Anzeige
Anzeige
Analyse

Die Frage nach dem „Warum“: Was bei KI-unterstützten Maschinen in der Industrie wichtig wird

Wir sollten nicht Maschinen folgen: Was logisch klingt, ist im Alltag nicht immer selbstverständlich. Dabei sollte dieser Grundsatz gerade mit Blick auf die fortschreitende KI-Einbindung in der Industrie beachtet werden, wie ein Experte und ein Philosoph erklären.

3 Min.
Artikel merken
Anzeige
Anzeige

Roboter in der Industrie bringen Vorteile – allerdings nur, wenn sie bewusst eingesetzt werden. (Bild: IM Imagery/Shutterstock)

Was hat Immanuel Kant mit künstlicher Intelligenz zu tun? Nicht nur die Ähnlichkeiten zwischen den Initialen des Philosophen – IK – und der Technik – KI – spielen dabei eine Rolle. Der Philosoph setzte sich schon vor mehreren hundert Jahren mit Fragen zum menschlichen Verständnis auseinander: Was kann ich wissen? Was soll ich tun? Was darf ich hoffen?

Anzeige
Anzeige

Die Frage nach dem Grund

Diese Fragen bekommen heute – vor dem Hintergrund der fortschreitenden Integration von KI in die Industrie – eine neue Relevanz. Es geht dabei insgesamt um das Warum: Mit welchem Wissen werden Entscheidungen getroffen und wie werden sie begründet? Die Maschine habe kein Verständnis davon, warum sie etwas tue – darin waren sich Reinhard Karger, Sprecher des Deutschen Forschungszentrums für künstliche Intelligenz, und Philosoph Matthias Pfeffer bei einer Podiumsdiskussion auf der Hannover Messe 2024 einig.

Dabei sei gerade diese „Warum“ entscheidend, um mit KI bedacht umzugehen. Karger lieferte dazu ein Beispiel: Eine Person nutzt während einer Autofahrt ein Navigationsgerät. Eigentlich kennt sie die Strecke grob und hat eine Vorstellung, welche Route sie nehmen möchte. Durch das Navigationsgerät wird sie auf einmal auf eine andere Route verwiesen.

Anzeige
Anzeige

Bewusstes Treffen von Entscheidungen setzt Wissen voraus

Automatisch käme die Frage nach dem „Warum“ auf. Die Person wolle wisse, warum das Navigationsgerät eine andere Route wählt. Eine Antwort gibt es darauf in heutigen Systemen nicht – die Software weiß gar nicht, dass eine andere Route seitens des Fahrers gewünscht war.

Generell kann KI noch nicht argumentieren – Unternehmen arbeiten aktuell jedoch daran, dass sich dies ändert. Kein Wunder: Denn gerade das Abwägen von verschiedenen Positionen – was natürlich entsprechendes Wissen voraussetzt – befähigt Menschen, Entscheidungen bewusst zu treffen. Frei nach Kants Satz: „Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen.“ Ohne Begründung reagieren Menschen nur auf die Antworten der Technik.

Anzeige
Anzeige

Digitale Zwillinge sollen mehr Sicherheit bringen

Ein Beispiel, wie die Industrie aktuell mit KI-Entscheidungen umgeht, ist in einer anderen Halle zu sehen. Auf einer Bühne geht es um die sichere Nutzung digitaler Zwillinge. Ein digitaler Zwilling ist die digitale Abbildung einer real existierenden Maschine.

Unternehmen können mit diesen digitalen Zwillingen etwa die Produktion besser steuern und überwachen, auch wenn die eigentliche Maschine an einem anderen physischen Standort steht. Für Sicherheit in der Produktion könne zwischen dem digitalen Zwilling und der realen Maschine Datenaustausch in beide Richtungen erfolgen.

Anzeige
Anzeige

Der digitale Zwilling kann – im Unternehmen vernetzt mit weiteren Maschinen – etwa Fehler bei der Produktion erkennen. Dafür werden Daten genutzt, die die Maschine liefert, die tatsächlich im Einsatz ist. Damit die Produktion möglichst reibungslos läuft, soll die Software bei Problemen selbst Entscheidungen treffen.

Kann ein digitaler Zwilling Entscheidungen treffen?

Im übertragenen Sinn, mit Blick auf die Aussagen des Philosophen und des Forschers, soll sie also Entscheidungen treffen – etwa, ob ein Fehler so schlimm ist, dass die Produktion gestoppt werden muss. Ihr „Wissen“ besteht dabei aus den Daten der Maschine. Allerdings kann sie dies nicht wie ein Mensch interpretieren, sondern handelt vereinfacht gesagt auf Basis von Mustern, die Menschen mitunter gar nicht nachvollziehen können.

