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„Sinnfreier Quatsch!“: Was Agenturchefs von der Forderung halten, Halbtagsarbeit einzuführen

Mit seiner Kritik, viele Agenturen würden ineffizient arbeiten und man solle Halbtagsarbeit einführen, sorgte der Hamburger freie Kreativdirektor Nicolas Kittner für Aufsehen. HORIZONT Online hat sich umgehört, was Agenturchefs von der Idee halten.

Von HORIZONT Online
10 Min. Lesezeit
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Ist Halbtagsarbeit doch nur sinnfreier Quatsch?  (Foto: Shutterstock)

Halbtagsarbeit:

Agenturchefs meinen: "Totaler Quatsch!" (Kollage: Horizont Online)

Agenturchefs sind sich uneinig über Agenturarbeit. (Kollage: Horizont Online)

Fast alle der befragten Agenturmanager schütteln angesichts der von Kreativdirektor Nicolas Kittner gestellten Forderung nach Halbtagsarbeit nur mit dem Kopf. Für Kolle-Rebbe-Chef Stefan Kolle führe ein kürzerer Arbeitstag mitnichten zwangsläufig zu mehr Effizienz, denn die durchschnittliche Konzentrationsspanne eines normalen Menschen in der westlichen Arbeitswelt liege gerade einmal bei acht Minuten. „Jeder Goldfisch ist fokussierter“, so Kolle. Effizienz würde man eher durch eine bessere Organisation erreichen. Dem pflichtet auch McCann-Kreativchefin Elke Klinkhammer bei: „Ganz oft hapert es an guten Briefings, klaren To-do’s und konkreten Deliverables.“

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Pausen gehören für Kolle zum täglichen Job dazu – doch warum diese nicht einmal mit Spazierengehen oder Yoga verbringen? Auch für Matthias Maurer sind kleine Auszeiten während der Arbeit essentiell: „Nicht jeder kann und/oder will in seiner Arbeitszeit seinen Aufgaben dauerfokussiert und ohne soziale Kontakte nachgehen.“ Der Geschäftsführer von La Red sieht in einer adäquaten Planung einen deutlich besseren Weg für mehr Effizienz als die simple Reduzierung der Arbeitszeit.

Zwischendurch mal ein Päuschen – Stefan Zschaler betont dessen Bedeutung ebenfalls. Eine generelle Verkürzung macht für den Kreativchef von Leagas Delaney keinerlei Sinn: „Große Ideen und kreative Leistung entstehen nicht auf Knopfdruck. Im kreativen Schaffen sind Pausen und Ablenkung immer wieder nötig.“

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Halbtagsarbeit richtet es nicht allein

Starke Kritik für seine Halbtagsarbeit-Idee. (Foto: nicolaskittner.com)

Als „grundlegend sinnfreien Quatsch“ bezeichnet Christoph Bornschein, Chef von Torben, Lucie und die gelbe Gefahr, die Ausführungen von Freelancer Kittner. Für ihn ist es genau das Gegenteil, nämlich Ineffizienz, die wirklich große kreative und strategische Gedanken möglich mache: „Kreativwirtschaft funktioniert eben nicht wie ein Fließband und zwischen aufgewendeter Zeit und dem Arbeitsergebnis ‚Genialer Gedanke‘ gibt es oft keine klare Korrelation.“

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Zustimmung bekommt Kittner in einigen Punkten von Mathias Keswani. Auch der Manager von Nerdindustries sieht die Möglichkeit des ungestörten Arbeitens in einer Agentur oftmals als nicht gegeben an. „Viel entscheidender als der Faktor Zeit ist, ob man sich diesem Prozess ungestört und effizient widmen kann. Das ist in kaum einer Agentur wirklich der Fall.“ Das Einzige, was in der Kreativbranche wirklich effizient funktioniere, sei die „Verschwendung von Lebenszeit“, so Keswanis hartes Urteil. Gemeinsames Vorlesen von Briefings, Telkos mit den Fachabteilungen des Kunden, Meetings zu Buttonfarben – ein Großteil dessen diene lediglich der sozialen Interaktion, sei jedoch für den Output „völlig kontraproduktiv“.

