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Gar nicht so nachhaltig: Viele ESG-Fonds investieren in klimaschädliche Industrien

Umweltbewusste Anleger:innen stecken ihr Geld gerne in Fonds mit dem Zusatz ESG im Namen. Wie eine groß angelegte Recherche jetzt aber offengelegt hat, stecken dahinter mitnichten nur Unternehmen, die Klimaschutz im Sinn haben.

Von Christian Weindl
2 Min.
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Vermeintlich grün investiert und eigentlich doch die Kohleindustrie unterstützt: Das könnte vielen Anleger:innen mit ESG-Fonds passiert sein. (Foto: Rudmer Zwerver/Shutterstock)

Es klingt eigentlich zu schön, um wahr zu sein: Geld an der Börse investieren und dabei Gutes tun – mit seinem Kapital gesellschaftlichen und ökologischen Wandel unterstützen, während sich das eigene Vermögen vermehrt.

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Damit Anleger:innen in dieser Weise „ethisch korrekt“ investieren können, ohne selbst wochenlang recherchieren zu müssen, gibt es sogenannte ESG-Fonds. Die haben den Anschein, in ihrem Portfolio ausschließlich Unternehmen zu versammeln, die sich den Werten Umweltschutz (Environment), Soziales (Social) und Unternehmensführung (Governance) verschrieben haben.

Wie eine kooperative Recherche diverser europäischer Medien, darunter Le Monde, Der Standard und das Handelsblatt, jetzt ergeben hat, handelt es sich beim ESG-Label viel häufiger als gedacht um eine Mogelpackung. Denn eine erschreckend hohe Anzahl der Fonds beinhaltet Firmen, die einen großen Teil ihres Umsatzes mit Kohle, Gas oder Öl machen.

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Greenwashing am Aktienmarkt: 7 Milliarden Euro fließen in fossile Unternehmen

Im Rahmen der gemeinsamen Recherche von Investico und Follow the Money wurden 1.300 Fonds analysiert, die den Zusatz ESG oder Labels wie „grün“, „nachhaltig“ oder „Klima“ im Namen tragen. Das Ergebnis: Mehr als 40 Prozent der Fonds stecken unter dem Umweltschutzlabel auch Geld in fossile Energien.

Manche Fonds wie der „iShares MSCI World Energy Sector ESG ETF“ haben sogar drei Viertel ihres Portfoliowerts in fossile Unternehmen investiert, beim „Invesco S&P World Energy ESG ETF“ sind es sogar knapp 90 Prozent des Anlagevermögens, die trotz „grüner Verpackung“ in fossile Unternehmen gesteckt werden.

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Insgesamt sind es zwar „nur“ rund 1,3 Prozent des Vermögens der untersuchten Fonds, die in fossile Industrien fließen, trotzdem bedeutet das am Ende, dass Anleger:innen, die umweltbewusst investieren wollen, fast sieben Milliarden Euro in klima- und umweltschädliche Unternehmen stecken. Der wahrscheinlich größte Skandal daran: Die Fondsgesellschaften verstoßen mit diesen Greenwashing-Mogelpackungen nicht gegen geltendes Recht.

EU: Wenige Regeln für Fonds-Bezeichnungen wie ESG

Die EU geht zwar gelegentlich streng gegen vermeintlich falsche Labels vor, der Aktienmarkt bleibt ist dabei aber noch außen vor. Denn es gibt bislang kein Gesetz, das vorschreibt, in welche Unternehmen ein Fonds mit dem Zusatz ESG investieren darf.

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Zwar gibt es für sogenannte dunkelgrüne Investments im Sinne des EU-Offenlegungsgesetzes bestimmte Vorgaben, um das Label führen zu dürfen, aber auch dort sind fossile Investments per se nicht verboten.

Die EU-Wertpapieraufsicht ist gerade dabei, neue Standards zu erarbeiten, die Fonds erfüllen müssen, um Begriffe wie „ESG“ und „nachhaltig“ im Namen führen zu dürfen. Zum Beispiel sind dann Investments in Unternehmen verboten, die mehr als die Hälfte ihres Umsatzes mit Gas, mehr als zehn Prozent mit Öl und mehr als ein Prozent mit Kohle erwirtschaften.

Bis dahin sollten Anleger:innen ganz genau prüfen, in welche Hände sie ihr Geld zum Schutz der Umwelt geben.

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