JP Morgan Chase, die US-amerikanische Bank und das weltweit drittgrößte an einer Börse notierte Unternehmen, hat eine Markenanmeldung für IndexGPT eingereicht. Der Chatbot soll Fragen zu Finanzen und Investments beantworten.
IndexGPT: Markenanmeldung erfolgt
Beim Patentamt der Vereinigten Staaten wurde am 11. Mai eine „Trademark/Service Mark Application“ (Deutsch: „Anmeldung einer Handels-/Dienstleistungsmarke“) eingereicht.
Die Marke wird dabei für drei Bereiche angemeldet: erstens Werbung sowie Geschäftsführung, -organisation und -verwaltung und zweitens Finanzdienstleistungen sowie Geldgeschäfte und Dienstleistungen von Banken. Der dritte Bereich ist die Bereitstellung zeitlich begrenzter Nutzung von nicht herunterladbarer Online-Cloud-Computing-Software, die künstliche Intelligenz für Computer-Software nutzt, die wiederum eine Auswahl von Wertpapieren und Finanzanlagen trifft – und SaaS-Anwendungen, die KI für generative, vortrainierte Transformer-Modelle im Bereich der Finanzdienstleistungen nutzen. Dazu gehören außerdem „SaaS-Dienstleistungen mit Software zur Analyse und Auswahl von Wertpapieren, die auf die Bedürfnisse des Kunden zugeschnitten sind“.
Es gibt noch keine genauen Details darüber, was der Chatbot alles können soll – JP Morgan Chase hat dazu noch kein öffentliches Statement abgegeben. Die Anmeldung lässt allerdings darauf schließen, dass der Chatbot primär zur Finanz- und Anlageberatung dienen soll.
Tool-Launch in naher Zukunft?
Der Markenanwalt Josh Gerben vermutet gegenüber CNBC: Wenn bereits ein Markenname beantragt wird, dann habe JP Morgan Chase ein potenzielles Produkt, das in naher Zukunft auf den Markt gebracht werden könne. Nicht nur würde ein Unternehmen wie JP Morgan Chase nicht aus Spaß einen Markennamen eintragen – IndexGPT muss auch innerhalb von drei Jahren nach Genehmigung auf den Markt gebracht werden, um sich die Marke zu sichern.
Über 300 Einsatzmöglichkeiten für KI
In einem Brief an die Aktionäre schreibt CEO Jamie Dimon: „KI und der Rohstoff, aus dem sie gespeist wird, nämlich Daten, werden für den künftigen Erfolg unseres Unternehmens entscheidend sein – die Bedeutung der Implementierung neuer Technologien kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden.“
Zudem hätte JP Morgan Chase aktuell bereits mehr als 300 KI-Anwendungsfälle in den Bereichen Risiko, Akquise, Marketing, Kundenerfahrung und Betrugsprävention. Dazu werde KI bereits in der Zahlungsverarbeitung und den Geldtransportsystemen weltweit eingesetzt.
Wie bei vielen KI-Tools kommt auch hier die Angst auf: Wird der Chatbot Finanzberater:innen ersetzen?
Finanz-Chatbots sind auf dem Weg
JP Morgan Chase ist dabei nicht das einzige Unternehmen, das auf Chatbots in der Finanzberatung setzt. So gibt es beispielsweise StockGPT vom Investmentmanager Alec Corum. Der Chatbot wird auf der Website als „KI-gestütztes Suchwerkzeug“ mit „Wissen über alle Gewinnmitteilungen aller SP500-Unternehmen für jedes verfügbare Quartal und Jahr“ beschrieben.
StockGPT wirbt damit, dass es keine Halluzinationen gebe, dass neue Berichte sofort hinzugefügt werden, sobald sie öffentlich verfügbar sind, und dass es in der Lage sei, ganze Branchen zu analysieren. StockGPT könne beispielsweise die Frage beantworten: „Wie hat die Inflation die Automobilbranche 2022 beeinflusst?“ StockGPT ist seit dem 25. Mai live und als Gratisversion mit eingeschränkten Features oder für 20 Dollar im Monat nutzbar.
Morgan Stanley hat zudem Mitte März bekannt gegeben, GPT-4 als Beratungs-Chatbot für Finanzberater:innen zu testen. Dabei greift der Chatbot auf Morgan-Stanley-Daten zu und soll große Datenmengen verarbeiten und in einer leicht verständlichen Antwort aufbereiten können – das wiederum solle den Finanzberater:innen helfen, ihre Klient:innen zu beraten.
Im April lag Fortune zudem eine interne Nachricht von Marco Agenti, Chief Information Officer bei Goldman Sachs, an die Engineering-Abteilung vor. Er schlug vor, mit ChatGS einen Chatbot zu erschaffen, der Bankangestellten helfe, Wissen zu speichern, und der ihre Fragen beantworten kann.
Auch in anderen Finanzbereichen sind Chatbots im Kommen: So entwickelte Ey beispielsweise mit Azure OpenAI und Microsoft Cloud einen Gehaltsabrechnungs-Chatbot – diesem können Angestellte unter anderem Fragen zu ihrer Gehaltsabrechnungen stellen.