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Kommentar

Wellbeing-Washing: Oura-Ringe und Yoga-Apps sind keine Heilsbringer

Was bringen ein vom Arbeitgeber bezahlter Oura-Ring oder eine Yoga-App, wenn dort Hustle-Culture angesagt ist und die Teammitglieder ausgebrannt sind? Der gesundheitsfördernde Arbeitsplatz ist mehr als nur ein wilder Employer-Branding-Slogan.

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Vorsicht vor Wellbeing-Washing. (Foto: DimaBerlin / Shutterstock)

Wir alle kennen Greenwashing: Unternehmen geben vor, umweltfreundlich zu sein, dabei spricht ihr Handeln eine ganz andere Sprache. So wird in Werbespots die vermeintliche Nachhaltigkeit herausgeschrien, wobei die Verpackung aus Plastik besteht, das Produkt alles andere als Bio ist und es nicht ansatzweise lokal, sondern über die ganze Welt verteilt produziert wird. Greenwashing ist Etikettenschwindel. Und wird der einmal erkannt, strafen Konsumentinnen und Konsumenten das Unternehmen in der Regel ab. Und das zu Recht!

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Ganz ähnlich müsste es bei einem anderen Phänomen passieren, das mit gleichen Methoden arbeitet, aber wesentlich weniger von Betroffenen als Nonsens erkannt wird. Die Rede ist von Wellbeing-Washing – auch Wellness-Washing genannt. Dahinter verbirgt sich ebenfalls ein Etikettenschwindel. Unternehmen geben vor, gesundheitsbewusste und gesundheitsfördernde Arbeitgeber zu sein, oft mithilfe einer Form von Gesundheitsmanagement, das auf Yoga-Apps oder Fitness-Gadgets aufbaut.

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Hustle Culture: Vorsicht vor Wellbeing-Washing!

Es geht um Phrasen wie „Das Wohlergehen unserer Mitarbeiter hat für uns oberste Priorität“ oder „Du bist kein Angestellter, du gehörst zur Familie“, die flankiert sind von Benefits. Meist deuten sie jedoch nur auf eines hin: fehlende Abgrenzung! Wir alle kennen die Geschichten der kunterbunten Google-Büros, in denen überall Obstkörbe stehen und es Räume gibt, in denen die Teammitglieder ihr Nickerchen halten – oder auch mal die Nacht verbringen können. Die Frage stellt sich zu Recht: Ist das noch New Work oder schon Hustle Culture?

Bleiben wir bei Google: In einem Wired-Artikel haben Brad Stulberg und Steve Magness kürzlich die Geschichte eines Google-Mitarbeiters der ersten Stunde erzählt, der Gefahr lief, Burnout zu bekommen. Dem Entwickler Chade-Meng Tan fiel es keinesfalls schwer, Leistung zu bringen, er war nur schlichtweg nicht in der Lage, nach der Arbeit wieder runterzukommen. Tan wurde die Tragweite dessen bewusst und er fürchtete, dass er über kurz oder lang gesundheitlich ausbrennen würde. Er überlegte, wie er das Problem anpacken kann.

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Eine damals unkonventionelle Lösung fand er in Achtsamkeit. Gemeint ist die Fähigkeit, sich im Hier und Jetzt im Klaren darüber zu sein, was er gerade wie und warum tut. Reflexion in Ruhe, um runterzukommen. Tan entwickelte mit dem Segen der Google-Leitung – parallel zu seinem eigentlichen Job – ein digitales ASMR-Entspannungsprogramm, das darauf aufbaute und auch anderen im Team helfen sollte. Klingt nach der Unterstützung eines tollen Arbeitgebers, für den das „Wohlergehen der Mitarbeiter oberste Priorität hat“?

Nein! Schauen wir hinter diesen hochgelobten Benefit, sticht eines recht deutlich hervor: Die Unternehmenskultur schreit förmlich nach Hustle Culture. Leute brennen darin aus und müssen sogar selber nach Lösungen suchen, um weiter zu funktionieren. Ein ASMR-Entspannungsprogramm für völlig überforderte Menschen kann genauso als Etikettenschwindel bezeichnet werden, wie die Milch von vermeintlich glücklichen Kühen, die in Wirklichkeit zusammengepfercht auf wenigen Metern im Akkord gemolken werden.

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Wellbeing mehr als nur Employer-Branding-Slogan

Ob ein Unternehmen ein gesundheitsbewusster und gesundheitsfördernder Arbeitgeber ist, hängt nicht von Benefits wie der bezahlten Mitgliedschaft einer Yoga-App oder dem zum Jubiläum geschenkten Oura-Ring ab. Wichtiger ist, dass Unternehmen in Feedback-Runden das Wohlergehen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter regelmäßig hinterfragen und entsprechend ihrer Belastung handeln. Es geht darum, reale gesundheitliche Probleme gar nicht erst aufkommen zu lassen, anstatt bloß Benefit-Trends hinterherzurennen.

Es wäre wünschenswert, dass das Bewusstsein für Wellbeing- beziehungsweise Wellness-Washing nicht nur bei den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern, sondern auch in den Unternehmen selbst steigt. Es ist nicht der Obstkorb, nicht die Yoga-Session, der Oura-Ring oder das ASMR-Programm, sondern das unternehmenskulturelle Bekenntnis, die Menschen in der Firma nicht ausbrennen zu lassen, das einen guten Arbeitgeber ausmacht. Der gesundheitsfördernde Arbeitsplatz ist mehr als nur ein wilder Employer-Branding-Slogan.

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