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Die perfekte Produktion: Einführung in Equipment und Technik für Webvideos

Die Ansprüche an die Qualität von Webvideos steigen. Zugleich ist das Equipment für eine professionelle Produktion erschwinglich geworden. Wir zeigen, wie ihr mit schon kleinen Mitteln ein Profi-Studio mit sauberem Ton, guten Bildern und optimaler Beleuchtung realisieren könnt.

7 Min. Lesezeit
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Im vergangenen Jahr hat sich Bewegtbild im Netz dramatisch gewandelt. Was Anfang 2012 noch „Webvideo“ hieß, ist inzwischen zu „Internet-TV“ geworden – und zu einem Massenmedium. Millionen, vor allem junge Zuschauer haben Webvideos zur einer Hauptquelle ihres Medienkonsums gemacht. Und sie wollen, wie jeder Zuschauer, vor allem eines: gut unterhalten werden. War es vor einem Jahr noch State of the Art, seinen Videos einen möglichst selbst gemachten Look zu geben, hat sich das Blatt heute um 180 Grad gewendet. Unscharfe Bilder, schlechte Beleuchtung oder ein halliger Ton sind nicht mehr zeitgemäß. Vielmehr hängt gute Unterhaltung heute vor allem auch von handwerklicher Qualität ab. Da muss die Beleuchtung stimmen, der Ton darf nicht rauschen, das Licht muss professionell gesetzt sein. Eine unsaubere Stanze wird mit Dislikes quittiert. „Productionvalue“, also die Produktionsqualität, ist heute entscheidend für den Erfolg eines Videos. Doch das ist schon lange nicht mehr so schwierig wie noch vor ein paar Jahren. Gutes Equipment, mit dem Videos sich in Fernsehqualität (und besser) produzieren lassen, kostet heute keine fünfstelligen Beträge mehr.

Der gute Ton bei Webvideos

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Bestimmte Mindestanforderungen sollten vor allem dann erfüllt sein, wenn es um einen guten Ton geht. Oft unterschätzt, ist er fast das Wichtigste an einem professionellen Video. Ist der Ton schlecht, sind die Erfolgschancen eines Webvideos deutlich geringer. Das liegt unter anderem daran, dass unser Gehirn nicht so gut in der Lage ist, fehlende Informationen im Ton zu ergänzen. Das lässt sich zum Beispiel beim Musik hören feststellen: Manchmal braucht man als Hörer fast eine halbe Minute, um einen bekannten Song im Radio zu erkennen, wenn der Empfang schlecht ist. Bei Bildern oder Videos ist das anders: Manchmal reicht es bei ganz schlechter Qualität sogar, die Augen etwas zusammen zu kneifen, und schon kann das Gehirn aus ein paar quadratischen Würfeln ein Bild formen. Dem Ton sollte man daher also große Aufmerksamkeit schenken. Hauptproblem sind Umgebungsgeräusche und Hall in geschlossenen Räumen. Dann klingt der Ton oft billig oder ist sogar nicht zu verstehen. Das interne Mikrofon einer Kamera ist deshalb immer nur eine Notlösung. Ein externes Mikrofon sollte Pflicht sein.

Richtmikrofon

Viele Videomacher nutzen für Webvideo kleine, aufgesetzte Richtmikrofone. Sie haben eine stark auf die Schallquelle ausgerichtete Richtcharakteristik. Schall, der von der Seite kommt, blenden sie weitestgehend aus. Sie werden vor allem dort eingesetzt, wo es auf guten Ton ankommt, aber das Mikrofon nicht im Bild zu sehen sein soll. Ist die Schallquelle allerdings nicht direkt vor der Kamera, sondern beispielsweise eher seitlich, muss man ein Richtmikrofon an einer so genannten Tonangel befestigen. Ein Assistent muss diese dann so über die Szene halten, dass das Mikrofon genau auf die Schallquelle – zum Beispiel auf den Mund des Hauptdarstellers – zielt. So entsteht eine perfekte Tonaufnahme, ohne dass ein Mikrofon im Bild zu sehen ist. Ab rund 200 Euro gibt es schon brauchbare Richtmikrofone.