Ähnlicher Meinung ist auch Dieckertschmidt-Gründer Stefan Schmidt: „Die Agentur/Marketing-Welt neigt dazu, sich mit Meetings und Quassel-Runden die Zeit für’s Denken und Arbeiten zu rauben.“ Von einer Halbierung der Arbeitszeit hält aber auch er nichts. Kreative Arbeit brauche Strukturen und einen Zeitrahmen von 9-18 Uhr. „Dieses fast dämlich Preussische hilft vielen Kreativen einen Raum vorzufinden, in dem man disruptieren kann.“

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Halbtagsarbeit zeigt heutigen Stellenwert von Arbeit

Leagas-Delaney-Chef Zschaler ist sich ebenfalls sicher, „dass sehr viele Kreative nicht effizient arbeiten“. Aber weniger, weil sie zu abgelenkt seien, sondern „weil sie zu lange sich selbst überlassen werden und vor sich hin wursteln“. Einzige Lösung seien gut organisierte Prozesse: „Jeder sollte zu jedem Zeitpunkt wissen, was er bis wann zu liefern hat. Das klingt logisch und einfach, ist in einem turbulenten und dynamischen Agenturkosmos aber schwerer zu implantieren, als man denkt.“

Demodern-Chef Thomas Junk will sich den Forderungen Kittners zwar nicht anschließen, begrüßt diese aber Diskussionsanstoß über kürzere Arbeitszeiten und die Kultur des Aussitzens. Ein wichtiger Aspekt angesichts kommender Generationen, für die „Arbeit nicht mehr den gleichen Stellenwert und Status wie in der Wirtschaftswunderzeit besitzt“.

Die vollständigen Statements lesen Sie hier:

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Stefan Kolle, Geschäftsführer Kreation Kolle Rebbe

Stefan Kolle (Bild: Kolle Rebbe)

Stefan Kolle (Bild: Kolle Rebbe)

Ein kürzerer Arbeitstag führt nicht zwangsläufig zu mehr Effizienz. Die durchschnittliche Konzentrationsspanne eines normalen Menschen in der westlichen Arbeitswelt liegt bei acht Minuten. In manchen Fällen auch gefühlt unter einer Minute. Jeder Goldfisch ist fokussierter. Kürzere Arbeitszeiten lösen dieses Problem nicht wirklich. Eher schon diese Maßnahmen: Mails nur noch dreimal am Tag durch den Server lassen, keine sinnlosen cc-Mails schicken, Meetings auf maximal 30 Minuten verkürzen, mit maximal drei Teilnehmern. Ab zehn Teilnehmern aufwärts kommt nichts raus außer Kopfschmerzen. Teams klein halten, unter hartem Zeitdruck eine Lösung erarbeiten, sich an Müttern mit Halbtagsjobs ein Beispiel nehmen, und regelmäßig alle Abläufe in Frage stellen. All das hilft. Genau so wie regelmäßige Pausen, die man nicht auf Facebook verbringt, sondern mit Spazierengehen oder Yoga.

„Kürzere Arbeitszeiten lösen das Problem nicht wirklich. – Stefan Kolle

Branchenspezifische Gründe für Ineffizienz sind unklare Aufgabenstellungen („Fangen Sie schon mal an, Briefing kommt dann“). Oder die Unfähigkeit, Nein zu sagen zu Jobs mit zu wenig Zeit für zu wenig Geld. Der Klassiker: viele Leute auf einem Job, aber kaum einer, der die Aufgabe lösen kann. Zehn Junioren und drei Freelancer geben einem zwar das Gefühl einer starken Mannschaft, aber ein einzelner gestandener Kreativer schafft meist mehr vom Hof. Kürzere Arbeitszeiten sind also vielleicht eine Lösung. Davor kommt aber eine bessere Organisation.

