Anzeige
Anzeige
Artikel
Artikel merken

„Not Provided”: So gelingt erfolgreiche Webanalyse ohne Suchbegriff

Im vergangenen Jahr gewann in Google Analytics ein besonderer Eintrag in der Auflistung der organischen Suchbegriffe zunehmend an Bedeutung: „not provided“. Inzwischen dürfte die Zeile bei den meisten Websites der erste Eintrag sein. Was genau steckt dahinter und wie kann man damit umgehen?

5 Min. Lesezeit
Anzeige
Anzeige
„Not Provided” (Quelle: © Jakub Jirsák - Fotolia.com)

Google startete 2011 eine große Kampagne zur Verbesserung der Datensicherheit seiner Nutzer. Seitdem wird für Nutzer, die sich in ihren Google-Account einloggen, die Verbindung mit SSL verschlüsselt. Das heißt, sobald ein Nutzer für Gmail, Google+, die personalisierte Suche oder irgendeinen anderen Dienst angemeldet ist, läuft die Übertragung per HTTPS. Außerdem lässt sich Google auch direkt per HTTPS aufrufen. Das macht beispielsweise die Suchbox des aktuellen Firefox in der Grundeinstellung automatisch.

„Not Provided”: Tracking ohne Suchbegriff – Was bedeutet das?

Anzeige
Anzeige

[metabox keyword=“seo“]In all diesen Fällen verändert sich neben der Verschlüsselung noch ein weiteres wichtiges Detail auf der Suchergebnis-Seite. Den Weiterleitungslinks, die zur Zielseite führen und als Verweis-URL (Referer) im Tracking ankommen, fehlt der eingegebene Suchbegriff. Somit kommt im Trackingcode auf der Website kein Suchbegriff mehr an – egal welches Tool man nutzt, also nicht nur bei Google Analytics.

Die beiden Screenshots zeigen die tatsächliche Ziel-URL der Google-Ergebnisse. Diese wird zum Beispiel im Firefox-Add-on Firebug sichtbar. Der Effekt ist also explizit von Google so vorgesehen und liegt nicht in der HTTPS-Verschlüsselung begründet.

Anzeige
Anzeige
Der Ergebnislink eines Google-Suchtreffers über http enthält die Sucheingabe.

Der Ergebnislink eines Google-Suchtreffers über http enthält die Sucheingabe.

Der Google-Ergebnislink über HTTPS kommt ohne Sucheingabe daher.

Der Google-Ergebnislink über HTTPS kommt ohne Sucheingabe daher.

Google hatte bei den amerikanischen Angeboten bereits im November 2011 umgestellt, Europa folgte im März 2012. Im Durchschnitt machen not-provided-Zugriffe etwa 25 Prozent aus, in Amerika rund 30 Prozent – je nach Website und Besuchertyp. In einer Studie von AT Internet wird die Entwicklung für Amerika, Frankreich und Deutschland gezeigt. Bei jedem vierten Besucher wird der verwendete Suchbegriff schon jetzt nicht mehr übergeben. Der Wert scheint sich aktuell auf diesem Niveau einzupendeln, allerdings kann jede neue Browserversion oder der nächste Google-Dienst eine Veränderung bringen. Gerade bei technik- oder online-affinen Websites wie etwa Blogs liegt der Anteil häufig bei über 50 Prozent, da gerade deren Besucher häufig den einen oder anderen Google-Dienst nutzen und somit eingeloggt sind.

Anzeige
Anzeige
Deutschland-Anteil der Visits über Google ohne Angabe des Keywords. (Quelle: AT Internet).

Deutschland-Anteil der Visits über Google ohne Angabe des Keywords. (Quelle: AT Internet).

