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Interview

Gerjet Efken: „Ich fragte mich: Wieso mache ich das eigentlich?“

2018 gründete Gerjet Efken das Startup Skill Yoga. Drei Jahre später musste er aussteigen – er war ausgebrannt. Im Interview mit t3n spricht Efken offen über seine Erfahrungen und sein neues Unternehmen Accelerate Health, mit dem er anderen Gründer:innen hilft, Resilienz zu entwickeln und Burn-outs zu entgehen.

Von Insa Schniedermeier
13 Min.
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2018 gründete Gerjet Efken das Startup Skill Yoga. Drei Jahre später musste er aussteigen – Diagnose: Burn-out. Wir haben mit ihm gesprochen. (Bild: Gerjet Efken)

„Ich hatte die Liebe zu meinem Startup verloren“, sagt Gründer Gerjet Efken über sein Startup Skill Yoga, aus dem er 2021 als Geschäftsführer austrat. Stress und Zweifel hatten ihn nach drei Jahren Startup-Leben in ein Burn-out manövriert. Nach der Entscheidung, bei Skill Yoga auszusteigen, reiste Efken drei Monate durch Zentralamerika, „um erst mal wieder klarzukommen“.

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Mit seinem neuen Unternehmen Accelerate Health hilft er heute anderen Gründer:innen dabei, resilient und gesund zu bleiben. Wir haben mit Efken über seine Erfahrungen gesprochen.

Gerjet Efken: Vom Burn-out zur Startup-Idee

t3n: Mit Accelerate Health beschäftigst du dich mit dem Thema Burn-out bei Gründer:innen. Wie bist du darauf gekommen?

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Gerjet Efken: Ganz typisch für Gründer:innen kamen bei mir zwei Faktoren zusammen: einerseits eine persönliche Erfahrung mit dem Thema und andererseits die Identifizierung eines größeren gesellschaftlichen Problems mit Marktpotenzial.

Ich habe 2018 selbst ein Startup gegründet und gelernt, wie man Kapital aufnimmt, ein Team aufbaut, agil ein skalierbares Produkt entwickelt und mit wenig Ressourcen schnell wächst. Worauf mich meine gründungsorientierte Uni und das Accelerator-Programm allerdings nicht vorbereitet haben, sind die mentalen und emotionalen Herausforderungen, die eine Startup-Gründung mit sich bringt.

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Wie so viele Gründer:Innen hatte ich eine total idealisierte Vorstellung davon, was passieren wird: dass unser Startup entweder ganz schnell durch die Decke geht oder gegen die Wand fährt. Dass für einen Großteil aller Gründer aber Monate und Jahre des Selbstzweifelns Teil des Prozesses sind, war mir nicht bewusst, noch wurde ich richtig darauf vorbereitet.

Das ändert sich zwar langsam, aber Zweifel und Überforderung werden in der männerdominierten Startup-Welt noch sehr oft als Schwäche abgetan, was dazu führt, dass sich kaum jemand traut, darüber zu sprechen.

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t3n: Hast du damals das Gespräch mit anderen Gründer:innen gesucht?

Efken: Ja. Ich habe im Austausch mit anderen Gründer:innen gemerkt, dass, wenn ich selbst offen mit meinen Unsicherheiten umgegangen bin, die Gespräche sehr emotional wurden.

Ich habe schon seit mehreren Jahren Workshops in Accelerator-Programmen gegeben zum Thema Produktivität und Gesundheit und da auch gemerkt, dass die Momente, in denen offen über Stress gesprochen wurde, über das Gefühl, nie genug zu sein oder zu machen, die Momente waren, in denen im Raum auf einmal alle ganz genau zuhörten.

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t3n: Dein damaliges Startup Skill Yoga bietet Yoga insbesondere für Männer an. Das Thema Gesundheit und Stressbewältigung scheint dich also bereits vor der Gründung beschäftigt zu haben. Wie kam es dazu?

