Im ganzen Land stehen Menschen an Tankstellen Schlange, um noch einen Tropfen Benzin zu ergattern. Doch oft werden sie enttäuscht. Vielerorts sind die Tankstellen wie ausgepumpt. Der Grund des Treibstoffmangels in Großbritannien liegt dabei nicht einmal beim Benzin selbst, sondern bei den Lkw-Fahrern, die diesen zu den Tankstellen befördern sollen – es gibt einfach zu wenige von ihnen.

Wie der Handelsverband von Straßentransportunternehmen, die Road Haulage Association, schätzt, fehlen Großbritannien aktuell rund 100.000 Lkw-Fahrer. Diese große Zahl ist zum einen durch den hohen Anteil älterer Fahrer, die Corona-Pandemie und den Brexit zu erklären. Nach dem Austritt aus der Europäischen Union verließen rund 20.000 Lkw-Fahrer das Land. Die britische Regierung hofft auf eine kurzfristige Stabilisierung der Lage, hat aber laut Electrive für alle Fälle 150 Tankerfahrer des Militärs in Bereitschaft versetzt.

Die britische Bevölkerung befasst sich aufgrund der aktuellen Situation mittlerweile intensiv mit Elektroautos. Eine Analyse von Google-Suchdaten ergab, dass die Online-Suche nach E-Autos in Großbritannien am 24. September um 1.600 Prozent anstieg – genau an dem Tag also, an dem der Benzinmangel sich erstmalig über das ganze Land hinweg erstreckte.

Wie die britische Auto-Vergleichswebsite Carwow mitteilte, konnte auch sie einen enormen Anstieg an Suchanfragen nach Elektroautos feststellen. „Wir haben auch einen enormen Anstieg – 94 Prozent im Vergleich zur letzten Woche – von Menschen gesehen, die sich mit dem Kauf von Elektrofahrzeugen befasst, die Reichweite von Fahrzeugen recherchiert, sich über das Aufladen zu Hause informiert und nach lokalen Ladestationen gesucht haben“, sagte Sepi Arani, Handelsdirektor bei Carwow.

Allein im August wurden in Großbritannien 7.388 Elektrofahrzeuge neu zugelassen. Ein logischer Schritt, denn auf der Insel sind ab 2030 keine neuen Benziner mehr zugelassen. Die Benzinknappheit dürfte diesen Trend weiter beschleunigen und das Interesse der Öffentlichkeit an Elektroautos steigern.