Matthias Maurer, Geschäftsführer La Red

Matthias Maurer (Bild: La Red)

Matthias Maurer (Bild: La Red)

Vielleicht wäre es schön, wenn wir alle unseren Arbeitstag verkürzen könnten. So einfach ist das aber nicht. Nicht jeder kann und/oder will in seiner Arbeitszeit seinen Aufgaben dauerfokussiert und ohne soziale Kontakte nachgehen. Das hängt zum einen vom Charakter jedes einzelnen ab und auch von der Lebensphase, in der man sich gerade befindet. Daher kommt man ohne eine gemeinsame zeitliche Regel, die versucht, alle unter einen Hut zu kriegen, nicht aus. Viel wichtiger ist es, als Agentur alles daran zu setzen, so gut zu planen, dass eine 40-Stunden-Woche auch genau so viele Arbeitsstunden hat. Und dabei aber keinen Wettbewerbsnachteil gegenüber den Agenturen zu erzeugen, denen das egal ist. Das ist die eigentliche Herausforderung.

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Jeder Kreative weiß, dass man bessere und schlechtere Tage hat. Die Organisation von kreativen Prozessen, die Kreation selbst und auch das Programmieren sind keine standardisierbaren Aufgaben. Fakt ist aber auch, dass klar definierte Aufträge mit kurzen Zeithorizonten die Effizienz genauso erhöhen wie die Meetingdisziplin. Man kann es allerdings auch mit allem übertreiben und zu einem Arbeitsplatz mutieren, zu dem keiner mehr gerne hingeht. Das ist dann auch nicht schlau. Denn wenn man nur seinen Job erfüllen muss, kann auch eine 20-Stunden-Woche schon zu viel sein.

Elke Klinkhammer, CCO McCann Worldgroup Germany

Elke Klinkhammer (Bild: McCann)

Elke Klinkhammer (Bild: McCann)

Wieso ist eine generelle Arbeitszeitverkürzung überhaupt ein Thema im Zeitalter von Kollaboration, Co-working und agilen Arbeitsmethoden? Es geht vielmehr um Effizienz, Fokus und Teamwork. Das sind die Herausforderungen von Agenturen, und diese gilt gut zu organisieren.

Viele Meetings, alle abholen, nochmal abstimmen und viele Runden drehen, gehört zum Agenturalltag, aber nicht notwendigerweise. Denn ganz oft hapert es an guten Briefings, klaren To-Do’s und konkreten Deliverables. Klar kommt es dabei auch zu Spitzen, aber die lassen sich zeitlich auch wieder ausgleichen. Meine Erfahrung ist, dass Mitarbeiter gerne intensiv sprinten, wenn es zielführend ist, und anfangen zu trudeln, wenn sie das Gefühl bekommen, es handelt sich um Zeitverschwendung.

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Christoph Bornschein, Geschäftsführer Torben, Lucie und die gelbe Gefahr

Christoph Bornschein (Bild: TLGG)

Christoph Bornschein (Bild: TLGG)

Sicher ist es unterm Strich ineffizient, sich acht Stunden Arbeit mit Höhen und Tiefen, Denkpausen und Müdigkeit ans Bein zu binden, statt mit klarem Ziel und Fokus einen halben Tag durchzuleisten. Doch eine generelle Verkürzung des Arbeitstages halte ich dennoch für überhaupt nicht sinnvoll. Denn die Aufteilung in Zone „Arbeit“ und Zone „Nichtarbeit“ ist grundlegend sinnfreier Quatsch. Hier ist „Work-Life-Blending“ beziehungsweise „Zwischendurch-mal-einholen-gehen“ der viel sinnvollere Weg. Es gibt in ideengetriebener strategischer Arbeit eben keine lineare Effizienz. Tatsächlich ist es eher Ineffizienz, die wirklich große kreative und strategische Gedanken möglich macht. Kreativwirtschaft funktioniert eben nicht wie ein Fließband und zwischen aufgewendeter Zeit und dem Arbeitsergebnis „Genialer Gedanke“ gibt es oft keine klare Korrelation.