Efken: Wir haben 2018 mit Skill Yoga ein Startup gegründet, das Computervision und AI nutzt, um funktionales Yoga für eine männliche Zielgruppe zugänglicher zu machen. Im Profisport wird Yoga schon seit Jahren genutzt, in der Breite hat Yoga in Deutschland aber noch einen sehr femininen, spirituellen Touch. So sind gerade noch weniger als 20 Prozent aller Yoga-Studio-Besuchenden männlich. Das wollten wir ändern.

Nachdem wir in den ersten zwei Jahren mit einem wirklich guten Gründerteam knapp zwei Millionen Euro geraist, 15 Leute eingestellt und fast 10.000 Kund:innen akquiriert haben, sind 2021 gleich mehrere Dinge passiert: Erstens wurde das Wachstum des Home-Training-Markts sehr stark von der Pandemie getrieben. Unternehmen wie Peloton sind unglaublich gewachsen. Auf einmal hatte aber auch jedes Yogastudio und jede:r Yogalehrer:in ein Online-Angebot. Zum Ende der Pandemie hin schrumpfte der Markt einerseits wieder, andererseits gab es einen extrem starken Wettbewerb.

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Zweitens zeigte sich langsam, dass das Geschäftsmodell Abos per App mit großem Investment in Performance-Marketing-Kanäle zu verkaufen, nicht nachhaltig wachsen kann. Egal ob für kleinere Player:innen wie uns oder für die großen Apps wie Headspace und Calm, alle haben das gleiche Problem: Die Marketingkosten pro Kund:in (CAC) steigen zu schnell, wenn man die Marketingausgaben steigert, um ein für VCs notwendiges Wachstum zu erreichen.

Drittens kam ich immer wieder in eine Situation in der ich merkte, dass ich, um unseren Wachstumspfad weiterzuführen, den wir mit Aufnahme des Investments eingeschlagen hatten, unternehmerische Entscheidungen treffen musste, die eigentlich gegen meine Werte gingen. Dadurch entfernte sich mein eigenes Unternehmen Schritt für Schritt von meiner persönlichen Vision, ohne dass ich das genau bemerkte.

t3n: Wie kam es zu deinem Entschluss, bei deinem Startup Skill Yoga auszusteigen?

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Efken: Als Geschäftsführer ist man in der Pflicht den Shareholder:innen gegenüber. Und wenn das Geld knapp ist und der Druck wächst, führt das fast immer zu moralischen Abwägungen. Rückblickend war ich darauf nicht vorbereitet. Als unerfahrener Gründer habe ich nicht verstanden, dass es ganz natürlich ist, dass zum Beispiel ein VC ab einem gewissen Punkt andere Interessen hat als man selbst.

Ein Schlüsselmoment, im Entscheidungsprozess bei Skill Yoga auszusteigen, war für mich, eines Morgens aufzuwachen und zu realisieren, dass ich gerade nichts weniger möchte als ins Büro meines Unternehmens zu fahren – in das gleiche Unternehmen, das ich nur drei Jahre vorher voller Motivation und Liebe gegründet hatte. Ich hatte die Liebe zu meinem Startup verloren. Anders kann ich es gar nicht beschreiben. Und sich das einzugestehen ist extrem schwer.

Der zweite Schlüsselmoment war auf einer mehrtägigen Radtour mit meinem besten Freund, auf der ich einen Anruf meines Mitgründers bekam, der mich so schnell stresste, dass ich anschließend zu meinem Freund genervt meinte: „Wieso mache ich das eigentlich?“, und er mich frech zurückfragte: „Ja, wieso machst du das eigentlich?“ Auf einmal merkte ich, wie ich noch nie wirklich darüber nachgedacht hatte, dass ich das ja gar nicht muss.

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t3n: Wie haben das Team von Skill Yoga und die Investor:innen reagiert, als sie von deinem Ausstieg erfahren haben? 

Efken: Nachdem ich einige Wochen für mich selbst weiter darüber nachgedacht habe, ob ich nach einem halben Jahr des Strugglens als Gründer so weitermachen möchte, kam ich zu dem Entschluss, dass ich aufhören werde. Das war im Spätsommer 2021. Dann stellt sich natürlich die Frage, wie man so was genau macht und wann man mit wem darüber spricht. Ich hatte zum Glück einen Freund, der Erfahrung mit diesem Szenario hatte und mir mit seinen Tipps sehr konstruktiv weiterhelfen konnte.