Software-Nostalgie: Kennt ihr diese Programme noch? Quelle: t3n

Das zeigt die Herausforderung: Überwachung und Entscheidung werden vom Menschen weg verlagert. Dabei entsteht die Frage, wie die Software die Entscheidung begründet, die sie trifft.

Anzeige
Anzeige

Maschinen übernehmen mehr Aufgaben: Was bedeutet das für Menschen?

Dieser Trend der Verlagerung von Aufgaben auf Maschinen mit KI-unterstützer Software ist auf der gesamten Messe zu erkennen. Vorteilhaft ist das Sparen von Zeit und Arbeitskraft. Die können dafür an anderer Stelle eingesetzt werden.

Nachteilig ist jedoch der Verlust von Nachvollziehbarkeit und Kontrolle. Wenn Maschinen uns Entscheidungen abnehmen, kann das zu einem Problem werden. Um dem entgegenzuwirken, forderte Karger das Hinterfragen von Software­prozessen, statt einfach den Ausgaben einer Maschine zu folgen. Sprachmodelle hätten zwar eine „fantastische Sprachlichkeit“, so Karger, allerdings verstünden sie nicht, worum es inhaltlich geht. Frei nach der ersten berühmten Frage von Kant: Die Maschine kann nicht wissen, was sie wissen kann.

Für die Industrie bedeutet diese Grundlage, die Nutzung von KI umso genauer zu planen und auch entsprechend zu begrenzen. Insgesamt wird es in Zukunft auf die sinnvolle und bewusste Nutzung von KI-unterstützter Hardware ankommen – stets mit dem Grundsatz: Kein Mensch sollte blind Maschinen vertrauen.

Fast fertig!

Bitte klicke auf den Link in der Bestätigungsmail, um deine Anmeldung abzuschließen.

Du willst noch weitere Infos zum Newsletter? Jetzt mehr erfahren

Anzeige
Anzeige
Schreib den ersten Kommentar!
Bitte beachte unsere Community-Richtlinien

Wir freuen uns über kontroverse Diskussionen, die gerne auch mal hitzig geführt werden dürfen. Beleidigende, grob anstößige, rassistische und strafrechtlich relevante Äußerungen und Beiträge tolerieren wir nicht. Bitte achte darauf, dass du keine Texte veröffentlichst, für die du keine ausdrückliche Erlaubnis des Urhebers hast. Ebenfalls nicht erlaubt ist der Missbrauch der Webangebote unter t3n.de als Werbeplattform. Die Nennung von Produktnamen, Herstellern, Dienstleistern und Websites ist nur dann zulässig, wenn damit nicht vorrangig der Zweck der Werbung verfolgt wird. Wir behalten uns vor, Beiträge, die diese Regeln verletzen, zu löschen und Accounts zeitweilig oder auf Dauer zu sperren.

Trotz all dieser notwendigen Regeln: Diskutiere kontrovers, sage anderen deine Meinung, trage mit weiterführenden Informationen zum Wissensaustausch bei, aber bleibe dabei fair und respektiere die Meinung anderer. Wir wünschen Dir viel Spaß mit den Webangeboten von t3n und freuen uns auf spannende Beiträge.

Dein t3n-Team

Melde dich mit deinem t3n Account an oder fülle die unteren Felder aus.

Bitte schalte deinen Adblocker für t3n.de aus!
Hallo und herzlich willkommen bei t3n!

Bitte schalte deinen Adblocker für t3n.de aus, um diesen Artikel zu lesen.

Wir sind ein unabhängiger Publisher mit einem Team von mehr als 75 fantastischen Menschen, aber ohne riesigen Konzern im Rücken. Banner und ähnliche Werbemittel sind für unsere Finanzierung sehr wichtig.

Schon jetzt und im Namen der gesamten t3n-Crew: vielen Dank für deine Unterstützung! 🙌

Deine t3n-Crew

Anleitung zur Deaktivierung
Artikel merken

Bitte melde dich an, um diesen Artikel in deiner persönlichen Merkliste auf t3n zu speichern.

Jetzt registrieren und merken

Du hast schon einen t3n-Account? Hier anmelden

oder
Auf Mastodon teilen

Gib die URL deiner Mastodon-Instanz ein, um den Artikel zu teilen.

Anzeige
Anzeige