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Handmikrofon

Das gebräuchlichste Mikrofon bei Reportern ist das Handmikrofon, denn es lässt sich – etwa bei Interviews – immer von Hand in die Richtung der Tonquelle richten. Hierbei gibt es zwei Richtcharakteristiken: die Kugel- und die Nierencharakteristik. Ein Mikrofon mit Kugelcharakteristik erfasst den Schall aus allen Richtungen gleich gut. Dadurch nimmt es viel Atmosphäre – also auch viele Umgebungsgeräusche – auf. Da das aber auch stören kann und die Verständlichkeit darunter leiden kann, gibt es Handmikrofone mit Nierencharakteristik. Diese sind nach vorne empfindlicher und reduzieren so deutlich die Umgebungsgeräusche. Für ein gutes Handmikrofon müssen Webvideo-Macher mit mindestens 100 Euro einkalkulieren.

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Ansteckmikrofone

Kleine Ansteckmikrofone werden an Revers oder Kragen befestigt und befinden sich so ganz nah an der Schallquelle, dem Mund. Es gibt sie als Funk- oder auch Kabel-gebundene Mikrofone. Kabel-gebundene Mikrofone kosten zwischen 100 und 200 Euro. Teuer sind hingegen die Funkmikrofone. Hier gibt es zwar auch schon Angebote um die 100 Euro. Diese sind aber meistens von schlechter Qualität. Um Ansteckmikrofone an videofähige Spiegelreflexkameras anzuschließen, hilft ein ausgeklügelter Adapter von Beachtek. Damit lassen sich Mikrofone mit dem professionellen XLR-Anschluss verwenden. Die Adapter haben einen Kopfhörerausgang und selbst Kameras mit automatischer Aussteuerung können damit manuell ausgesteuert werden.

Die Tonqualität steuern

Die Tonqualität sollten man unbedingt während der Aufnahme kontrollieren. Das geht im Prinzip selbst mit einem Minikopfhörer. Sicher ist man allerdings nur mit einem geschlossenen Kopfhörer, der die Umgebungsgeräusche weitestgehend abhält. Wichtig für eine gute Tonqualität ist die richtige Einstellung. Viele nutzen die automatische Aufnahme – sie ist allerdings nicht nur die meist genutzte, sondern auch die Schlechteste. Oft zieht die Elektronik den Ton dann nämlich an leisen Stellen hoch, sodass Umgebungsgeräusche, wie Papierrascheln oder Straßenverkehr, lauter zu hören sind. Wenn es geht, ist manuelles Aussteuern deutlich besser. Die Automatik sollte nur in Notfällen zum Einsatz kommen.

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Digital- oder TV-Kamera für Webvideos?

Besonders bei den Digitalkameras hat sich die Technik in den letzten Jahren erheblich weiterentwickelt. Video-Digital-Single-Lens-Reflex-Kameras bieten heute eine Qualität, die der teurer TV-Kameras ebenbürtig ist – wenn nicht gar besser. Sie kosten zwischen 500 und 2000 Euro und damit nur einen Bruchteil von professionellen TV-Kameras. Für etwas mehr gibt es zudem auch attraktive Kits mit Objektiv. Besonders beliebt sind hier Kameras wie die Canon EOS 5d Mark II – die zwar schon ausgelaufen, aber immer noch im Verkauf ist – oder deren Nachfolger, die 6D. Sie haben einen Vollformat-Sensor und bieten damit eine besonders geringe Schärfentiefe. Der Begriff Schärfentiefe – auch (fälschlicherweise) Tiefenschärfe genannt – beschreibt den Bereich, in dem das Bild scharf ist. Je geringer sie ist, umso mehr sieht das Bild nach Kino aus. Umso schwieriger ist es aber auch, die Schärfe zu finden und zu halten. Kameras mit kleinerem Sensor haben den Vorteil, dass sie leichter zu bedienen sind, da der Schärfebereich größer ist. Die Schärfe ist leichter zu finden und zu halten, weil das Objekt nicht so leicht aus dem Schärfebereich wandert. Eine sehr beliebte Kamera ist hier die Lumix GH2 von Panasonic oder deren Nachfolger, die GH3. Um auch mit diesen Kameras trotzdem den Effekt geringer Schärfentiefe zu erzielen, gibt es inzwischen ein sehr spannendes Zubehör: den Speed Booster von Metabones. Er verkürzt die Brennweite und erhöht die Lichtstärke des verwendeten Objektives.

Digitalkameras wie die Canon EOS 5d Mark II liefern heute genauso gute Bildqualität wie professionelle TV-Kameras.

Digitalkameras wie die Canon EOS 5d Mark II liefern heute genauso gute Bildqualität wie professionelle TV-Kameras.