Webanalyse-Tools haben in diesem Zusammenhang zwar alle das gleiche Problem, aber der Umgang damit ist unterschiedlich. Sie können zwar noch erkennen, dass der Besucher von Google kam – die Sucheingabe fehlt aber. Google Analytics weist diesen Besuchen das Keyword „not provided“ zu, sodass sich immerhin erkennen lässt, wer über eine Suchanfrage auf die Site kam.

Du möchtest auch nach dem Umstieg auf Google Analytics 4 die besten KPI erzielen? Mit unserem Deep Dive werden deine Trackingstrategien zukunftssicher!

Anzeige
Anzeige

„Not Provided”: Konsquenzen für die Webanalyse

Die Gesamtzahl der Suchen über Google bleibt identisch. Solange das Auswertungsprogramm die Referers betrachtet, wird es auch die organischen Sucher weiterhin korrekt ausweisen. Manche Tools gehen aber nach vorhandenen Keywordparametern im Referer – bei ihnen sinkt die Zahl der Suchenden und die Zahl der Links von Google steigt.

Webtrekk nennt das Keyword ebenfalls not provided, kennt es aber anscheinend erst seit Ende Juli.

Webtrekk nennt das Keyword ebenfalls not provided, kennt es aber anscheinend erst seit Ende Juli.

Der Platzhalter „not provided“ steht nicht für ein einzelnes Keyword, sondern ist so etwas wie ein Sammelbecken. Dort sind alle unterschiedlichen Suchanfragen zusammengefasst, die über verschlüsselte Google-Anfragen kamen. Das Webanalyse-Tool kann zwar erkennen, wie viele Besucher von Google kommen. Ob jeder denselben Begriff oder eine individuelle Eingabe gesucht hat, lässt sich nicht mehr feststellen. Die unterschiedlichen Eingaben tauchen nicht mehr im Suchanfragenbericht des Tools auf. Die Zahl unterschiedlicher Anfragen sinkt also.

Kritisch wird es, wenn man die Traffic-Daten einzelner Keywords betrachtet, etwa zusammen mit dem Ranking. Die absolute Zahl der Visits über ein Keyword geht zurück. Im zeitlichen Vergleich gilt es, das zu berücksichtigen, wenn man beispielsweise bei saisonalen Angeboten aufs Vorjahr schaut. Gleiches gilt für Conversions pro Keyword oder jede andere Kennzahl bezogen auf ein einzelnes Keyword oder Keywordset.

Anzeige
Anzeige

Die Bewertung von Erfolg und Misserfolg einzelner Keywords ist damit deutlich schwieriger bis unmöglich geworden. Der Keywordbericht der Webanalyse-Tools als eine Säule von SEO verliert an Qualität.

„Not Provided”: Das kann man tun

Kein Website-Betreiber hat ein Recht auf die Keyword-Daten von Google. Die Suchmaschine könnte die Keywords auch komplett unterbinden und es gebe dagegen keine Handhabe. Der Anteil der nicht übermittelten Suchphrasen wird in Zukunft kaum weniger werden, eher noch zunehmen; daher lohnt sich ein Blick auf alternative Quellen und Ansätze. Einen hundertprozentigen Ersatz gibt es allerdings nicht.

Im Analytics-Tool können SEO-Verantwortliche immer noch nützliche Daten über die Google-Besucher sehen. So lassen etwa die Einstiegsseiten für Suchzugriffe häufig (grobe) Rückschlüsse auf die verwendeten Keywords zu. Bei High-Traffic Keywords lohnt auch der Vergleich von erkennbaren Keywords und „not provided“. Der Anteil von vielgesuchten Phrasen im jeweiligen Segment ist häufig vergleichbar. Je mehr eine Website allerdings Besucher mit einzigartigen und sehr individuellen Anfragen erhält, desto weniger aussagekräftig wird die Analyse.

