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Soziale Vereinnahmung

Wer etwas ins Netz gibt, sollte sich nicht wundern, wenn es sich jemand greift und in Windeseile in etwas anderes verwandelt. Es gibt einfach zu viele Spaßvögel im Netz, die außerdem noch Scherzkekse und Clowns zum Frühstück hatten. Hier Beispiele aus den vergangenen Wochen von „Präsident“ bis „Pril“.

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Als US-Präsident Barack Obama den Tod des Staatsfeinds Nr.1 Osama bin Laden verkünden konnte, war die Nachricht schon längst bekannt. Und wer war wieder einmal Schuld? Twitter natürlich. Ein twitternder Augenzeuge hatte bereits über die Geschehnisse berichtet, als nicht einmal ihm selbst klar war, was dort gerade passierte: IT-Consultant Sohaib Athar wollte eigentlich mal raus aus dem Stress. Plötzlich fand er sich mittendrin.

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Und auch wenn man herzlich wenig über diesen Militäreinsatz lachen kann: Das ganze Drumherum bietet sich perfekt an für Satire. So dauerte es nicht lange, bis der Comedian und Parodist Iman Crosson sich die Rede Obamas zu dem Thema vornahm und eine gerappte Version daraus machte [1]. Keine 48 Stunden später hatte das Video bei YouTube eine Million Abrufe.

Aber das Social Web glänzt bekanntlich besonders dann, wenn nicht die Profis am Werk sind. So verselbstständigte sich blitzschnell das offiziell verbreitete Foto, auf dem man Präsident Obama mit seinem Stab sieht, wie sie den Militäreinsatz gegen Bin Laden verfolgen. Das Bild ist heute schon ein Stück Geschichte und es war geradezu eine Steilvorlage. Da hilft auch der beigefügte Hinweis des Weißen Hauses nicht: „The photograph may not be manipulated in any way.“ Eher im Gegenteil dürfte das geradezu als Aufforderung verstanden werden, genau das zu tun: Das Foto in jeder erdenklichen Art und Weise zu manipulieren. In einer Version hat Obama einen PlayStation-Controller in der Hand, in einer anderen sind alle Personen Obama und in einer weiteren ist der Raum übervoll mit Kultfiguren [2]. Dieses Bild wird uns noch lange begleiten – inklusive seiner zahlreichen Abwandlungen.

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„Wirklich geschmacklose Designs“

Deutlich weniger staatstragend ging es beim Konzern Henkel zu, als man sich die Aktion „Mein Pril – Mein Stil“ fürs Web ausdachte: Nutzer sollten online Entwürfe für das Design zweier „Pril“-Flaschen einreichen, die Ende des Jahres zeitlich begrenzt tatsächlich in den Handel kommen. Werbetexter Peter Breuer fand dieses „Stempeln von Blümchen“ ärgerlich und primitiv. Er lieferte stattdessen einen gekrakelten Entwurf ab mit dem Claim: „Schmeckt lecker nach Hähnchen“. Nicht nur, dass dieses Design bald darauf auf Platz 1 der Publikumsabstimmung zu finden war, es folgten zahlreiche weitere. Zwischenzeitlich waren die kompletten Top 10 mit Gaga-Entwürfen gefüllt. Die Macher zogen die Notbremse: Neue Designs wurden nur noch manuell freigegeben, da die Zahl der anstößigen und „wirklich geschmacklosen Designs“ überhandgenommen habe. Zudem betonten sie, dass am Ende eine Jury über die Gewinner entscheide. Dabei spiele auch eine Rolle, ob die Entwürfe „zur Marke Pril und zum Unternehmen Henkel“ passen [3]. Die Macher warfen dabei trotzdem nicht alles aus dem Rennen, was nicht zur Veröffentlichung taugte und bewiesen somit Humor – auch wenn es vielleicht Galgenhumor war.

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Hier zeigte sich, dass die Pril-Aktion aus der Story um „Der Brigitte“ bei Otto gelernt hatte: Den Modelwettbewerb des Versandhauses hatte letztlich ein (sehr offensichtlich) als Frau verkleideter Mann gewonnen. Otto hatte „Brigitte“ daraufhin trotzdem das versprochene Fotoshooting geschenkt und am Ende kamen die Macher deshalb nicht nur mit einem blauen Auge davon, sondern hatten die Marke Otto sogar sympathischer gemacht.

Ob Henkel sich wohl traut, wenigstens einen der Spaßentwürfe auf den Markt zu bringen? Eine Flasche „Priiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiil“ jedenfalls hätte sofort Kultstatus.

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