Die richtige Beleuchtung

Entscheidend für ein gutes Bild ist auch die Beleuchtung. Dabei reichen im Grunde schon drei Lampen. Sie müssen allerdings ein paar Bedingungen erfüllen: Zum einen sollten sie alle die gleiche Farbtemperatur haben, also alle entweder bläuliches Tages- oder rötliches Kunstlicht abstrahlen. Wer die Farbtemperaturen mischt, erhält ein so genanntes Mischlicht, das meist etwas seltsam aussieht. Allerdings kann der Effekt auch ganz bewusst eingesetzt werden, um zum Beispiel den Unterschied zwischen draußen (kühl und bläulich) und drinnen (warm und rötlich) zu verdeutlichen. Preisgünstige Lampen gibt es etwa bei Walimex. Sie sind in Sets mit Softboxen zu haben und ermöglichen eine sehr einfache, professionelle Ausleuchtung.

Außerdem sollten sich die Lampen fokussieren lassen. Das heißt, Beleuchter müssen die Birne oder den Reflektor so verschieben können, dass eine gewisse Variation zwischen einem Strahler und einer eher flächigen Beleuchtung möglich ist. Ein ähnlicher Effekt lässt sich aber auch mit Frostfolien erreichen. Diese sehen aus wie Milchglas und machen das Licht weicher. Außerdem sollten sich die Scheinwerfer mit Hilfe schwarzer, an der Lampe befestigter Klappen einschränken lassen.

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Das Führungslicht

Das Führungslicht ist die Hauptlichtquelle und gibt in einer Szene die Lichtrichtung vor. Es darf Schatten werfen, wobei man darauf achten sollte, wie sich die Schatten zeigen – vor allem im Gesicht, damit keine Augenringe entstehen, wo vorher gar keine waren. Das Führungslicht erzielt auch durch seine Position mitunter eine dramaturgisch entscheidende Rolle. In Horrorfilmen beispielsweise wird es gerne von unten gesetzt, was die Szene und speziell die Gesichter ziemlich gespenstisch aussehen lässt.

Die Aufhellung

Wo viel Licht ist, ist auch viel Schatten. Um den Effekt des Führungslichts zum Teil wieder abzudimmen und unschöne Effekte wie lange Nasenschatten zu verhindern, setzt man eine zweite Lampe ein: die Aufhellung. Sie nimmt als flächiges Licht die Schatten ganz behutsam und weich aus dem Bild. Um das Licht hierfür etwas breiter zu streuen, können Beleuchter – wie oben bereits erwähnt – Frostfolie verwenden oder die Lampe weniger fokussieren.

Die Spitze

Mit diesen zwei Lichtquellen ist ein Gesicht an sich schon perfekt ausgeleuchtet. Manchmal hebt sich das Gesicht (der Vordergrund) jedoch nicht deutlich genug vom Hintergrund ab. Jetzt kann man den Hintergrund stundenlang mit zusätzlichem Licht anders beleuchten – was manchmal auch tatsächlich nötig ist. Im Normalfall hilft jedoch schon eine einzige Lampe: die Spitze. Ist sie von schräg hinten auf den Protagonisten gerichtet, erzeugt sie einen hellen Reflex, eine leuchtende Linie auf Haaren, Haut und Kleidung, die so ganz einfach Vorder- von Hintergrund trennt.

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Fazit

Das Equipment für die professionelle Internet-TV-Produktion ist heute also nahezu für jedermann erschwinglich. Wer mit seinen Webvideos erfolgreich sein will, muss allerdings mehr können, als eine gute Ausstattung einzukaufen: Eine überzeugende Tonqualität, wirklich gute Bilder und eine eindrucksvolle, zum Thema passende Beleuchtung – kurz gesagt: Erfahrung im Filmemachen – sind inzwischen ein bedeutender Erfolgsfaktor geworden.

Nichtsdestotrotz bleibt eine gute Technikausstattung die entscheidende Basis, um erfolgreiches Internet-TV zu produzieren. Die Erfahrung und das Know-how kommen dann automatisch dazu, wenn man sich intensiv mit dem Medium Film auseinandersetzt. Diese Demokratisierung des Videodrehens hat bereits zu vielen spannenden, neuen Web-Produktionen geführt. Und sie wird künftig noch viele weitere, innovative Internet-TV-Formate ermöglichen.

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Dein t3n-Team

Jenny

Ein paar gute (und vllt. auch negative) Beispiele wären noch ganz hübsch gewesen.
Wir machen die Filme momentan noch mit einem professionellen Kameramann, der sein Equipment mitbringt. Da haben wir die Regie gleich noch mit dabei.

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