Mathias Keswani, Geschäftsführer Nerdindustries

Mathias Keswani (Bild: Nerdindustries)

Mathias Keswani (Bild: Nerdindustries)

Aus der Sicht eines „Kreativen“ finde ich, dass die reine Arbeitszeit keine Rolle spielen sollte, wenn man für ein Problem eine Lösung sucht. Kreativität ist nicht der Geistesblitz, sondern das Ergebnis harter Arbeit und manchmal auch emotionaler Quälerei. Viel entscheidender als der Faktor Zeit ist, ob man sich diesem Prozess ungestört und effizient widmen kann. Das ist in kaum einer Agentur wirklich der Fall.

„Was in der Kreativbranche wirklich funktioniert, ist Verschwendung von Lebenszeit.“ Mathias Keswani

Das Einzige, was in der Kreativbranche wirklich effizient funktioniert, ist die Verschwendung von Lebenszeit. Ich würde sagen, dass man in großen Agenturen 80 Prozent seines Arbeitstages getrost vergessen kann. Gemeinsames Vorlesen von Briefings, Telkos mit den Fachabteilungen des Kunden, Meetings zu Buttonfarben – ein Großteil dessen dient lediglich der sozialen Interaktion. Das mag zwar für die Zusammenarbeit wichtig sein, ist für den Output aber völlig kontraproduktiv. Und dann ploppen zwischen den Meetings noch im Minutentakt Emails, Skype- und Slack-Nachrichten auf. Es ist ein Irrtum, zu denken, konstanter Austausch würde uns effizienter machen. Das Gegenteil ist der Fall: Die meisten Kreativen, die ich kenne, erledigen ihren eigentlichen Job dann, wenn der Rest schon nach Hause gegangen ist. Nicht weil sie es so wollen, sondern weil es anders nicht machbar ist. So gesehen könnte man den Arbeitstag auf fünf Stunden minimieren. Dann blieben einem immerhin noch drei Stunden, um wirklich produktiv zu sein.

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Stefan Zschaler, Geschäftsführer Leagas Delaney

Stefan Zschaler (Bild: Leagas Delaney)

Stefan Zschaler (Bild: Leagas Delaney)

„Sehr viele Kreative arbeiten nicht effizient, weil sie zu lange sich selbst überlassen werden und vor sich hin wursteln.“ Stefan Zschaler

Eine generelle Verkürzung der Arbeitszeit macht keinen Sinn. Große Ideen und kreative Leistung entstehen nicht auf Knopfdruck. Im kreativen Schaffen sind Pausen und Ablenkung immer wieder nötig. Hinzu kommt, dass die einzelnen Personen ganz unterschiedliche Rahmenbedingungen brauchen, um ihre Kreativität zu entfalten. Unter dem Strich zählt in einer Agentur (und damit bei jedem Agenturmitarbeiter) die Menge und die Qualität an Output, die über einen gewissen Zeitraum geleistet wird. Und nicht die einzelne Arbeitsstunde.

Ich bin sicher, dass sehr viele Kreative nicht effizient arbeiten. Aber weniger, weil sie zu abgelenkt sind, sondern eher deshalb, weil sie zu lange sich selbst überlassen werden und vor sich hin wursteln. Wir haben Prozesse und Mechanismen erarbeitet, um das Teamwork und die Kommunikation zu verbessern. Je früher und klarer Ansagen gemacht und Entscheidungen von den Leuten getroffen werden, die in einem Prozess den Lead haben, desto besser. Jeder sollte zu jedem Zeitpunkt wissen, was er bis wann zu liefern hat. Das klingt logisch und einfach, ist in einem turbulenten und dynamischen Agenturkosmos aber schwerer zu implantieren, als man denkt.

