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Kolumne

Du willst die 4‑Tage-Woche? Dann arbeite doch einfach schneller!

Flexible oder gar weniger Arbeitszeit – etwa bei einer 4‑Tage-Woche – muss nicht bedeuten, dass weniger geleistet wird. Im Gegenteil, meint unser Kolumnist.

Von Christoph Magnussen
4 Min.
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Du willst die 4‑Tage-Woche? Dann arbeite schneller! (Foto: Mix and Match Studio/Shutterstock)

Wie kaum ein anderes Modell im Geiste der New-Work-Bewegung ist die 4‑Tage-Woche immer wieder der zündende Funke für hitzige bis überhitzte Diskussionen. Wer New Work pauschal in Verruf bringen will, stellt gern den Wunsch nach geringerer Arbeitszeit neben Wirtschaftsindizes – und zieht den Schluss, dass ein Weniger hier kein Mehr da bedeuten kann.

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Ein Irrtum. Denn Leistung und Produktivität werden nicht in Stunden, sondern in Ergebnissen gemessen. New Work ist ja schließlich immer noch Arbeit! Zeit, dass New-Work-Evangelists und New-Work-Gegner:innen verstehen, worum es bei der Frage nach Flexibilität und Vereinbarkeit eigentlich geht.

Das Ziel: Weniger Zeit, mehr Effizienz

Stellen wir beide Positionen einander einmal gegenüber: Wer weniger Zeit bei der Arbeit verbringen will oder muss aufgrund anderer Tätigkeiten – Care-Arbeit, Familie, Ehrenamt, Side-Business, Hobbys … –, der:die sehnt sich nach mehr Flexibilität im Sinne der Vereinbarkeit. Vielleicht konkret nach einer 4‑Tage-Woche.

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Da heißt es dann auf Arbeitgebendenseite: „Die wollen weniger arbeiten, wie soll das gehen?! Am besten noch bei gleichem oder mehr Lohn?!“ Gefolgt von einem dystopischen Abgesang auf „unsere Wirtschaft“.

So läuft die Diskussion rund um neue Arbeits(zeit)modelle in die falsche Richtung. Die Fronten verhärten, „Arbeitsverweiger:innen“ gegen „Kapitalist:innen“. Das muss aber nicht sein, denn: Weniger arbeiten ist per se gar kein Problem. Weniger Zeit bei der Arbeit bedeutet ja nicht, dass weniger produktiv gearbeitet werden kann!

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Ich erlebe das selbst immer wieder im Team: Da sind Leute in Teilzeit, die teilweise produktiver sind als andere in Vollzeit. Und warum? Weil sie effizienter arbeiten. Wer weniger Zeit hat, um eine Aufgabe zu erledigen, findet Wege, effizienter mit der Zeit umzugehen.

Aufgaben werden besser priorisiert und konsequent abgearbeitet, Routineaufgaben werden automatisiert – ja, KI macht da durchaus den Unterschied. Und die Grundlage von allem: Das Mantra „Kollaboration ist Kommunikation“ wird viel stärker gelebt. Weil alle wissen, wofür sie sich mit ihren Kolleg:innen abstimmen, um gemeinsam Ziele zu erreichen.

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Wer mehr Zeit hat, neigt eher dazu, sie zu verschwenden oder zu „verdaddeln“, wie man in Norddeutschland so schön sagt. Das wird – Achtung, Mega-Argument incoming! – im Parkinson’schen Gesetz so beschrieben: Arbeit dehnt sich in dem Maße aus, wie Zeit für ihre Erledigung zur Verfügung steht. 40 Stunden Zeit, 40 Stunden Aufwand. 30 Stunden Zeit, 30 Stunden Aufwand. Und so weiter, und so fort.

Der Deal: Mehr Flexibilität, mehr Leistungs­bereitschaft

Jedes Unternehmen steht vor der Herausforderung, mit weniger Ressourcen fast Unmögliches zu erreichen. Ein kleines Team kann heute aber dank der KI-Tools, die uns allen zur Verfügung stehen, die Welt verändern – sofern es sich nicht verzettelt.

Ein Beispiel: Perplexity AI gilt als „Google-Killer-Company“ – und das mit gerade mal 40 Leuten. Wie das geht? CEO Aravind Srinivas, der vorher bei OpenAI gearbeitet hat, hält sein Team an, gründlich zu überlegen, welche Schritte zur Erfüllung einer Aufgabe oder zum Erreichen von Zielen unternommen werden sollen, ehe sie dann konsequent umgesetzt werden. Der Zeitaufwand insgesamt sinkt, Output und Outcome steigen. Ein Weniger an Arbeitszeit ist hier mindestens denkbar, auch wenn die Mission im aktuellen Unternehmensstadium vermutlich eher „all hands on deck“ erfordert.

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Die Botschaft aber ist unabhängig davon eindringlich: Das Wichtigste herauszufiltern und sich darauf zu konzentrieren ist die Kunst, um komplexe Probleme zu vereinfachen und bearbeitbar zu machen. Priorisierung und Fokussierung, gefolgt von einer unerbittlichen Ausführung ohne Ablenkungen, schaffen eine Kultur der Dringlichkeit. So erreicht man die richtige Mischung aus Effizienz, Schnelligkeit und Qualität. „Perfect is the enemy of good“, könnte man hier noch kalenderspruchartig anfügen.

Wenn wir uns überlegen, wie Arbeit heute aussehen kann, dann muss es nach wie vor um das Sicherstellen von Leistung und Produktivität gehen. Die Zukunft der Arbeit oder New Work, mit allen Verheißungen von mehr Flexibilität und Vereinbarkeit, ist also vor allem eine Frage der Einstellung: Wenn ich das machen will, was ich und wie ich es wirklich, wirklich will, dann muss ich bereit sein, Wege und Lösungen im Sinne aller Beteiligten zu suchen. Ein Mehr an Flexibilität und Vereinbarkeit kann ich nur dann fordern, wenn ich meine Leistungsfähigkeit im Sinne der Produktivität sicherstelle.

So eine Arbeitseinstellung zielt also nicht nur auf die Geschwindigkeit, sondern auch auf das Finden neuer, intelligenter Arbeitsweisen und den Austausch darüber ab. Das lohnt sich für Arbeitgebende übrigens in doppelter Hinsicht: Die Leute finden bei begrenzter Zeit effizientere Möglichkeiten, Ergebnisse zu erzielen, und steigern beispielsweise ihre mentale Gesundheit durch flexible Arbeitszeiten, was wiederum für eine Leistungssteigerung sorgen kann.

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Also: Arbeitet doch einfach schneller (lies: effizienter), wenn ihr die 4‑Tage-Woche wollt! Und freut euch, wenn eure Leute weniger Zeit bei der Arbeit verbringen wollen – Performance-Boost incoming!

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Dein t3n-Team

Neo

Ich arbeite in der Gastronomie. Ich werde einfach alle Gäste dazu auffordern nur an 4 Tagen mich zu besuchen dann habe ich meine 4 Tage Woche >D

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