Durch offene Gespräche im Gründerteam, mit Shareholder:innen und dem Team wurde dann schnell klar, dass nicht nur ich gehen werde, sondern dass Skill Yoga einen neuen, profitabilitätsorientierten Kurs einschlagen muss, um weitermachen zu können.

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Anschließend habe ich alle Investor:innen persönlich angerufen und ihnen die Lage geschildert. Ich hatte wahnsinnig Angst davor. Ich war sowieso schon von mir selbst enttäuscht, dann auch noch die Enttäuschung von so vielen Menschen einzufangen ist ziemlich aufreibend.

Unsere Investor:innen haben mir größtenteils Zuspruch und Verständnis entgegengebracht, wofür ich sehr dankbar war, und nur in ein bis zwei Fällen die befürchteten Sprüche wie „als Mann heißt es jetzt Arschbacken zusammenkneifen“ bekommen. Insgesamt haben mich die Gespräche absolut bestätigt in meiner Entscheidung.

t3n: Wie ging es dann weiter?

Efken: Skill Yoga haben wir in kürzester Zeit umstrukturiert und mein Mitgründer hat das Unternehmen als alleiniger Geschäftsführer sehr erfolgreich neu organisiert und profitabel gemacht.

Ich wusste für mich, dass ich nach diesem so kräftezehrenden Jahr nicht direkt in die nächste Aufgabe springen kann, sondern erst mal Energie sammeln muss, um eine nachhaltige, intuitionsgetriebene Entscheidung zu treffen. Rückblickend war eine Auszeit genau das Richtige.

Ich bin drei Monate durch Zentralamerika gereist, um erst mal wieder klarzukommen. – Gerjet Efken

Auf der Reise habe ich immer scherzhaft gesagt, dass ich gerade meine Midlife-Crisis auslebe. Das war natürlich nicht nur Spaß.

Typisch für jemanden mit Burn-out-Symptomatik, habe ich einen ganzen Monat gebraucht, um wieder Spaß am Leben zu haben und Lust, Dinge zu unternehmen. Die ersten Wochen in Panama bin ich morgens nur aufgewacht und war total irritiert, dass ich gar keine Energie hatte, etwas zu unternehmen, was für mich eher lebensfrohen Menschen im Paradies total neu war.

Ich glaube, erst da habe ich wirklich das ganze Jahr und das Ausscheiden von Skill Yoga verarbeitet. Oft kriegt man in solchen Situationen Dinge zu hören wie „Zeit heilt alle Wunden“. Das stimmt zwar, aber ich bin der Meinung, dass es die Zeit ist, die wir mit der bewussten Verarbeitung der Dinge verbringen, die wirklich zählt. Sich abends mit Biertrinken abzulenken ist kurzfristig vielleicht eine Erleichterung, aber lässt uns das Thema nicht integrieren.

Darum habe ich die nächsten Monate nicht nur zur Regeneration genutzt, sondern auch, um ganz bewusst in die Persönlichkeitsanteile hineinzugehen, die mich an diesen Punkt geführt haben.

Ich bin sehr abenteuerlustig und arbeite schon seit Jahren sehr gern mit erweiterten Bewusstseinsebenen. Die nächsten Wochen lag mein Fokus auf einem gesunden, inspirierenden Alltag und verschiedensten, teilweise spirituellen Tools aus der Persönlichkeitsentwicklung: eine Ausbildung zum Atemtherapeuten, eine tägliche Meditationspraxis, eine sehr intensive Ayahuasca-Erfahrung, ein zehntägiger Freediving-Kurs und fast tägliches Journaling haben mir geholfen, mich selbst zu verstehen, die Scham und Wut abzuschütteln und mich wieder für Schönheit, Liebe und Lust am Leben zu öffnen.

t3n: Wann und wie kam es zur Gründung von Accelerate Health? Wie ist euer Team derzeit aufgestellt?

Efken: Nach meiner Rückkehr nach Deutschland habe ich mir etwas Zeit gegeben, um zu sehen, was passiert, wenn ich in meinem energetischen Zustand zurück in mein bekanntes Berlin-Umfeld komme.