Thomas Junk, Managing Partner Demodern

Thomas Junk (Bild: Demodern)

Thomas Junk (Bild: Demodern)

Es macht Sinn, die Kernarbeitszeit restriktiver zu denken und den freien Umgang mit der restlichen Zeit damit akzeptierter. Es wäre sinnvoller, Zeitfenster einzuführen, so dass zum Beispiel nur Vormittags Meetings erlaubt sind. Eine Anwesenheit sollte nur in der Kernarbeitszeit verlangt sein, um sich mit anderen abstimmen zu können. Für manche Fachbereiche machen sicherlich auch Sprints wie im Scrum-Modell Sinn, da sie Ablenkung fernhalten können. Allerdings bedarf das jeder Menge Vertrauen und auch der Bereitschaft auf allen Seiten, Strukturen und Erwartungen zu verändern. Effiziente Menschen strukturieren ihren Arbeitsalltag schon in einer solchen Art und Weise. Die Frage ist, ob man ein allgemeingültiges Modell findet. Ich denke, wir werden noch vermehrt über solche Modelle diskutieren, da sich bei der nächsten und übernächsten Generation die Balance zwischen Leben und Arbeit hin zum Leben verschiebt und Arbeit nicht mehr den gleichen Stellenwert und Status wie in der Wirtschaftswundezeit besitzt. Es gilt aber auch, eine Kultur des Aussitzens aufzubrechen – also „Der, der als erster nach Hause geht, hat verloren“ und den Glauben, dass der, der länger da ist, auch mehr arbeitet. Dabei kann die Diskussion über kürzere Arbeitszeiten schon helfen.

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„Es gilt, eine Kultur des Aussitzens aufzubrechen.“ Thomas Junk

Leider kann man an vielen Stellen nicht auf Meetings verzichten. Allerdings sollte man sehr genau prüfen, ob ein Meeting wirklich notwendig und vor allem für die Beteiligten notwendig ist, oder ob gegebenfalls auch eine „Mail an alle“ oder Slack-Channel Mitteilung reicht. Unsere Meetingkultur hat sich drastisch verändert seit wir auf den Multichat Service Slack umgestiegen sind. Dadurch werden Meetings zu dem, was sie sein sollten: eine Eichung der Beteiligten auf ein eingeschworendes Ziel und nicht simple Informationsvermittlung. Und: regelmäßige Meetings (wie Standups und Themengespräche) reduzieren die ungerichtete Notwendigkeit von Austausch. Meetings sollten sich natürlich anfühlen und jedem Beteiligten die Intention bewusst sein. Es ist schon bezeichnend, dass man für eine Taxifahrt in größeren Unternehmen mehrere Unterschriften und Formulare braucht, um die Kosten genehmigt zu bekommen. Aber ein Projektmeeting mit allen Beteiligten über mehrere Stunden, bei dem nichts herauskommt, kann mehr oder weniger jeder ansetzen.

Stefan Schmidt, Mitgründer Dieckertschmidt

Stefan Schmidt (Bild: Dieckertschmidt)

Stefan Schmidt (Bild: Dieckertschmidt)

Die Agentur/Marketing-Welt neigt dazu, sich mit Meetings und Quassel-Runden die Zeit für’s Denken und Arbeiten zu rauben.

Je größer die Abteilung, desto schlimmer. Mit Graus denke ich daran zurück, Ideen um den halben Globus zu schicken, weil der Planner in New York auch noch einen Arbeitsbeweis liefern musste und seinen Senf dazu abgegeben hat. Diese Arbeitsnachweis-Show macht Networks wahnsinnig uneffizient und zu oft auch viel zu mittelmäßig (Stichwort: zu viele Köche!)