Anzeige
Anzeige

[related id=“497659″]

Googles eigene Webmaster Tools bieten eine Übersicht über Sucheingaben, bei denen die Website erscheint – inklusive der Anzahl der Klicks. Die Klicks entsprechen in etwa den Visits über die Begriffe. Wie aus Adwords bekannt, führt nicht jeder Klick zu einem Visit – beispielsweise aufgrund von Ladezeiten, die ein Nutzer nicht abwarten will. Das Problem mit den Webmaster Tools ist allerdings, dass die Daten weder besonders exakt noch absolut verlässlich sind. Zum Teil muten sie mehr wie Schätzwerte oder grobe Zusammenfassungen an. Außerdem hält Google diese Daten nur für die letzten 90 Tage vor und SEO-Verantwortliche können die Daten nicht mit den übrigen Nutzungsdaten auf der Website verknüpfen.

Eine weitere Möglichkeit sind Rankingtools, also Programme oder Dienste, die die Position der Website zu vorgegebenen Suchbegriffen in den Google Ergebnissen prüfen. Fügen Webanalysten für die abgefragten Begriffe die Klickschätzung aus Google Adwords hinzu, können sie eine Schätzung für die Klicks über die Begriffe erstellen. Das dürfte allerdings die ungenaueste der beschriebenen Methoden sein.

Anzeige
Anzeige

Ende 2012 begann Google schärfer gegen Online-Ranking-Tools vorzugehen, die sowohl selbst gesammelte Rankingdaten über die Positionen, als auch die Google Adwords API verwenden. Daraufhin stellten einige amerikanische Tools wie Raven oder auch Ahrefs ihren Rankingdienst ein. Deutsche Anbieter wie Searchmetrics oder Sistrix scheinen bislang nicht betroffen zu sein, es ist derzeit allerdings nicht abzusehen, wie Google weiter in dieser Frage verfährt.

AT Internet gibt dem Eintrag einfach keinen Namen, Daten werden seit Beginn erfasst.

AT Internet gibt dem Eintrag einfach keinen Namen, Daten werden seit Beginn erfasst.

Fazit

Bleibt die abschließende Frage, was Google mit der ganzen Aktion bezweckt. Schützt es die Privatspähre der Besucher, wenn der Suchbegriff nicht an die Zielseite übergeben wird? Dann sollte der Begriff doch für alle Nutzer gesperrt werden, nicht nur für die SSL-Nutzer. Oder verschafft sich Google einen Vorteil gegenüber Mitbewerbern?

Werbenetzwerke sammeln alle Daten über Besucher, die sie bekommen können, auch Sucheingaben. Behält Google einen Teil für sich, werden diese Profile ungenauer und im Umkehrschluss jene von Google wertiger – das ist zugegebenermaßen schon etwas um die Ecke gedacht. Näherliegend ist die Idee, die Daten in einem Google-eigenen Dienst auszuweisen, zum Beispiel den Webmaster Tools. Das würde den Dienst noch mal aufwerten und zu einem De-facto-Must-have machen. Das ist allerdings in den letzten zwölf Monaten seit Einführung nicht passiert.

Mehr zu diesem Thema
Fast fertig!

Bitte klicke auf den Link in der Bestätigungsmail, um deine Anmeldung abzuschließen.

Du willst noch weitere Infos zum Newsletter? Jetzt mehr erfahren

Anzeige
Anzeige
5 Kommentare
Bitte beachte unsere Community-Richtlinien

Wir freuen uns über kontroverse Diskussionen, die gerne auch mal hitzig geführt werden dürfen. Beleidigende, grob anstößige, rassistische und strafrechtlich relevante Äußerungen und Beiträge tolerieren wir nicht. Bitte achte darauf, dass du keine Texte veröffentlichst, für die du keine ausdrückliche Erlaubnis des Urhebers hast. Ebenfalls nicht erlaubt ist der Missbrauch der Webangebote unter t3n.de als Werbeplattform. Die Nennung von Produktnamen, Herstellern, Dienstleistern und Websites ist nur dann zulässig, wenn damit nicht vorrangig der Zweck der Werbung verfolgt wird. Wir behalten uns vor, Beiträge, die diese Regeln verletzen, zu löschen und Accounts zeitweilig oder auf Dauer zu sperren.