Ohne klaren Prozess habe ich einfach vertraut, dass sich die richtigen Möglichkeiten schon zeigen werden. Das Thema mentale Gesundheit war bei vielen Gesprächen ein zentrales Thema, immer mehr Firmen fingen an, Services für Unternehmen anzubieten.

Nachdem ich dann einen Workshop zu Founder Mental Health im Lead Sports Accelerator gehostet habe, habe ich gemerkt, dass sich das Thema nicht nur wichtig anfühlt, sondern ein eklatantes Problem ist, zu dem ich einen besonderen Bezug habe.

Natascha Prieß und Gerjet Efken. (Bild: Accelerate Health)

Kennen sich aus der Schule: Natascha Prieß und Gerjet Efken. (Bild: Accelerate Health)

Wieder war eine Radtour der Schlüsselmoment für die Gründung: Auf dem Fahrrad nach Charlottenburg habe ich Natascha Prieß, einer alten Schulfreundin, davon erzählt und sie war total Feuer und Flamme, da sie als im Health-Tech-Bereich arbeitende Psychologin auch immer wieder mit Gründer:innen zusammensaß, die sie nach Strategieworkshops total erschöpft um Rat fragten. Da wir beide bereits im Startup-Bereich gearbeitet haben, konnten wir direkt ein paar Nachrichten rausschicken, um Feedback einzusammeln. Der Bedarf war hoch und wir hatten innerhalb einer Woche die ersten Kund:innen.

t3n: Dir zufolge ist das Burn-out bei Gründer:innen ein Problem, das über die persönliche Krise des Einzelnen hinausgeht. Wieso?

Efken: Wenn wir über Burn-out sprechen, ist es erst mal ganz wichtig, zu verstehen, was damit eigentlich gemeint ist. Ein Burn-out sollte weniger als ein Zustand, sondern vielmehr als Prozess verstanden werden, welcher in der Endphase ein klinisches Burn-out-Syndrom aufweist.

Der Psychologe Freudenberger hat dazu ein Zwölf-Phasen-Modell entwickelt, welches die verschiedenen Phasen eines Burn-outs visualisiert. Der Prozess beginnt mit einer Persönlichkeitseigenschaft: Dem zwanghaften Drang, sich selbst zu beweisen, und entwickelt sich über mehr und mehr arbeiten, dem sukzessiven Ignorieren von Grundbedürfnissen wie Schlaf, Ernährung und Bewegung hin zu der Distanzierung vom sozialen Umfeld, das einem diese markanten Veränderungen spiegeln kann.

Diese Isolation und Depersonalisierung kann langfristig zu Panikattacken und Depressionen führen und letztendlich zum klinischen Burn-out-Syndrom. Je besser man diese Phasen kennt und je genauer man selbst und das eigene Umfeld die eigene, ganz individuelle Symptomatik versteht, desto frühzeitiger und effektiver kann man intervenieren. Denn je nach Phase kann der Heilungsprozess von ein paar Tagen bis hin zu Monaten und Jahren dauern.

t3n: Danke für die Einordnung. Wieso also sind besonders Gründer:innen von Burn-out-Symptomatiken betroffen?

Efken: Ein Startup zu gründen ist grundsätzlich ein sehr stressiger Job, welcher trotz enormer Anstrengungen nur selten erfolgreiche Unternehmen hervorbringt: Neun von zehn Startups sollen Schätzungen zufolge scheitern.

72 Prozent aller Gründer:innen haben mentale Gesundheitsprobleme und zwei Drittel aller Startups scheitern nicht aufgrund von externen Faktoren, sondern aufgrund von People-Problems wie Konflikten im Gründerteam. Ein Drittel aller Startups scheitert sogar nur aufgrund der emotionalen Situation der Gründer:innen.

Dabei sind es nicht nur das hohe Stresslevel, der Druck und die Unsicherheit, die zu mentalen Gesundheitsproblemen führen können, sondern auch gewisse mentale Prädispositionen bei Gründer:innen. Der Forscher Michael Freeman hat in Kooperation mit der UC Berkeley gezeigt, dass Gründer:innen besondere Persönlichkeitseigenschaften mit sich bringen, die sie einerseits dazu befähigen, kreative Ideen zu haben oder ein Unternehmen zu gründen und sich so als eine Superpower entpuppen, aber andererseits in gewissen Situationen auch zum Problem werden können.

