IT-Fachkräftemangel bremst Digitalisierung: Bitkom fordert entschiedenes Gegensteuern
Der akute Mangel an IT-Fachkräften in der deutschen Wirtschaft wird in den kommenden Jahren erheblich zunehmen, wenn keine geeigneten Gegenmaßnahmen ergriffen werden. Nach einer Langfrist-Studie des Digitalverbandes Bitkom werden in Deutschland im Jahr 2040 rund 663.000 IT-Fachleute fehlen, wenn die Politik nicht entschieden gegensteuert. Der Verband geht davon aus, dass derzeit 149.000 offene Stellen im IT-Bereich nicht besetzt werden können.
Die große Lücke entsteht in den kommenden Jahren vor allem durch den steigenden Bedarf an Programmierern, Systemadministratoren und anderen IT-Fachkräften. Bis zum Jahr 2040 sind hier insgesamt 1,92 Millionen Stellen zu besetzen. Diesem Bedarf steht aber nur ein Angebot von 1,26 Millionen Fachkräften gegenüber.
Bitkom-Präsident Ralf Wintergerst sagte, zu diesen Zahlen kämen noch Tausende offene Stellen mit IT-Schwerpunkt in Verwaltungen, Schulen oder Wissenschaftseinrichtungen hinzu. „Der sich seit Jahren verschärfende Mangel an IT-Fachkräften betrifft das ganze Land und bremst die dringend notwendige Digitalisierung.“ Eine immer größer werdende Fachkräftelücke in der IT bedeute einen Verlust von Wettbewerbsfähigkeit, Wertschöpfung, Wachstum und Wohlstand. „Ohne IT-Spezialistinnen und -Spezialisten verspielt Deutschland seine digitale Zukunft“, sagte Wintergerst.
Bitkom-Chef empfiehlt Gegenmaßnahmen
Mit einer Reihe von Gegenmaßnahmen ließe sich die Lücke aber weitgehend schließen, erklärte der Branchenverband. So könnten bis zum Jahr 2040 rund 108.000 zusätzliche Fachkräfte auf den Markt kommen, wenn es gelänge, mehr Studierende und Auszubildende zu gewinnen, Mädchen und Frauen für IT zu begeistern und Studienabbrüche in der Informatik zu reduzieren. Um dieses Ziel zu erreichen, müssten aber beispielsweise in allen Bundesländern das Pflichtfach Informatik ab Sekundarstufe 1 eingeführt sowie mehr Lehrstühle für Informatik, Digitalisierung und künstliche Intelligenz eingerichtet werden.
Eine Gegenmaßnahme sei auch, ältere Beschäftigte über das Renteneintrittsalter hinaus zu halten. Damit könnten 68.500 zusätzliche Fachkräfte bis zum Jahr 2040 aktiviert werden. Weitere 129.500 zusätzliche Fachkräfte könnten gewonnen werden, wenn man Interessierten aus anderen Berufen den Einstieg in die IT ermöglichen und erleichtern würde. Alle Maßnahmen in Deutschland reichten aber nicht aus, sagte Wintergerst. Über 320.000 Fachkräfte könnten aber aus dem Ausland angeworben werden. „Alleine können wir die Lücke nicht schließen.“
Für einen Ausbau der benötigten Zuwanderung müsse die Wirkung des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes durch Maßnahmen verstärkt werden. Dafür müssten etwa die Einwanderungsverfahren einheitlich digitalisiert werden. Der Bitkom verlangte außerdem eine Umstrukturierung der Ausländerbehörden zu „Willkommensagenturen“ sowie ein internationales Marketing für den IT-Standort Deutschland. „Diese Menschen werden weltweit umworben. Damit wir für sie attraktiv sind, muss Deutschland eine offene, tolerante und freie Gesellschaft bleiben“, sagte Wintergerst.
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