Arbeit, auch die kreative, braucht Strukturen. Deshalb ist es für mich wie für viele Kreative wichtig, Rahmen zu haben: der Zeitrahmen 9-18 Uhr, der Ordnungsrahmen (alles an seinem Platz und recht aufgeräumt), und so weiter. Dieses fast dämlich Preussische hilft vielen Kreativen einen Raum vorzufinden, in dem man disruptieren kann – das Chaos, den Punk, die bewusste Verrückung feiern kann. Das Problem beginnt, wenn dieser Rahmen durch Prozessnachlässigkeiten aufweicht. Warum ist die große Runde mit allen Kreativen, CDs und Plannern am Abend um 19.30 Uhr? Können diese Agenturen keine Uhr lesen? Wer unsere Arbeit nicht an fünf Tagen die Woche zwischen 9 und 18 Uhr managen kann, sollte seinen Titel Project Manager bitte sofort wieder an der Garderobe abgeben.

Natürlich gibt es heiße Phasen, in denen das Fass mal überläuft, und man am Wochenende oder später am Abend noch Dinge fertig machen muss. Aber wieso das bei vielen Agenturen immer noch die Regel ist, erschließt sich mir auf keinen Fall.

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Dein t3n-Team

Anonymous

Ich glaub der ein oder andere hat überlesen, dass es eigentlich darum geht, statt 12 und mehr Stunden pro Tag nur 7 zu arbeiten.

Das jedenfalls ist die Aussage von Nicolas Kittner:
„sieben statt zwölf Stunden“

Ein Schelm wer fragt, ob das echt überlesen wurde oder der ein oder andere lieber nicht eingestehen wollte, dass seine/ihre Angestellten (bis zu) 5 x 12 = 60 Stunden pro Woche arbeiten.

Antworten
Björn

Da wurden ein paar „interessante“ Meinungen eingefangen. Ich bin tatsächlich überrascht wie wenig der einzelne bereit ist, über seinen Rand zu blicken… Wir haben dies erarbeitet… Wir haben jenes erarbeitet… Viele brauchen es so…
Kann es aber nicht viel mehr sein, dass wirklich niemand Vergleichbar ist. Mal angenommen man löst die kreative Phase von den Grenzen, nennen wir sie mal Prozesse, Kernarbeitszeit usw. könnte es dann nicht sein, dass es Kreative gibt, die besser arbeiten wenn sie solche Grenzen haben, kann es aber nicht genauso sein, dass andere in diesem Team nicht ihre volle Kreativität leben können? Meiner Meinung nach kommt es ein wenig so rüber, als würde bei den zitierten „Chefs“ das Gefühl für den einzelnen fehlen und das Augenmerk mehr auf dem Team liegen. Imho ist aber ein Team nur so effizient wie seine einzelnen Bestandteile. Der Königsweg wäre also für die jenigen Strukturen zu schaffen, die sie möchten und denen die Freiheiten zu geben die diese möchten. (Klare sprachliche Distanz zum Brauchen, dass würde wieder einen Mangel beschreiben) es muss natürlich dann auch der einzelne Mitarbeiter entwickelt werden, damit er sich selbst einschätzen lernt. Das wäre natürlich ein Aufwand, um diesen zu vermeiden erstellt man dann Prozesse in die man die Mannschaft steckt. Es ist aber eigentlich egal ob diese diktiert werden oder von der Mannschaft erarbeitet werden. Es ist zumeist ein Konglomerat von Kompromissen.
Just my 2 cents;)

Antworten
E.

Kittner: »Aber ich behaupte, dass man kreativen Output auch in der Hälfte der bisherigen Zeit hin bekommt – also in sieben statt zwölf Stunden.«

»Sinnfreien Quatsch«? Kittner fordert das ganz normale Arbeitszeitgesetz:

§ 3 Arbeitszeit der Arbeitnehmer

Die werktägliche Arbeitszeit der Arbeitnehmer darf acht Stunden nicht überschreiten. Sie kann auf bis zu zehn Stunden nur verlängert werden, wenn innerhalb von sechs Kalendermonaten oder innerhalb von 24 Wochen im Durchschnitt acht Stunden werktäglich nicht überschritten werden.

§ 4 Ruhepausen

Die Arbeit ist durch im voraus feststehende Ruhepausen von mindestens 30 Minuten bei einer Arbeitszeit von mehr als sechs bis zu neun Stunden […] zu unterbrechen.«

Antworten

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