Anzeige
Anzeige
News

Schufa vs. DSGVO: Der Score ist doch nicht so wichtig

In einem Verfahren vor dem Europäischen Gerichtshof muss die Schufa darlegen, ob ihr Score mit der europäischen Datenschutzverordnung konform geht. Bei der Verteidigungsstrategie sollen Firmenkunden helfen.

2 Min.
Artikel merken
Anzeige
Anzeige

Maßgeblich oder nicht: der Schufa-Score. (Foto: T. Schneider / Shutterstock)

Wie wichtig darf der automatisch errechnete Schufa-Score für die Kreditwürdigkeit von Kund:innen sein? Mit dieser Frage beschäftigt sich der Europäische Gerichtshof (EuGH). Er untersucht gerade in einem Rechtsverfahren, ob der Schufa-Score mit der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) vereinbar ist.

Anzeige
Anzeige

Laut der DSGVO dürfen Entscheidungen, die rechtliche Auswirkungen für Menschen haben, nicht rein automatisch getroffen werden. Zudem muss für ein sogenanntes Profiling auch die Zustimmung der Verbraucher:innen eingeholt werden.

Die meisten Menschen, die schon einmal mit der Schufa zu tun hatten, dürften den Score für wichtig halten. Denn er kommt im Alltag ziemlich oft zum Einsatz, wenn etwa Banken, Onlinehändler oder Telekommunikationsanbieter die Bonität eines potenziellen Kunden prüfen.

Anzeige
Anzeige

Gebildet wird der Wert, der die Kreditwürdigkeit eines Menschen wiedergibt, anhand verschiedener Daten wie dem Girokonto oder der Anzahl der Kreditkarten. Heraus kommt ein Wert auf einer Skala von 1 bis 100: Je höher er ist, desto eher wird der- oder diejenige einen Kredit oder eine Rechnung bezahlen.

Merkwürdiges Schreiben an Unternehmen

In einem vertraulichen Schreiben, über das die Süddeutsche Zeitung (SZ) und der NDR berichten, hat die Schufa nun Firmenkunden gebeten, zu bestätigen, dass der Score doch gar nicht so wichtig ist. Sie sollen versichern, dass sie den Score bei ihren Entscheidungen nicht „maßgeblich zugrunde legen“, dass ein schlechter Score „kein K.-o.-Kriterium“ für eine Entscheidung ist, dass ein schlechter Score durch andere Faktoren aufgewogen werden kann und dass ein „Schufa-Score nicht zu einer automatischen Ablehnung eines Vertragsabschlusses führt“.

Anzeige
Anzeige

Offenbar will sich die Auskunftei so gegen das EuGH-Verfahren wappnen, denn dort wird es im Kern um die Frage gehen, ob der Score bei Banken und Firmen „maßgeblich“ zur Entscheidung für oder gegen eine:n Kund:in führt. So hat es der Generalanwalt des EuGH formuliert – und das Gericht folgt in seinem Urteilen meist dessen Einschätzungen.

Wenn Firmen allein oder zumindest überwiegend aufgrund des Schufa-Scores Entscheidungen treffen, könnte das nach Ansicht des Generalanwalts eine automatische Entscheidung sein – und die wäre unzulässig.

Anzeige
Anzeige

Maßgeblich – oder nicht?

Die Schufa geht davon aus, dass Banken und Onlinehändler weitere Daten hinzuziehen. Zudem gewährten beispielsweise Telekommunikationsanbieter auch bei einem schlechten Schufa-Eintrag einen Vertrag. Mit dem Schreiben an die Unternehmen habe man sich versichern wollen, dass der Score tatsächlich in aller Regel nicht maßgeblich ist.

Bei den angeschrieben Unternehmen löste das Schufa-Schreiben laut SZ und NDR eher Irritationen aus. Demnach werden viele die mitgeschickte Vorlage des Schufa nicht unterschreiben, weil der Score eben doch eine entscheidende Rolle spielt, wenn Mobilfunkunternehmen oder Onlinehandel ihre Verträge mit Kund:innen abschließen.

Verliert die Schufa das Verfahren vor dem EuGH, kommt Mehrarbeit auf sie und ihre Kund:innen zu. Wer dann Entscheidungen trifft, die maßgeblich auf dem Schufa-Score basieren, müsste vorab die Zustimmung potenzieller Kund:innen einholen.

Anzeige
Anzeige

Am Schufa-Score gab es immer wieder Kritik, weil die Auskunftei nicht komplett offenlegt, wie er zustande kommt. Im Rahmen einer Transparenzoffensive gewährt sie Privatpersonen allerdings in jüngster Zeit kostenlosen Einblick in den persönlichen Schufa-Basisscore und legt auch einige Kriterien offen. Zudem bietet sie Menschen die Möglichkeit, ihren Score zu verbessern. Dazu müssen diese aber freiwillig mehr Daten mit der Auskunftei teilen.

Mehr zu diesem Thema
Fast fertig!

Bitte klicke auf den Link in der Bestätigungsmail, um deine Anmeldung abzuschließen.