Trotz all dieser notwendigen Regeln: Diskutiere kontrovers, sage anderen deine Meinung, trage mit weiterführenden Informationen zum Wissensaustausch bei, aber bleibe dabei fair und respektiere die Meinung anderer. Wir wünschen Dir viel Spaß mit den Webangeboten von t3n und freuen uns auf spannende Beiträge.

Dein t3n-Team

Dominik

Hallo t3n-Redaktion,

ich bin etwas verwundert über die Aussagen des Autors bezüglich der not Provided Anteile. „…machen not-provided-Zugriffe etwa 25 Prozent aus, in Amerika rund 30 Prozent – je nach Website und Besuchertyp.“ Gerade in den letzten Tagen eher Wochen scheint Google nur noch die verschlüsselte HTTPS Variante anzubieten, so dass der Anteil an not Provided inzwischen eher bei 70-80% liegt und tendenziell schnell an die 100% steigen wird. Unter anderem berichtet die t3n selbst darüber: https://t3n.de/news/not-provided-google-497659/

Da frage ich mich, wie so ein Widerspruch bei einer redaktionellen Veröffentlichung passieren kann und ob man als Gesellschafter einer Online Marketing Agentur nicht besser darüber informiert sein sollte, wenn man das Thema in einer Publikation platzieren möchte?

Viele Grüße
Dominik

Antworten
Thomas Hartung

Der Artikel geht leider nicht darauf ein dass Google den Referer nur bei den organischen Treffern „ausblendet“. Adwords-Kunden bekommen den kompletten Referer nach wie vor geliefert. Dies lässt das Argument mit der Privatsphäre etwas lächerlich erscheinen, denn wenn ich bezahle bekomme ich den Referer, wenn nicht na dann eben nur „not-provided“.

Antworten
mvollmert

Hallo Dominik,

der Artikel ist Anfang des Jahres im Heft erschienen und jetzt kostenlos online gegangen. Daher sind die Zahlen nicht mehr auf dem aktuellen Stand. Sowohl Begründung von Google als auch die technischen Punkte sind aber noch gültig.

Antworten
mvollmert

Hallo Thomas,

den Punkt Privatsphäre halte ich auch für etwas halbgar. Allerdings bekommst du den Referrer bei organischen Ergebnissen auch dann nicht, wenn du für Adwords bezahlst. Du erhälst dann nur die Keywords bei Nutzern, die auf eine Adwords-Anzeige geklickt haben.

Antworten
Thomas

Hallo Markus,

das stimmt natürlich, aber ich bezog mich ja auch nur auf das Argument der Privatsphäre ;)

Antworten

Melde dich mit deinem t3n Account an oder fülle die unteren Felder aus.

Bitte schalte deinen Adblocker für t3n.de aus!
Hallo und herzlich willkommen bei t3n!

Bitte schalte deinen Adblocker für t3n.de aus, um diesen Artikel zu lesen.

Wir sind ein unabhängiger Publisher mit einem Team von mehr als 75 fantastischen Menschen, aber ohne riesigen Konzern im Rücken. Banner und ähnliche Werbemittel sind für unsere Finanzierung sehr wichtig.

Schon jetzt und im Namen der gesamten t3n-Crew: vielen Dank für deine Unterstützung! 🙌

Deine t3n-Crew

Anleitung zur Deaktivierung
Artikel merken

Bitte melde dich an, um diesen Artikel in deiner persönlichen Merkliste auf t3n zu speichern.

Jetzt registrieren und merken

Du hast schon einen t3n-Account? Hier anmelden

oder
Auf Mastodon teilen

Gib die URL deiner Mastodon-Instanz ein, um den Artikel zu teilen.

Anzeige
Anzeige