So haben Gründer:innen sechs mal häufiger eine ADHS-Diagnose und elf mal häufiger eine bipolare Störung als andere. Wenn man weiß wie, kann man diese neuronalen Besonderheiten als Chance nutzen. Es benötigt also einiges an Persönlichkeitsentwicklung, Selbstreflektion und Kommunikationsfähigkeit, um als Gründer:in eine gute Führungskraft zu sein, im Gründer:Innen Team damit umzugehen und eine gesunde Organisation aufzubauen.

t3n: Scheitert ein Startup, so hat das nicht nur persönliche, sondern auch ökonomische Folgen.

Efken: Unbedingt. Wer ein erfolgreiches Startup aufbauen möchte, braucht gesunde, zufriedene Gründer:innen. Der durchschnittliche Return on Investment von mentalen Gesundheitsinterventionen am Arbeitsplatz liegt bei fünf zu eins. Unternehmen, die frühzeitig in die mentale Gesundheit ihrer Gründer:innen und Organisation investieren, wachsen doppelt so schnell.

Selbst wenn Investor:innen nicht persönlich an der mentalen Gesundheit ihrer Gründer:innen interessiert sind, sollten sie sich sehr genau damit auseinandersetzen, wenn sie an hohen Returns ihres Portfolios interessiert sind.

Wir sehen im Silicon Valley, dass führende Fonds bei Investmentmanager:innen nicht mehr nur auf hervorragende Excel-Skills, sondern verstärkt auch auf empathische Fähigkeiten achten. Denn ein zu analytisches, gestresstes Investment-Team wird selbst kaum in der Lage sein, Gründer:innen in emotional belastenden Zeiten unterstützend zur Seite zu stehen.

t3n: Was bietet ihr mit Accelerate Health an?

Efken: Einerseits sensibilisieren wir bei Accelerate Health Gründerteams für das unternehmerische Risiko, welches durch mentale Gesundheitsprobleme bei Gründer:innen entsteht, indem wir aufzeigen, welche besonderen Prädispositionen Gründerpersönlichkeiten mitbringen.

Zudem machen wir auf mögliche Warnsignale aufmerksam, die im Idealfall frühzeitig erkannt werden können. Bei unserer Arbeit geht es weniger um die Vermittlung von theoretischem Wissen, sondern vielmehr um die Bereitstellung von praktischen Tools für den Arbeitsalltag.

Wir bieten frühphasig für Gründer:innen-Teams Training und Coaching für Accelerator-Programme rund um das Thema Founder Mental Health an, und arbeiten späterphasig direkt mit Gründer:innen-Teams zu dem Thema in Formaten wie Peer-to-Peer-Kohorten, Masterclasses sowie persönlichen Coachings.

Außerdem arbeiten wir eng mit Investor:innen zusammen. Viele VCs behaupten, Gründer:innen-zentriert zu arbeiten. In den meisten Fällen handelt es sich dabei aber eher um einen Marketing-Claim als um eine gelebte Praxis. Wir erwarten auf verschiedenen Ebenen eine Veränderung: Bei der Founder Due Diligence werden bislang kaum spezialisierte Frameworks genutzt, um Gründer:innen-spezifische Persönlichkeitseigenschaften und Team-Fit systematisch zu erfassen.

Viele Methoden sind noch zu starr und rigide, was bedeutet, dass den Investor:innen einige der besten Gründer:innen entgehen oder sie toxische Persönlichkeiten dabei unterstützen, große Organisationen zu führen, und später mit Reputationsproblemen zu kämpfen haben. Auch werden bislang wenige Ressourcen in Assessments investiert, um zu erfassen, wie es den Gründer:innen geht und was bestehende Teams konkret benötigen, um als Gründer:in und als Führungsperson zu wachsen. Es ist ein wesentlicher Unterschied, ob Investor:innen lediglich in die Startups investieren oder auch in die Personen, die entscheidend zum Erfolg oder Misserfolg der Startups beitragen.

t3n: Ihr habt euch bislang gegen Geld von außen entschieden, ihr „bootstrapped“ also. Warum?

