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Was wurde eigentlich aus „Green IT“?

Green IT – noch vor wenigen Jahren waren das Stromsparen und der Einsatz umweltschonender Technologien den IT-Firmen allenfalls ein loses Lippenbekenntnis wert. Heute müssen Konzerne wie Startups aufpassen, nicht den Anschluss zu verlieren. Im Rahmen unserer Themenwoche „Wachstum mit Werten“ holen wir den einstigen IT-Trend aus der Versenkung.

Von Daniel Hüfner
4 Min. Lesezeit
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Was wurde eigentlich aus Green IT? (Grafik: Shutterstock)

Green IT, die kleine grüne Mogelpackung

Was fiel dieses Urteil vernichtend aus. „Die grüne CeBIT ist eine Mogelpackung“, resümierte Spiegel Online im März vor sieben Jahren den Besuch auf der weltweit größten Computermesse. Die hatte sich wieder mal eines dieser Modewörter auf die Fahnen geschrieben, um IT-Unternehmen auf den Trend schlechthin aufmerksam zu machen: Umweltschutz und Stromspartechniken in der Tech-Branche, das war das Leitmotiv der CeBIT 2008. Kurz: Green IT.

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Mit Green IT wollte die CeBIT vor sieben Jahren mal wieder ein Trendthema setzen. Auf dem Messegelände war davon aber gar nichts zu sehen. (Foto: t3n)

Grün aber war – von einen 300 Quadratmeter großen Stand abgesehen – auf dem Messegelände gar nichts, wie Spiegel-Autor Matthias Kremp konstatierte: „Da brummeln vielzylindrige Luxusgeländewagen, mit denen Manager chauffiert werden“, schrieb er. Und weiter: „Wie immer nutzen etliche Unternehmen die üblichen tiefer gelegten und mit Hostessen verzierten Sportwagen und Stretchlimousinen, um auf sich aufmerksam zu machen.“

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Noch zynischer sei das Bild an den vielen Ständen der Komponentenhersteller gewesen: „Dort stehen gewaltige, laut röhrende Rechner im Zylonen-Design, 200 Watt schluckende Highend-Grafikkarten und massiv übertaktete Experimental-PCs, die mit Flüssigstickstoff aus Thermoskannen gekühlt werden müssen“, so Kremp.

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Green IT? Sieht anders aus.

Was ist aus der Green IT seitdem geworden?

Inzwischen hat sich das geändert. Die Branche ist erwachsen geworden. Zumindest auf dem Papier: In einer Studie des Instituts für Handel und Internationales Marketing der Universität des Saarlandes im Jahr 2014 gaben 80 Prozent der befragten Unternehmen an, dass das Thema Nachhaltigkeit bis 2020 eine hohe bis sehr hohe Bedeutung für sie bekommen werde.

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Man mag das für Lippenbekenntnisse halten, vor der Green IT weglaufen aber können Unternehmen schon längst nicht mehr. Angesichts von Bevölkerungswachstum, Klimawandel, der Verknappung fossiler Energie-Ressourcen und der rasanten Digitalisierung in fast allen Branchen müssen CEOs im Umgang mit ihrer IT-Infrastruktur umdenken, wenn sie nicht den Anschluss verlieren wollen. Allein in Deutschland soll der IT-bedingte Stromverbrauch in den nächsten fünf Jahren um mehr als 20 Prozent steigen. Die Frage ist also nicht mehr ob, sondern wie Green IT bei KMU zum Selbstverständnis ihrer Produkt- und Markenentwicklung werden kann.

Von der „schmutzigen iCloud“ zur Bestnote

Naheliegend für IT-Unternehmen ist natürlich der klimaneutrale Betrieb ihrer Server- und Rechenzentren. Vor allem Apple legt sich hier seit einigen Monaten gehörig ins Zeug, versorgt seine Cloud als einziges Tech-Unternehmen zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien. Greenpeace, das die Energieversorgung von Cloud-Anbietern seit 2010 jährlich untersucht, vergab zuletzt die Bestnote in Sachen Green IT.

Das war nicht immer so. Noch bis vor drei Jahren wurde Apple von der Umweltschutzorganisation für seine „schmutzige iCloud“ scharf kritisiert. Sogar Proteste in den Apple-Stores gab es. Inzwischen gibt Apple an, seine gesamte IT-Infrastruktur in den USA vollständig klimaneutral zu betreiben.

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Startups entdecken Green IT als Geschäftsmodell

Die Gründer von Cloud & Heat haben aus dem Green-IT-Ansatz kurzerhand ein eigenes Geschäftsmodell gemacht. (Foto: Cloud & Heat)

Die Gründer von Cloud & Heat haben aus dem Green-IT-Ansatz kurzerhand ein eigenes Geschäftsmodell gemacht. (Foto: Cloud & Heat)

Wie man den klimaneutralen Serverbetrieb direkt in ein eigenes Geschäftsmodell verwandeln kann, das hingegen zeigt die Macher von Cloud & Heat. Das Startup aus Dresden hat einen Serverschrank entwickelt, mit dessen Abwärme unmittelbar das eigene Haus oder Firmengebäude beheizt werden kann. Etwa 100 dieser rund 12.000 Euro teuren Schränke haben die Gründer um Jens Struckmeier, Christof Fetzner und René Schretzmann schon verkauft.

