„Frontier Firms“: Microsoft-Studie skizziert die Firma der Zukunft

Mit dem Aufkommen von KI-Agenten wird ein neuer Typus von Organisation entstehen – so zumindest formuliert es Microsoft im aktuellen Work Trend Index 2025. Jared Spataro, „AI at Work“-Experte des Tech-Konzerns aus Redmond, hat einen interessanten Begriff dafür: „Frontier Firms“ sind Pionierunternehmen, die aus Mensch-Agenten-Teams bestehen.
„Dieser Wandel wird tiefgreifend sein, doch dank der Ambitionen, Kreativität und des Einfallsreichtums der Menschen wird er auch neue wirtschaftliche Chancen und Werte bringen“, schreibt er in einem Blogpost für Microsoft.
Mensch-Agenten-Teams stehen unmittelbar bevor
Zahlen aus dem Work Trend Index unterstreichen das: Während weltweit 53 Prozent der Führungskräfte (55 Prozent in Deutschland) sagen, dass die Produktivität steigen muss, sagen 80 Prozent der Fachkräfte (77 Prozent in Deutschland), dass ihnen die Zeit oder Energie für ihren Job fehlt. Mehr noch: Angestellte würden durchschnittlich alle zwei Minuten von Meetings, E-Mails oder digitalen Erinnerungssignalen unterbrochen.
Um diesen Kapazitätsengpass zu überbrücken, gehen 82 Prozent der Führungskräfte (76 Prozent in Deutschland) davon aus, dass sie KI-Agenten in den kommenden zwölf bis 18 Monaten einsetzen werden, um die Belegschaft zu unterstützen.
An erster Stelle bei den KI-Investitionen stehen Abteilungen wie der Kundenservice, das Marketing und die Produktentwicklung, laut der Microsoft-Studie.
Spataro ordnet die KI-Entwicklungen zudem so ein: „Während sich etablierte Unternehmen anpassen und Herausforderer skalieren, ähnlich wie beim Boom der .com-Ära, werden die Regeln für Talent und Wettbewerb derzeit in Echtzeit neu geschrieben.“
Ein weiterer interessanter Aspekt des Work Trend Index ist, dass in dem Rahmen sogar ein neuer Job entstehen wird – mit ebenfalls schmissigem Titel: „Agent Boss“ ist der Begriff für diejenigen Beschäftigten, die KI-Agenten erstellen, an sie delegieren und sie managen.
Berufe und Karrieren im Wandel
Dass KI schon jetzt einen weitreichenden Einfluss auf die Arbeitswelt hat, zeigen generative KI-Chatbots wie ChatGPT, Claude, Gemini und Deepseek unlängst. Sie erstellen Texte und Bilder anhand kurzer Prompts und verkürzen die Arbeitsabläufe von Grafikern und Redakteuren dabei um Längen.
Doch auch andere Berufe sind im Wandel. Sundar Pichai ist als Google-CEO in der Lage, die vermeintlichen Auswirkungen der Technologie auf den Arbeitsmarkt einzuschätzen. In seiner Funktion hat er tiefgehendes Wissen hinsichtlich neuartiger KI-Chatbots, da der IT-Konzern mit Gemini einen eigenen Dienst betreibt.
In einem Interview mit „The Verge“ sagt er schon 2023 voraus, dass der Beruf des Juristen besonders betroffen sein wird. Pichai skizziert ein positives Bild. „Ich würde fast wetten, dass es in zehn Jahren möglicherweise mehr Anwälte geben wird“, so der Tech-Chef.
Der Grund sei, dass die KI immer mehr Routinearbeiten, wie Dokumente erstellen oder überprüfen, abnehmen würde. Dadurch könne der Beruf effektiver ausgeübt werden und Kanzleien sich mehr Fachkräfte leisten, die Fälle vor Gericht verhandeln.