Efken: Das hat verschiedene Gründe: Erstens ist unser Geschäftsmodell von vornherein profitabel genug, um uns und unser Wachstum selbst zu finanzieren.

Zweitens wollen wir uns genug Zeit geben für die organische Produktentwicklung. Kund:innen und ihre Probleme wirklich bis in die Tiefe zu verstehen benötigt sehr viel Zeit. Leider kommt es immer wieder vor, dass externes Geld mit sehr kurzfristigen Wachstumserwartungen einhergeht. Langfristig führt das zu Problemen und zu einer nicht nachhaltigen Ressourcenverteilung.

Der Startup-Markt in Deutschland hat nicht wirklich eine Größe, um einen Business-Case mit Milliardenumsätzen in wenigen Jahren, wie er für viele Investor:innen notwendig ist, realistisch zu pitchen.

Mittlerweile weiß ich, dass es viele verschiedene Wege gibt, um ein Unternehmen zu gründen. Man muss den finden, der zu einem passt. Wir nehmen uns gerade für die ersten Schritte etwas mehr Zeit, um nachhaltige, skalierbare Lösungen zu schaffen, um dann mit Investor:innen ins Gespräch zu kommen, die unsere Mission teilen und an einer längerfristigen Kooperation interessiert sind.

t3n: Was habt ihr für 2023 und darüber hinaus geplant?

Efken: Neben der bestehenden Zusammenarbeit mit frühphasigen Gründer:innen-Teams in Acceleratoren wollen wir verstärkt mit Investor:innen zusammenarbeiten, die mentale Gesundheit und Persönlichkeitsentwicklung als strategisches Investment verstehen, an skalierbare Lösungen glauben und sich als Pionier:in am Markt positionieren wollen.

Um unser Angebot nachhaltig und langfristig weiterentwickeln zu können, suchen wir zudem geeignete Partner:innen und Investor:innen. Diese wollen wir mit technologiegestützten, psychologisch fundierten Tools und einer Menge an Menschlichkeit unterstützen, um die Startup-Welt nachhaltig zu verändern.

t3n: Wie stellst du sicher, dass du nicht wieder in ein Burn-out rutscht?

Efken: Neben einem deutlich besseren theoretischen Verständnis des Problems gestalte ich heute meinen Arbeitsalltag ganz anders als früher.

Unternehmertum geht fast immer mit einem hohen Level an Stress einher. Aber nur, wenn es mir gut geht, kann ich damit auch gut umgehen, klare Entscheidungen treffen und eine gute Führungskraft sein. Daher ist heute mein Wohlbefinden die Grundlage für meine Arbeit, nicht andersherum.

Außerdem habe ich im letzten Jahr viel innere Arbeit gemacht zum Thema Selbstwert. Wie viele Gründer:innen habe ich immer sehr viel Bestätigung aus meiner Leistung gezogen. Durch Meditation, Journaling aber auch Arbeit mit Psychedelics konnte ich das Stück für Stück verändern.

Natürlich nutze ich auch unsere eigenen Tools: Genau so, wie wir das mit unseren Coachees bei Accelerate Health machen, habe ich an den „4 Founder Key Mental Wellness Areas“ gearbeitet: Prevention, Troubleshooting, Communication und Relationships.

Ich bin deutlich achtsamer damit, wie ich meinen Tag gestalte, was mir Energie gibt und was mein energetisches Fundament stärkt. Wenn Probleme aufkommen oder ich überfordert bin, habe ich Techniken, um diese frühzeitig wahrzunehmen. Zudem habe ich ein sehr offenes, ehrliches Verhältnis zu meiner Geschäftspartnerin Natascha Prieß, was unglaublich viel Wert ist.

Ich habe mir bewusst ein starkes Support-System um mich herum aufgebaut, professionell und nicht professionell, was mir zuhört, mich stützt, frühzeitig auf Probleme hinweist und Hilfe bietet, wenn nötig. Dafür bin ich sehr dankbar.

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