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Von wegen 4-Tage-Woche: In Indien wird die 70-Stunden-Woche gefordert

Ein indischer Internetunternehmer fordert die 70-Stunden-Woche für junge Berufstätige. Der Vorstoß stößt vielen Menschen dort auf. Auch politische Versuche führen regelmäßig zu Protesten.

2 Min.
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Inder arbeiten im Schnitt 2.000 Stunden pro Jahr. (Foto: PeopleImages.com - Yuri A-Shutterstock)

30 Stunden, 40 Stunden, 50 oder gar 60 Stunden? Nicht jede beziehungsweise jeder Deutsche teilt die gleiche Meinung darüber, wie viele Stunden Arbeit in der Woche angemessen sind. Während einige Berufstätige für die Vier-Tage-Woche plädieren, weil sie sich ausgebrannt fühlen, fordern wiederrum manche Unternehmerinnen und Unternehmer, dass sogar mehr als fünf Tage gearbeitet werden müsste, um den deutschen Wohlstand während der Krise zu halten. Die Realität zeigt jedoch: Beschäftigte haben in Deutschland im vergangenen Jahr bereits rund 1,3 Milliarden Überstunden geleistet – über 50 Prozent unbezahlt.

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Internetunternehmer fordert 70-Stunden-Woche

Darüber dürften einige Unternehmerinnen und Unternehmer in Indien nur schmunzeln. Einer von ihnen ist der 77-jährige Software-Milliardär und Schwiegervater des britischen Premiers, N. R. Narayana Murthy, der junge Berufseinsteigende auf eine 70-Stunden-Woche einschwören will. Das berichtet die BBC. Das würde einem Arbeitstag von 14 Stunden bei einer Fünf-Tage-Woche beziehungsweise zehn Stunden bei einer Sieben-Tage-Woche entsprechen. Der Grund sei ganz einfach: Die Produktivität im Land sei zu gering und könne nur mit mehr Arbeitsstunden ausgeglichen werden, so Murthy.

Die Forderung führt derzeit zu einer hitzigen Debatte in den sozialen Medien wie unter anderem auf X (ehemals Twitter). Ein Gegenstand der Kritik ist, dass die Bezahlung in Indien auf einem sehr niedrigen Niveau sei. Auf dem Kurznachrichtendienst berichten viele indische Staatsbürgerinnen und Staatsbürger immer wieder von zum Teil toxischen Arbeitskulturen in dortigen Unternehmen. Vor allem indische Tech-Unternehmen würden nur sehr niedrige Einstiegsgehälter zahlen, so auch das Softwareunternehmen Infosys, das N. R. Narayana Murthy mitgründet hat. Der Vorwurf wird von der BBC aufgegriffen.

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Andere weisen auf die gesundheitlichen Probleme hin, die sich aus einer 70-Stunden-Woche ergeben können. „Keine Zeit für soziale Kontakte, keine Zeit für Gespräche mit der Familie, keine Zeit für Sport, keine Zeit für Erholung. Ganz zu schweigen davon, dass Unternehmen von ihren Mitarbeitern erwarten, dass sie auch nach Feierabend ihre E-Mails und Anrufe beantworten. Und dann wundern wir uns, dass junge Menschen Herzinfarkte bekommen“, schrieb der X-Nutzer und Kardiologe Deepak Krishnamurthy. Mehr als 55 Arbeitsstunden würden das Risiko um 35 Prozent erhöhen, einen Herzinfarkt zu bekommen.

Indische Beschäftigte wollen keinen 12-Stunden-Tag

Laut der International Labour Organization (ILO), einer Sonderorganisation der Vereinten Nationen, arbeiteten indische Beschäftigte im Schnitt 2.000 Stunden pro Jahr – weitaus mehr als in den USA, Brasilien oder Deutschland. Und doch gibt es immer wieder politische Versuche, die Arbeitszeit zu erhöhen. Wie der indische TV-Sender „NDTV“ berichtet, zwangen etwa Proteste von Arbeitnehmenden die Regierung des Bundesstaates Tamil Nadu erst Anfang dieses Jahres dazu, einen Gesetzentwurf zurückzuziehen, der eine Erhöhung der Arbeitszeit in Fabriken von acht auf zwölf Stunden offiziell erlaubt hätte.

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