„Der steigende Bedarf an Rechenleistungen und die hohe Nachfrage nach nachhaltigen Produkten sind ideale Voraussetzungen für den Ausbau unseres Unternehmens“, sagt Struckmeier Unternehmen wie Nerdalize aus den Niederlanden mit einem ähnlichen und noch weiter gedachten Konzept versuchen, erfolgreich zu sein.

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Wie grüner E-Commerce funktioniert

In der Verantwortung steht aber auch der klassische Versandhandel – insbesondere Shopbetreiber. Sie erwirtschaften auf dem Rücken enormer Serverkapazitäten allein in Deutschland nicht nur mehr als 40 Milliarden Euro pro Jahr, sondern hinterlassen bedingt durch weitreichende Wertschöpfungsketten einen vergleichsweise großen ökologischen Fußabdruck. Immerhin – und das ist die gute Nachricht – kann man auch hier jede Menge tun.

Wie auch Online-Shops in Sachen Green IT mitmischen können, zeigt das Beispiel „Ecobookstore“. (Screenshot: t3n)

Wie auch Online-Shops in Sachen Green IT mitmischen können, zeigt das Beispiel „Ecobookstore“. (Screenshot: t3n)

Der im Westallgäu angesiedelte Online-Buchhandel „Ecobookstore“ beispielsweise hostet seine Server ausschließlich bei Hetzner, dessen Strombedarf zu 100 Prozent aus kohlendioxidfreier und aus Wasserkraft generierter Energie gedeckt wird. Im Hauptquartier selbst sorgt ein Energiemix aus Gas, Holz und Solarthermie für grüne Büroräume.

Die Transaktionen wickelt der Shop über Triodos ab, einer „Nachhaltigkeitsbank“. Darüber hinaus engagiert sich das hinter dem Shop stehende Unternehmen aber auch passiv für die Umwelt. So wandert jeden Monat ein Teil des Umsatzes in die Kasse des Vereins „Rettet den Regenwald“ – zuletzt im Schnitt rund 300 Euro. Durch eine Kooperation mit dem Logistik-Dienstleiser Libri, so verspricht man, seien außerdem faire Arbeitsbedingungen für die Mitarbeiter im Versand garantiert. Ein Beispiel, von dem sich Amazon noch etwas abgucken könnte.

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Fazit: Große Wirkung für kleines Geld

Doch nicht immer muss man gleich die gesamte eigene IT-Infrastruktur auf den Kopf stellen, um etwas für die Umwelt zu tun. Konzerne wie Adobe beispielsweise machen über den Betrieb eigener Windkraftanlagen hinaus noch Dinge, die auch kleine Unternehmen ohne viel Geld bewerkstelligen können. So werden Mitarbeiter im Rahmen des „Skip-a-trip“-Programms zum Beispiel dazu animiert, bewusst auf Dienstreisen zu verzichten. Stattdessen setzt man auf konsequent auf die hauseigene Videokonferenz-Software Adobe Connect. Neben kostenlosen ÖPNV-Tickets bietet Adobe aber auch Subventionen für Radfahrer an. Und: Wirken Mitarbeiter an lokalen Umweltprojekten mit, winken Boni.

Wer bis zum 1. Juni das t3n Magazin abonniert, erhält die Ausgabe 39 sowie das aktuelle t3n-T-Shirt gratis dazu.

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Die Beispiele zeigen, dass Green IT inzwischen kein loser Zukunftstrend mehr ist. Neben Großkonzernen wie Apple oder Adobe haben auch Startups die ökonomischen Vorteile einer nachhaltigen IT- und Unternehmenskultur erkannt und reagieren damit auf die veränderten Konsumgewohnheiten ihrer Nutzer. Dabei können die Maßnahmen weit über die klassische Druckeroptimierung und den Einsatz von Videokonferenzsystemen hinausgehen.

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Mittelständler schwimmen nicht in Geld

Wer ums Überleben kämpft kann sich sowas kaum leisten.
Produkte für reiche Leute können natürlich soziale Projekte mitfinanzieren. Diese Projekte wären aber überhaupt nicht nötig wenn dieselben reichen Leute und Besserverdiener bessere Regierungen an die Macht bringen würden. Oder wenn Rot-Grün anstelle der teuren UMTS-Preise und Hartz4 und dem bis heute trotz ständiger Frequenzauktionen immer noch fehlenden Ausbau lieber mal 2000 den Mindestlohn eingeführt hätte statt Schwarz-Rot-3.0 erst 2015.

Wenn man sich die Berichte über die Strom-Börse ansieht kann man sich ja mal denken ob das nicht auch für die CO2-Börse gilt.

An Libri könnten sich viele viel abgucken und das schon seit Jahrzehnten. Die hatten leider gelegentlich Pech mit ihren Software-Lieferanten. Schlechte Software ist ein Existenz-Risiko. Gute Software ist schlecht zu finden.

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