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Analyse

PYUSD: So blicken Experten auf den Stablecoin von Paypal

Paypal will mit seinem neuen Blockchain-Projekt Potenzial im Web3 nutzen. Das Konzept hat allerdings wenig mit dessen Werten gemeinsam.

3 Min.
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Paypal bringt einen eigenen Stablecoin heraus. (Foto: Lets Design Studio/Shutterstock)

Bereits seit März 2020 bietet Paypal Zahlungen mit Kryptowährungen an. Nun folgt der eigene Stablecoin PYUSD. Damit ist Paypal das erste große Finanzunternehmen, das ein solches Kryptotoken anbietet.

Stablecoins sind Kryptotoken, die an einen anderen Vermögenswert gekoppelt sind. Im Fall von PYUSD verrät schon das Kürzel, dass es an den US-Dollar geknüpft ist. PYUSD soll ein vollständig abgesicherter und regulierter Stablecoin sein. Einlagen in US-Dollar, kurzfristige US-Staatsanleihen und Ähnliches sollen ihn absichern. Das Kryptotoken soll jederzeit in Dollar eingetauscht werden können, so das Versprechen des Unternehmens.

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Bereits berechtigte Kund:innen von Paypal können PYUSD kaufen, den Stablecoin anderen Accounts senden, damit Einkäufe bezahlen oder die Token zwischen ihrem Paypal-Account und Krypto-Wallets transferieren. Bisher ist das aber nur für US-Amerikaner:innen möglich.

Die Ankündigung des Stablecoin-Launches am Montag bewegte den Aktienkurs wenige Prozentpunkte nach oben. Im Vergleich zu den meisten anderen Titeln im Nasdaq-100-Index der amerikanischen Techbörse steht die Paypal-Aktie aktuell schlecht da: Ihr Kurs ist in den vergangenen zwölf Monaten um 33 Prozent gesunken.

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Während das Unternehmen nun nicht mehr wie während der Pandemie von einer erhöhten Anzahl an Onlinezahlungen profitiert, spricht der CEO Dan Schulman von „neuen Potenzialen“. Sie sollen im Blockchain- und Web3-Bereich liegen, heißt es in der Mitteilung zum Launch.

Stablecoins gibt es schon lange. Weltweit sollen Token im Wert von 126 Milliarden US-Dollar im Umlauf sein, schätzt Coingecko. Der größte Stablecoin ist Tether (USDT) mit einem Marktanteil von 62,7 Prozent, wie die Seite Defillama angibt. Paypal und sein Partner Paxos Trust nutzen die Ethereum-Blockchain für ihr zentralisiertes Konzept.

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Marktanteile von Stablecoins (Quelle: DeFiLama)

Marktanteile von Stablecoins. (Quelle: Defillama)

Kryptotoken eines zentralen Anbieters

Blockchain-Fans freuen die Bemühungen von Paypal. Schließlich hat der Konzern über 431 Millionen aktive Konten weltweit, die jetzt mit der Kryptowelt in Berührung kommen könnten. Doch entspricht der Stablecoin nicht den Werten, die sich die Krypto-Community auf die Fahnen schreibt.

„Man muss feststellen, dass die Einführung von Paypal als zentralem Spieler die ganze Idee dezentraler Blockchain-Anwendungen streng genommen ad absurdum führt“, sagt Sven Hildebrandt von der Börse Stuttgart. „Denn Paypal hat die gesamte Macht im System – anders, als es beispielsweise bei einem wirklich dezentralen System wie Bitcoin der Fall ist.“

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Über die Macht von Paypal diskutieren auch viele Krypto-Fans und Expert:innen auf Twitter und Linkedin. Dafür haben viele einen Blick in den Code von PYUSD geworfen, der öffentlich zugänglich ist. Demnach kann Paypal zum Beispiel Konten von Kund:innen nicht nur einfrieren, sondern auch „ausradieren“ (wipe). Die PYUSD-Token dieses:dieser Nutzer:in würden dann im äußersten Fall „geburnt“, also vernichtet. Ähnliche Funktionen finden sich auch bei staatlichen Projekten zu digitalem Zentralbankgeld.

Damit hat der Ausgebende Macht über die Token. Ein ganz anderes Konzept als das von dezentral angelegten Netzwerken. PYUSD könnte zeigen, dass Assets, die zwar auf der Blockchain-Technologie beruhen, aber von zentralisierten Anbietern ausgegeben werden, wenig mit Dezentralisierung und Transparenz zu tun haben.

Verlorenes Vertrauen nach dem Kollaps von Terra USD

Im Sommer vergangenen Jahres haben es Stablecoins bereits in die öffentliche Wahrnehmung geschafft, allerdings mit negativen Schlagzeilen: Eines der damals größten Projekte, Terra USD, kollabierte. „Seitdem werden Stablecoins mit besonderer Vorsicht betrachtet“, sagt Sven Hildebrandt. Wie andere Branchenvertreter glaubt er, dass ein renommiertes Unternehmen wie Paypal helfen könne, Vertrauen der Verbraucher:innen zurückzuerlangen.

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Vertrauen erhoffen sich auch viele durch staatliche Regulierung von Kryptowerten. In Amerika gibt es allerdings weder für Stablecoins noch für andere Token umfassende Regeln. „Krypto schlägt in den USA gerade hohe Wellen und es ist noch nicht ganz klar, welchen weiteren Kurs die SEC bei der aufsichtsrechtlichen Behandlung von Token einschlägt“, erklärt Kryptoexperte Peter Großkopf. Der Launch von Paypal in Amerika habe ihn überrascht. „Viele Projekte exkludieren aktuell den US-amerikanischen Markt.“

PYUSD auch in Europa?

Mehr regulatorische Sicherheit biete der europäische Markt: Um den Stablecoin in Deutschland und anderen Ländern der Europäischen Union anzubieten, braucht Paypal eine Zulassung der hiesigen Regulierungsbehörden. Laut Sebastian Omlor, Professor für Digitalisierungsrecht an der Universität Marburg, ein leichtes Spiel für den amerikanischen Konzern.

„Unter der Markets-in-Crypto-Assets-Regulierung der EU wäre PYUSD wahrscheinlich ein E‑Geld-Token“, sagt er. „Das bedeutet, dass er als reines Zahlungsmittel eingesetzt wird und sich statt auf einen Währungskorb nur auf eine einzige Fiatwährung, den US-Dollar, bezieht. Was laut den öffentlichen Plänen von Paypal zutrifft“, sagt Omlor.

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Dass Paypal und sein Partner eigentlich in den USA sitzen und reguliert sind, dürfte für den Konzern kein Problem sein. „Paypal ist in der EU bereits als Kreditinstitut tätig und könnte daher E‑Geld-Token unter MiCAR den Stablecoin einfach selbst ausgeben“, sagt Omlor. Ohne eine solche EU-Zulassung sei auch ein Umweg über eine Bank oder ein anderes Unternehmen möglich, das in der EU E‑Geld-Token ausgeben darf.

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