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Glosse

Hey, Wow, Yep – macht sich niemand mehr ’nen Kopf um Markennamen?

Hey, Wow und Yep sind drei Beispiele für Produkte, deren Namen einfach umgangssprachliche Wörter sind. Wie einfallslos soll es denn noch werden?

3 Min.
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Ich warte auf ein UwU-Produkt, ich schwöre. (Foto: Little Black Cat/ Fotolia.com)


Sky Ticket hat ein Rebranding bekommen und heißt jetzt Wow. Hey ist ein Mail-Client und Yep eine neue Suchmaschine. Dmitry Gerasimenko, CEO von Ahrefs, sagte zum Namen Yep gegenüber dem Search Engine Journal: Das sei „nett“ und kurz und die Leute würden den nicht vergessen. Sei wohl aufgekommen, weil sie im Anime „Avatar“ immer „Yip-Yip“ rufen, wenn das Riesenflauschi fliegen soll. Ahja.

Ich hab da mal ’ne Frage: Wer glaubt ernsthaft, dass einsilbige umgangssprachliche Aussprüche gute Produktnamen sind? „Ich habe am Wochenende bei Wow Fußball geschaut“ wird original niemand sagen. Jetzt schriftlich sieht das schon Mist aus, aber sprich das mal laut aus. Na los, trau dich. Merkste selber, ne?

Mehr Irritation als alles andere

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Ähnlich ist das mit „Ich finde die Mail bei Hey nicht“ oder „Yep zeigt mir das nicht an“. Das ist vor allem so verwirrend, weil wir „Hey“, „Yep“ und „Wow“ immer in einem ganz anderen Kontext benutzen. „Hey“ ist eine Begrüßung oder etwas, womit wir auf uns aufmerksam machen wollen. Sprechen wir über den Mail-Client, meldet uns unser Sprachgefühl, dass da was an einer völlig falschen Stelle gelandet ist. Das klingt wie: „Ich habe eine E-Mail – Guten Tag! – versendet.“ Oder ich fühle mich, als wärst du meine Mutti, die mitten im Satz laut „Hey!“ sagt, weil sie merkt, dass ich gar nicht mehr zuhöre. Und „Yep“ ist eigentlich eine Zustimmung. Die Produktnamen werden aber nicht die ursprüngliche Bedeutung überschreiben. Wenn ich dich mit „Hey!“ begrüße, wirst du mich nie verwirrt fragen: „Was ist mit meiner Mail-App?“ Das heißt aber, dass die Irritation nie verschwinden wird. Ein Wiedererkennungswert lebt ja davon, dass eine Sache nur einmal besetzt ist.

Du kannst Begeisterung nicht erzwingen

„Wow“ ist besonders lahm, weil das Wort selbst eine positive Bewertung in Form von Begeisterung ist. In richtig schönem Marketingversagen wird hier Bullshit-Bingo-mäßig einfach „Sehr gut! Richtig geil!“ auf das Produkt getackert. Als würde es die Kund:innen blenden, dass Sky Ticket immer noch mau ist, nur weil es jetzt Wow heißt. Als würden sie schreiend auf und ab springen vor lauter Begeisterung und sich WOW in Großbuchstaben fühlen, nur weil das Produkt so heißt. Ich vertraue Banken und Versicherungen ja auch nicht, nur weil sie mir „Uns können Sie vertrauen!“ ins Gesicht brüllen. Im Gegenteil, die lauten Bekundungen machen mich skeptischer als alles andere.

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Kreativ ist anders

Wie einfallslos das auch ist – vor allem in Anbetracht des investierten Geldes. Gerade ein Rebranding ist ja schweineteuer. Wie kann ich mir das vorstellen, kam der Prakti morgens rein und sagte „Hey“, und die Chefin so: „Jawollo, so nennen wir unser Produkt!“ Was soll das denn auch bedeuten? Die Leute begrüßen sich ja auch in ihren E-Mails? „Hey“ ist für alle da, weil es auch alle sagen? Und „Yep“ – flieg los, kleine flauschige Suchmaschine, bring mir die Ergebnisse, zu denen ich Ja sage? Oder sage ich mit jeder Suche „Yep“ zu den Creator:innen? Es muss ja nicht jeder Name bedeutungsschwanger sein, aber von Bedeutung, Ästhetik oder Eingänglichkeit sollte mindestens eines erfüllt sein. Da es zu „Yep“ noch „Yes“, „Ja“, „Jawoll“, „Okay“ und weitere Synonyme gibt, sehe ich nicht, dass ich mir das länger als bis nächste Woche merke.

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„Jetzt noch gemüsiger“: 15 Tweets aus der PR-Hölle Quelle: iVector / Shutterstock

Immerhin kann ich Wow oder Yep wenigstens aussprechen. Für Dazn brauchte ich eine Anleitung (soll Da Zone heißen, also „in the zone“ im Sinne von Fokus) und es gibt eine Software, die ich ums Erbrechen nicht ergoogelt kriege, weil der Name irgendwas Unaussprechliches mit sehr vielen R oder M war – wenn du weißt, welche ich meine, sag Bescheid! Ich werde nicht mehr schlafen können, bis es mir wieder einfällt.

Aber gut, dann warte ich eben neben dem Wow-Streaming, der Hey-Mail und der Yep-Suche auf die UwU-Videokonferenz, das Nö-Terminplanungs-Tool und das Haha-Chatprogramm. Besonders freue ich mich aber auf das soziale Netzwerk Aha. Stelle ich mir super vor: Egal, was du postest – die einzige Reaktion, die ich auswählen kann, ist „Aha“.

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Arne Siebert

Und was passiert, wenn die Marken geschützt werden? Hey, dann krieg ich Post. Und Yep, es ist die Abmahnindustrie, da ich das Markenschutzrecht missachtet habe. Wow!

Antworten
Eckhard Trau

Und dann fang mal an, eine Erklärung für die Marke Goatpath zu finden. Ja, Ziegenpfad. Was macht die? Und warum heißt die so?

Marken sind manchmal echt lustig.

Antworten
Mathias Strobe

Es sind doch einfach nur Bezeichnungen für etwas, nicht mehr nicht weniger und vielleicht wird so eine Namensgebung auch noch zum Synonym? 1929 gab es bestimmt auch jemanden wie dich, jemand hat sich aufgeregt, gemeckert, dass es jemand wagte den Namen Tempo für Taschentücher zu wählen und damals gab es auch schon Autos und Tempo stand da bestimmt nicht für Taschentücher und heute? Viele bezeichnen das Taschentuch als Tempo und meinen damit nicht diese bestimmte Marke. Auch da gibt es andere Beispiele.

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