Du willst noch weitere Infos zum Newsletter? Jetzt mehr erfahren

Anzeige
Anzeige
3 Kommentare
Bitte beachte unsere Community-Richtlinien

Wir freuen uns über kontroverse Diskussionen, die gerne auch mal hitzig geführt werden dürfen. Beleidigende, grob anstößige, rassistische und strafrechtlich relevante Äußerungen und Beiträge tolerieren wir nicht. Bitte achte darauf, dass du keine Texte veröffentlichst, für die du keine ausdrückliche Erlaubnis des Urhebers hast. Ebenfalls nicht erlaubt ist der Missbrauch der Webangebote unter t3n.de als Werbeplattform. Die Nennung von Produktnamen, Herstellern, Dienstleistern und Websites ist nur dann zulässig, wenn damit nicht vorrangig der Zweck der Werbung verfolgt wird. Wir behalten uns vor, Beiträge, die diese Regeln verletzen, zu löschen und Accounts zeitweilig oder auf Dauer zu sperren.

Trotz all dieser notwendigen Regeln: Diskutiere kontrovers, sage anderen deine Meinung, trage mit weiterführenden Informationen zum Wissensaustausch bei, aber bleibe dabei fair und respektiere die Meinung anderer. Wir wünschen Dir viel Spaß mit den Webangeboten von t3n und freuen uns auf spannende Beiträge.

Dein t3n-Team

Herbert Klein

Wenn man die Diskussion um den Schufa-Score liest bekommt man den Eindruck, dass man in Zukunft ganz generell den Kauf auf Rechnung für alle abschaffen will und nur noch Zahlarten wie Kreditkarte, Paypal oder Vorkasse ermöglicht.
Natürlich benötigt ein Händler eine Bonitätseinschätzung (entweder Schufa oder eine andere Auskunftei), um anhand interner Richtlinien (und weiterer Faktoren) eine Entscheidung zu treffen, ob einem Kunden der Kauf auf Rechnung (= Risiko des Händlers) ermöglicht werden kann. Und wenn man als Händler mehr als 3 Bestellungen am Tag abwickeln will, laufen müssen die Abläufe auch zu einem gewissen Grad automatisiert ablaufen.
Die Einschätzung (Schufa-Score) liegt im übrigen erfahrungsgemäß in beide Richtungen daneben, es gibt top-bewertete KundInnen die am Ende nicht zahlen und es gibt KundInnen, die absolut zahlungsfähig sind aber von der Schufa einen schlechte(re)n Score erhalten. Am Ende sind es aber über 96% der KundInnen, bei denen der Kauf auf Rechnung problemlos abläuft – sollen diese nun bestraft werden, indem Rechnungskauf verhindert wird?

Antworten
BrötchenKing

Man nehme als Beispiel „Easy Credit“.

Bei Easy Credit gibt es ein Kreditmodell, dass einem die Möglichkeit gibt auch mal zwischendrin eine Rate auszusetzen. Vertraglich so geregelt und damit wird auch aktiv Werbung gemacht.
Fällt man bei der Schufa allerdings irgendwann mal negativ auf, dann kann es passieren das Easy Credit sagt: „Nope, kein aussetzen der Rate möglich“

so viel zum Thema, dass dieser Score keine besondere Rolle spielen soll….

Antworten
Danny

Was ist das für ein Unsinn?
Es gibt Bonitätsprüfungen, die geschehen online in Sekunden. Natürlich sind die automatisch und von einem Computer „errechnet“. Meine Vermutung ist, dass Unternehmen eben einen gewissen Score vorgeben und wenn der Score des Geprüften darunter liegt, gibt es sofort ein Nein. Mehr automatisch geht doch gar nicht. Da sitzt keiner und entscheidet noch anhand anderer Kriterien.

Bei einem Autokauf mag das vielleicht noch stimmen, aber meiner Einschätzung nach bei den meisten Bonitätschecks ist alles automatisch.

Antworten

Melde dich mit deinem t3n Account an oder fülle die unteren Felder aus.

Bitte schalte deinen Adblocker für t3n.de aus!
Hallo und herzlich willkommen bei t3n!

Bitte schalte deinen Adblocker für t3n.de aus, um diesen Artikel zu lesen.

Wir sind ein unabhängiger Publisher mit einem Team von mehr als 75 fantastischen Menschen, aber ohne riesigen Konzern im Rücken. Banner und ähnliche Werbemittel sind für unsere Finanzierung sehr wichtig.

Schon jetzt und im Namen der gesamten t3n-Crew: vielen Dank für deine Unterstützung! 🙌

Deine t3n-Crew

Anleitung zur Deaktivierung
Artikel merken

Bitte melde dich an, um diesen Artikel in deiner persönlichen Merkliste auf t3n zu speichern.

Jetzt registrieren und merken

Du hast schon einen t3n-Account? Hier anmelden

oder
Auf Mastodon teilen

Gib die URL deiner Mastodon-Instanz ein, um den Artikel zu teilen.

Anzeige
Anzeige