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Coinbase-CEO will die „Wahrheit dezentralisieren“ – ein schöner Begriff für PR

Coinbase-CEO Brian Armstrong will die Wahrheit dezentralisieren, um der Verbreitung von Falschinformationen entgegenzuwirken. Sein Mittel der Wahl: ein Blog auf der Blockchain.

2 Min.
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Coinbase-CEO Brian Armstrong. (Foto: dpa)

Brian Armstrong, CEO der Kryptohandelsplattform Coinbase, hat am Mittwoch einen Blogpost mit dem Titel „Announcing Coinbase Fact Check: Decentralizing Truth in the Age of Misinformation“ veröffentlicht. Die Quintessenz: Unternehmen bräuchten ihre eigenen Medienabteilung, um den durch die Presse und in sozialen Medien verbreiteten Falschinformationen etwas entgegenzusetzen. Was im ersten Moment nach Aluhut klingt, ist in Wirklichkeit nicht ganz so schlimm. Dafür ein bisschen witzig. Leider nicht auf die gute Art:

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Ein Nebeneffekt des zunehmenden medialen Interesses am Kryptomarkt sei, dass auch viel Falschinformation verbreitet werde, beklagt Armstrong. Von den Medien, von Personen des öffentlichen Interesses und in den sozialen Medien. Die in seinen Augen beste Möglichkeit, dieses Problem anzugehen: Unternehmen müssten selbst zum News-Outlet werden. Mit dem Launch eines Teilbereichs des Coinbase-Blogs namens Fact Check will Armstrong mit gutem Beispiel vorangehen. Auf dem Blog sollen Medienberichte richtiggestellt und ganz allgemein Informationen über Kryptowährungen vermittelt werden. Perspektivisch sollen diese Inhalte – mit kryptografischer Signatur versehen – auf die Blockchain. Bis es so weit ist, gebe es den Blog, dazu Twitter, Youtube und andere Kanäle.

Ein Blog ist ein Blog ist ein Blog

Vielleicht ist es Armstrong nicht bewusst, aber so etwas nennt man trotz des prätentiösen Namens immer noch einfach einen Corporate-Blog. Ein Ort, an dem Unternehmen Statements veröffentlichen, Personalien verkünden oder auch mit Fachartikeln über Themen aus ihrer jeweiliger Area-of-Expertise glänzen können. Um den vernünftig aufzuziehen, braucht es eine Redaktion, das hat er schon ganz richtig erkannt. Im Unterschied zur Redaktion eines Medienhauses oder Verlags besteht die dann aber aus Marketing-Redakteuren, Texterinnen und oder PR-Leuten.

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Mit einer „Dezentralisierung der Wahrheit zur Bekämpfung von Falschinformation“ hat so ein Blog aber rein gar nichts zu tun. PR ist wichtig für Unternehmen. Auf dem firmeneigenen Blog komplexe Themen verständlich darzustellen oder verbreitete Falschannahmen über ein Thema geradezurücken, ist gut. Auch um Medienberichte einzuordnen oder bei Bedarf zu korrigieren, ist ein Corporate-Blog der richtige Ort. Nutzwertige, informative Inhalte erhöhen die Verweildauer auf einer Website und zahlen auf die Reputation eines Unternehmens ein. Deshalb: beide Daumen hoch für jeden gut gemachten Corporate-Blog. Eine unabhängige, objektive Nachrichtenquelle kann er aber niemals sein. Dass Armstrong auf dem Blog auch über „negative Vorkommnisse“ berichten will, kann darüber auch nicht hinwegtäuschen. Solange er seine schmutzige Wäsche über den Blog nicht in aller Öffentlichkeit wäscht – und das wird er nicht tun, weil es geschäftsschädigend ist –, ist diese Aussage ungefähr so gehaltvoll, wie wenn Bewerber im Vorstellungsgespräch sagen „Meine größte Schwäche ist meine Bescheidenheit“.

Auch eine Blockchain macht keinen Journalismus

PR-Leute und Marketing-Referenten machen PR und Marketing, keinen Journalismus. Ihr Content wird nicht objektiver, nur weil Armstrong vorschwebt, ihn künftig auf die Blockchain zu bringen. Nicht umsonst unterliegen Journalistinnen und Verlage dem Pressekodex, der beispielsweise vorgibt, dass Werbung und redaktionelle Inhalte klar getrennt werden müssen. Nicht umsonst gilt die Presse als die vierte Gewalt. Für die Marketing-Abteilung eines Kryptohandelsplatzes gilt das nicht, Blockchain hin oder her. Schenkt man verärgerten Reddit-Nutzern Glauben, würde es Coinbase wohl ohnehin zugutekommen, wenn das momentan offenbar knappe Personal sich verstärkt dem Kundenservice widmen würde, anstatt künftig seitenlange Blogposts zu verfassen. Die standen dem Unternehmen in den vergangenen Monaten sowieso nicht gut zu Gesicht.

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Letzlich hat er seine Lebenslüge zum Geschäftsmodell gemacht. Mit Blick auf die Geschichte – das Rad ist schon weit vor Anbeginn der Neuzeit erfunden worden.

Von dieser unbequemen Wahrheit wird er sich niemals freikaufen können.

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