen Fragen unterstützten mich die Kollegen aus der IT-Abteilung. Innerhalb einer Stunde begann ich, meine Kunden anzurufen. Von diesen Zuständen können Selbstständige nur träumen. In den ersten Wochen sind sie mindestens die Hälfte ihrer Zeit mit sich selbst beschäftigt. Sie müssen sich um viele wichtige, aber meistens langweilige oder angsteinflößende Dinge kümmern, vom Kauf der Büroausstattung bis zu Verhandlungen mit Banken, Anwälten und Steuerberatern. Sie müssen zahlreiche Investitionen tätigen und haben am Anfang viel zu wenig Zeit für ihre Kunden.

Angestellte können sich auf ihre wahren Fähigkeiten konzentrieren. Selbstständige hingegen müssen alles tun, ob es ihnen passt oder nicht. Wer am liebsten an seiner genialen Produktidee tüfteln würde, muss sich auch um den Vertrieb kümmern, um Buchhaltung, Marketing, einen ansprechenden Webauftritt, um Steuern und Verträge. Selbstständige müssen Alleskönner sein. Angestellte hingegen werden dafür bezahlt, das zu machen, was sie wirklich gut machen. Den Rest erledigen die Kollegen.

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Unser gesamtes Bildungssystem zielt darauf ab, aus uns gute Angestellte zu machen. Selbst wer heute Wirtschaft studiert, lernt dort, ein guter Mitarbeiter in der Marketing- oder Controllingabteilung eines Unternehmens zu sein, aber nicht, wie er ein erfolgreiches Unternehmen aufbaut. Selbstständige lernen in erster Linie durch Versuch und Irrtum und jeder Fehler kann für sie fatal sein.

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Berufliche Ziele schneller erreichen

Viele Unternehmen flexibilisieren ihre Arbeitszeiten und bieten Möglichkeiten zum Homeoffice an. Zudem kann ein Angestellter mit gutem Gewissen für längere Zeit auf Urlaub gehen oder krank werden, ohne deswegen finanzielle Einbußen fürchten zu müssen. In der automatischen E-Mail-Antwort heißt es dann: „In dringenden Fällen wenden Sie sich bitte an meine Kollegin.“ Eine Bekannte von mir betreibt ein kleines Familienunternehmen und steht privat vor dem größten Glück und gleichzeitig beruflich vor dem größten Albtraum: Sie erwartet ein Kind. Für sie ist klar, dass sie kurz nach der Geburt wieder voll ins Geschäft zurückkehren muss, da sonst die Kunden weg sind.

Wenn es aber die Angestellten so viel besser als die Selbstständigen haben, warum sind die Selbstständigen so viel zufriedener, während sich viele Angestellte am Montagmorgen frustriert ins Büro schleppen? Tatsächlich begehen viele Angestellte den Fehler, ihr sicheres Einkommen als heiligen Gral zu betrachten und dafür zahlreiche Kompromisse einzugehen, die Gängelungen des Chefs zu ertragen und ihre eigenen beruflichen Träume zu opfern.

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Ich habe in den letzten 14 Jahren meiner Beratertätigkeit viele unzufriedene Menschen erlebt. Die einen arbeiten frustriert im Hamsterrad einer Firma und zittern vor der nächsten Kündigungswelle, die anderen rackern als Selbstständige von früh bis spät und stehen trotzdem finanziell immer wieder vor dem Kollaps. Die glücklichste Gruppe, die ich kenne, sind Angestellte, die sich in ihrem Unternehmen wie Selbstständige verhalten und die Vorteile beider Welten für sich nutzen. Tatsächlich ist berufliche Erfüllung keine Frage von Angestelltendasein oder Selbstständigkeit. Wichtiger ist die Klarheit, welchen Beitrag ich mit meiner Arbeit leisten möchte und ein Umfeld, in dem meine Leistung am besten zur Geltung kommt. Angestellte haben es da besser, sie können ihre beruflichen Ziele leichter und schneller erreichen – sofern sie in ihrem Unternehmen denken und handeln wie Selbstständige.

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